Druckartikel: Das Jahr 1872 war besonders unfallträchtig

Das Jahr 1872 war besonders unfallträchtig


Autor: Gerd Fleischmann

Stockheim, Freitag, 26. August 2016

In der Ausstellung "Schwarzes Gold II unter Neuhaus und Stockheim" vom 3. bis 16. September in der Neukenrother Zecherhalle sticht eine Dokumentation besond...
Berthold Schwämmlein


In der Ausstellung "Schwarzes Gold II unter Neuhaus und Stockheim" vom 3. bis 16. September in der Neukenrother Zecherhalle sticht eine Dokumentation besonders hervor: die Grubentoten aus 400 Jahren Bergbaugeschichte im Steinkohlenrevier Stockheim-Neuhaus-Reitsch. Während Ortsheimatpfleger Gerd Fleischmann in seinem Buch "Steinkohlenbergbau Stockheim-Neuhaus-Reitsch" im Jahr 1989 an die 50 verunglückte Bergleute aufgelistet hat, ist in der Zwischenzeit Heimatforscher Berthold Schwämmlein nicht untätig geblieben und hat in alten Dokumenten und Zeitungen nach weiteren Schicksalen geforscht.
Und die zeitraubende Suche war durchaus erfolgreich. Mittlerweile sind 99 Grubentote festgestellt worden. Den ältesten Fall registrierte Schwämmlein am 17. September 1795 mit Johann Köstner. Die Verunglückten stammen aus 32 Gemeinden. Dies verdeutlicht in besonderer Weise den hohen Stellenwert den diese Beschäftigung für Menschen im Frankenwald hatte, die auf diesen riskanten Broterwerb angewiesen waren. Ebenfalls waren die Flößer und die Schieferbergleute einem hohen Arbeits- und auch Gesundheitsrisiko ausgesetzt.
Bis zum heutigen Tag gehen die Knappen bei ihrer Arbeit in den Tiefen der Erde ein hohes Risiko ein.
Unter Tag lauert der Tod. Das war schon immer so. Der Berg gab viel, doch er forderte auch seinen Preis. Und der war sehr hoch. Selbst durch größtmögliche Sicherheitsvorkehrungen lassen sich Unglücksfälle nicht vermeiden. Aktuell ist China mit jährlich einigen Tausend Verunglückten Spitzenreiter.
Trotz großer Sicherheitsanstrengungen: Ein Restrisiko bleibt immer. Tragische Unglücksfälle sind Bestandteil der Bergbaugeschichte. Das war schon immer so, und es wird auch weiterhin so bleiben. Das größte Unglück im heimischen Revier ereignete sich am 5. September 1872 durch einen Grubenbrand auf der Zeche "Vereinigter Nachbar" in einer Tiefe von 120 Metern. Die traurige Bilanz: 14 Tote.


200 Meter tief in den Tod gestürzt

Das Jahr 1872 scheint besonders unfallträchtig gewesen zu sein, denn am 30. Januar riss im Sophienschacht bei Neuhaus das Seil des mit fünf Bergleuten einfahrenden Förderkorbes. Die Arbeiter stürzten an die 200 Meter in die Tiefe und fanden den Tod. Die Verunglückten waren Georg Friedrich Schreppel (Buch), Ernst Emil Fröber (Neuhaus), Conrad Scheler (Schierschnitz), Otto Rupp (Sichelreuth) und Johann Wilhelm Fischer. Nicht von ungefähr lautet ein altes englisches Sprichwort: "Wer in die Grube einfährt, weiß nicht, ob er schon ein Totenhemd auf dem Leibe trägt!" So sorgten immer wieder Hiobsbotschaften für Trauer, Leid und Entsetzen. Bei der Ausstellung in Neukenroth können aber auch die Ursachen, die zu diesen dramatischen Vorkommnissen führten, nachvollzogen werden. Kohlenstaubexplosionen, Kohlenbrände, Schlagwetterexplosionen, Wassereinbrüche, Gasausbrüche sowie Bergschlag sorgten - in Stockheim und weltweit - für negative Schlagzeilen. Sehr professionell hat Vitus Wagner die vielen Informationen auf anspruchsvollen Hinweistafeln technisch umgesetzt. gf