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Das Klima und der Landkreis


Autor: Hartmut Hessel

Bad Kissingen, Donnerstag, 13. Februar 2020

Über Klimaschutz und Energieverbräuche referierten Norbert Schmäling und Gunter Häckner im Hotel Tilman.
Norbert Schmäling hatte ein 100-Liter-Fass mitgebracht, das die jährliche Primärenergie eines Landkreisbewohners darstellen sollte.  Foto: Hartmut Hessel


Wie gut ist der Landkreis Bad Kissingen aufgestellt? Sind die nationalen Klimaziele zu erreichen? Können wir es schaffen, bis 2032 klimaneutral in unserer Heimat zu leben? Eine Antwort hatte Norbert Schmäling bei einer Veranstaltung auf Initiative der ÖDP im Hotel Tilman parat. Das Interesse war groß und der Saal vollbesetzt, was sich in der späteren Diskussion auch bemerkbar machte.

Bürgermeister Waldemar Bug aus Burkardroth übernahm die Moderation. Norbert Schmäling teilte sich sein Referat "Eine Zukunft für unsere Kinder. Wie der Landkreis Bad Kissingen seinen Verpflichtungen beim Klimaschutz gerecht werden kann" mit dem Ökostromfachmann Gunter Häckner aus Niederwerrn.

CO2 -Ausstoß und die Folgen

Die grundsätzliche Einführung ins Thema ist Allgemeingut. Der CO2- Ausstoß in die Atmosphäre ist höchst bedrohlich für den Planeten, manche sprechen bereits von einem Kollaps. Norbert Schmäling nennt den giftigen Abfall CO2- Deponie. Und die sei übervoll. Doch scheint die Menschheit noch von einer unheilvollen Sorglosigkeit geprägt zu sein. Das gelte auch für den Landkreis Bad Kissingen. Hier, wie überall sonst, seien nach Aussage des Referenten Politik und Wirtschaft in ein System von Bequemlichkeit eingebunden. Bloß möglichst wenig verändern, es soll den Menschen nicht weh tun. Dabei gebe es seit Jahren genügend Ansätze in den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Gruppen, die für eine Verbesserung des Klimas kämpfen und damit für einen schonenden Umgang mit dem Planeten. Umweltschutz-Vertreter aus dem Landkreis Bad Kissingen und dem Landkreis Rhön-Grabfeld haben dann auch in die Debatte mit ihren Argumenten eingegriffen.

Norbert Schmäling stellte die Klimawirklichkeit im Landkreis, genauer, den Primärenergiebedarf eines Landkreisbewohners pro Jahr eindrucksvoll mit einem 100-Liter-Fass vor. Pflanzenöl sei darin, was umgerechnet ca. 1000 Kilowattstunden ausmache. Tatsächlich aber braucht derzeit jeder der etwa 100 000 Menschen 43 Fässer, errechnet aus Strom, Mobilität und Wärme. Wenn in jedem der Bereiche bis 2032 Klimaneutralität geschaffen werden soll, brauche es zum Beispiel vier neue Windräder pro Jahr, fast nur noch Elektromoblilität, inklusive elektrifizierte Bahnstrecken, und die Wärme wird nur noch aus erneuerbaren Energien gewonnen. Das Ziel von null Emissionen wäre erreicht und die Bürgerinnen und Bürger benötigen dann nur noch 18 Fässer, bei dem gleichen Lebensstandard von heute.

Die sehr anschauliche Vortragsweise wurde von Gunter Häckner durch Hinweise ergänzt, was jeder Einzelne tun könne. Fossile Stromerzeugung bringe in den Kraftwerken zu zwei Dritteln Verluste, deshalb: "Dampfschwaden weglassen". Bei der Mobilität hieße das Schlagwort "Auspuff weglassen" und für die Wärme "Schornstein weglassen". Wichtig sei aber weiterhin, die Gebäude, vor allem ältere, zu dämmen. Da sei viel Luft nach oben.

Nach Meinung von Norbert Schmäling und der anwesenden Bundestagsabgeordneten Dr. Manuela Rottmann sei man im Landkreis Bad Kissingen für die Klimaziele noch bei den Lösungen des 20. Jahrhunderts, anstatt die Antworten des 21. Jahrhunderts zu finden. Als Beispiel wurde die Photovoltaiknutzung des neuen BBZ genannt. Der Vorstand der Energiegenossenschaft Münnerstadt nannte als Parallele die Sanierung der Mehrzweckhalle, bei der eine Sonnennutzung umfänglich nicht vorgesehen ist, mit aus seiner Sicht schwachen Argumenten. Die Probleme seien riesig, die Zeit bis 2032 umfasst zwei Wahlperioden, um die lokalen Klimaziele zu erreichen. Der lokalen Politik fehlten vielfach, neben dem Willen, die Instrumente zum Handeln. Da "nur" Freiwilligkeit nicht zielführend sei, um die Transformation auf den Weg zu bringen, seien staatliche Rahmenvorgaben unerlässlich. Die sollten dann aber auch restriktiv sein.