Das Aus fürs "Eckerl"
Autor: Philipp Bauernschubert
Thundorf, Sonntag, 27. Februar 2022
Tradition Das frühere Tanzlokal "Zum gemütlichen Eckerl" schließt für immer - das Aus kommt nach fast 60 Jahren.
Nach knapp 30 Jahren wurde das Gasthaus und frühere Tanzlokal "Zum gemütlichen Eckerl" in Thundorf nun endgültig geschlossen. Die Wirtsleute sind im Seniorenheim und auch im entsprechenden Alter, Gustav Braun ist 92 Jahre und Helmi 81 Jahre alt. Beide sind gesundheitlich nicht mehr belastbar.
Es war Mitte Juni 1963. als der damalige Junggeselle Gustav Braun dem Drängen seiner Thundorfer Kumpels nachgab und an der alten Weichtunger Straße (heute An der Lache) eine Kneipe eröffnete, das "Gemütliche Eckerl". Am 17. Juni 1963 begann die fast sechzigjährige Geschichte dieser Dorfwirtschaft. Die erste Spezialität waren Hähnchen vom Grill, die damals ein Renner waren und wöchentlich von einer Firma aus Nürnberg geliefert wurden. Das Bier kam von der Brauerei Hagenmeyer beziehungsweise deren Nachfolgebrauerei, dem Brauhaus Schweinfurt.
Der Hit waren die Bratwürste
An die Gaststube grenzt ein wunderschöner und weitläufiger Garten an, der damals im Sommer für Gartenfeste genutzt wurde. Noch heute erinnert sich Gustav, der am 22. April 2022 93 Jahre alt wird, an diese Zeit zurück. Josef Braun war damals der Grillmeister "Der hat die Bratwürste alle noch mit der Hand gedreht und war ein Meister seines Fachs."
Aber es lief am Anfang nicht alles glatt, Gustav war ja kein gelernter Wirt. Bei der Eröffnung sorgte eine Episode für Schmunzeln. Drei Freunde spielten am Nachmittag bei Sonnenschein im Garten Fußball. Anschließend hatten sie großen Durst und bestellten sich im Lokal jeder einen "Kalten Kaffee" oder auch "Spezi" genannt: Gustav wusste aber damit nichts anzufangen. Kurzerhand kochte er Kaffee, stellte ihn in den Kühlschrank, um anschließend "Kalten Kaffee" zu servieren.
In der Anfangszeit halfen Freunde und Verwandte tatkräftig mit, bis Gustav drei Jahre später seine Helmi aus Münnerstadt heiratete. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Regina, Peter und Rudolf. Sie haben inzwischen alle drei außerhalb Thundorfs ihre eigenen Familien gegründet.