"Dann kannst du dich totsaufen"
Autor: Susanne Will
Bad Kissingen, Freitag, 24. August 2018
Der Bad Kissinger Kinderbuchautor Thomas Mac Pfeifer war alkoholabhängig. Seit 32 Jahren ist er trocken. "Es geht nur, wenn du kapitulierst."
"Ich bete jeden Abend. Und mein erster Satz seit fast 32 Jahren ist: Danke Gott, dass ich nicht mehr trinken muss." Der Mann, der das sagt, ist der bekannte Kissinger Kinderbuchautor Thomas Mac Pfeifer. Der 74-Jährige hat auch in der Saale-Zeitung das Schicksal des früheren Radprofis Jan Ullrich verfolgt, der sich aktuell in der Suchtklinik Betty Ford in Bad Brückenau helfen lässt. "Ich bin zwar nicht Jan Ullrich, aber wenn Sie mit mir über meine Krankheit reden wollen, ich bin dazu bereit", schrieb er an die Saale-Zeitung. Mit großer Offenheit spricht er über die Zeit, die ihn fast das Leben gekostet hätte.
Den Pegel halten
Seit sieben Jahren wohnt Mac Pfeifer, wie ihn alle nennen, in Bad Kissingen. Dort schreibt er Kinderbücher, das elfte mittlerweile. Eines wurde sogar in 45 Sprachen übersetzt. Früher lebte er den hektischen Alltag eines Chefreporters bei der Berliner "BZ", einer Boulevardzeitung. Da hing er schon längst an der Flasche. Sein Alltag: Den Pegel erreichen, damit er leben konnte - oder das, was er als Alkoholiker dafür hielt.
"Es steigert sich unmerklich", erinnert er sich an die Anfangsjahre seiner Trinkerkarriere. In einer Gesellschaft, die Alkohol toleriert, oder noch fataler, in der der Abstinenzler aus der Rolle fällt, war der Weg zum täglichen Schluck kurz. "Und dann bemerkst du, dass hier etwas falsch läuft. Du fängst an, am Wochenende mal nicht zu trinken. Oder unter der Woche nicht, dafür bettelst du dich dem Freitag entgegen. Es ist ein einziger Beschiss."
Hundertmal selbst entzogen
Hundertmal, sagt er, habe er selbst entzogen, jedes Mal ein Martyrium, allein, es hielt nicht lange an. Als seine Frau mit dem Sohn schwanger war, schwor er, während der neun Monate keinen Tropfen anzurühren.
"Und ich habe das geschafft. Bis mein Sohn auf die Welt kam." Im Anschluss an die Geburt ging er nach Hause, öffnete den Kühlschrank und pumpte zwei Flaschen Champagner quasi auf ex in sich hinein. "Als mich meine Frau am nächsten Tag mit glasigen Augen sah, war ihr alles klar."