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Das Bürglaß-Schlösschen glänzt


Autor: Christiane Lehmann

Coburg, Dienstag, 23. November 2021

Coburg in Miniatur  Die Mitarbeiter der Wefa in Mönchröden haben das verfallene Gebäude wieder hergestellt. Jetzt wird der Trausaal noch originalgetreu nachgebaut.
Michael Kopelent hat an dem "neuen" Bürglaß-Schlösschen in Miniatur mitgebaut.


Baumeister Michael Kopelent ist stolz. Zu Recht. Das Bürglaß-Schlösschen, eines der Modelle aus der Ausstellung "Coburg in Miniatur" strahlt in neuem Glanz. Das alte war abgebröckelt - mehr noch, das Gebäude war Wind und Wetter ausgesetzt, Risse, Schimmel und Brüche ließen eine Restaurierung nicht mehr zu. Jetzt steht das neue Haus im ersten Stock der Wefa in Mönchröden, vor dem Eingang wehen die maßstabsgerechten Fahnen der Stadt Coburg und des Diakonischen Werkes.

Ob auch die Modelle der Ehrenburg, des Schlossplatzes, des Landestheaters, des Ketschentores und des Rittersteichschlösschens zu retten sind, bleibt fraglich. Ihr Zustand war erbärmlich, als sie vom Ausstellungsgelände im Garten der Ernstfarm demontiert wurden.

Die Coburg Stadt und Land aktiv GmbH hatte sich des Ensembles angenommen. Ehrgeizig und zuversichtlich setzten sich Annabelle Menzner und ihr damaliger Chef Stefan Hinterleitner für die Wiederherstellung der Miniaturgebäude ein. Eine Reportage im Tageblatt im Sommer 2018 hatte auf den miserablen Zustand des Ensembles aufmerksam gemacht. Mühsam war der Abbau der Gebäude, das Zerlegen in Einzelteile und der Transport in einen Leerstand im Steinweg. Traurig die Erkenntnis, dass die Modelle kaum erhalten werden können.

Großer Glücksfall

Als einen großen Glücksfall bezeichnete es Annabelle Menzer, dass am Tag der Städtebauförderung zufällig Michael Schäfer von der beruflichen Bildung der Wefa im Steinweg vorbeikam - und sich spontan in die Miniaturen verguckte. "Dass da viel Herzblut drinsteckt, habe ich auf den ersten Blick gesehen", erinnert er sich. "Ich wusste, wir haben die Möglichkeiten, die Modelle mit unseren Beschäftigten in der beruflichen Bildung zu sanieren", sagt er. Als dann auch noch der Leiter der Wefa, Matthias Emmer, vorbeikam und auch bei ihm der Funke für die Idee übergesprungen ist, war das Projekt schon fast eingetütet. Noch einmal drüber schlafen und dann war klar: Die Wefa steigt in das Projekt des Regionalmanagements ein. "Wir bringen die Manpower, Coburg Stadt und Land aktiv zahlt die Materialkosten!" Gesagt, getan.

Mit Leidenschaft an die Arbeit

Das Bürglaß-Schlösschen hat Einzug in die Wefa in Rödental gehalten. Schnell wurde deutlich, dass das Haus nicht zu sanieren ist. Die Männer, allen voran Projektleiter Michael Schäfer, entschieden sich für einen originalgetreuen Nachbau. Eine Mini-Kreissäge wurde angeschafft und eine Sandstrahlkabine gebaut.

Originalteile, wie der historische Balkon oder Details aus dem Trauzimmer, das beim Abnehmen des Dachs erst entdeckt wurde, wurden übernommen. Neu dagegen mussten die Fenster gezimmert werden. Einen ganzen Tag lang haben Michael Kopelent und Andreas Rath an den filigranen Holzmodellen gebastelt. Der Aufwand war enorm. Danach hat sich die Mannschaft entschlossen, die 32 Fenster in Gußharz zu gießen. Die Wefa in Niederfüllbach übernahm den Guss. Matthias Thunser, gelernter Schlosser mit pädagogischer Zusatzausbildung, tüftelte an der Zusammensetzung des Putzes.

Der Trausaal ist das Herzstück

Jetzt fehlt nur noch die Wiederherstellung des Trausaals, in den sich zwischenzeitlich Mäuse eingerichtet hatten. Der Parkettboden ist bereits fertig, der Untergrund und die Goldelemente für die Intarsien- und Wandmalereien sind gemalt. Fotos vom historischen Trausaal säumen den Grundriss. Gruppenleiterin Christine Rauchert-Bohla wird die Intarsien- und Wandmalerein nachzeichnen, ihre Kollegin Tanja Faustmann kümmert sich später um maßstabsgerechte Dekoration.

"Alle lernen am Modell", sagt Matthias Emmer. Es sei toll zu sehen, welche Fähigkeiten und Talente die Beschäftigten bei sich entdecken, welche Fragen aufgeworfen werden und mit welcher Begeisterung alle bei der Arbeit sind.