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Dankbarkeit für Roland Kluttig


Autor: Dr. Carolin Herrmann

Coburg, Dienstag, 11. Dezember 2018

Der Coburger Oberbürgermeister Norbert Tessmer und die Leitung des Landestheaters äußerten sich zum überraschenden Wechsel des Generalmusikdirektors an die Oper Graz. Es bleibt Zeit für eine geordnete Nachfolge.
Das Philharmonische Orchester des Landestheaters Coburg braucht einen neuen Chefdirigenten.  Fotos: Sebastian Buff/ Carolin Herrmann


Carolin Herrmann "Das ist kein Grund für mich, vor Freude über den Tisch zu springen." Trotzdem bemühte sich Oberbürgermeister Norbert Tessmer bei der gestrigen Pressekonferenz zum überraschenden Wechsel des Coburger Generalmusikdirektors Roland Kluttig an die Oper Graz (siehe Tageblatt vom 8./9. Dezember), die positiven Aspekte zu betonen. Wenn Künstler aus Coburg an größere Häuser geholt werden, so wie es auch bei Bodo Busse war, sei das stets auch "eine Auszeichnung für uns, für unser Theater."

Roland Kluttig habe das Philharmonische Orchester des Landestheaters in den zehn Jahren seines Wirkens hier zu einem hervorragenden Klangkörper entwickelt, der sich auch mit größeren und bedeutenderen Orchestern messen könne. Dass er jetzt an ein renommiertes Haus wechselt, das doppelt so groß ist wie das Coburger und dreimal so viel Publikum verzeichnet, sei ihm nicht zu verübeln. Dass Kluttig erst in anderthalb Jahren gehe, ermögliche eine gute Nachfolgeregelung.

Der neue Intendant des Landestheaters, Bernhard Loges, verwies darauf, dass man es kaum als überraschend bezeichnen könne, wenn Kluttig, der das Haus zehn Jahre in diesem Maße geprägt habe, irgendwann gehe.

Verwaltungsdirektor Fritz Frömming bezeichnete es als "total ungewöhnlich", wie Roland Kluttig mit seinem Gespür für Menschen mit den Kollegen zusammengewirkt habe. Bei aller Trauer über seinen kurzfristigen Entschluss gelte ihm vor allem Dank, so alle drei Sprecher.

Überraschendes Angebot

Roland Kluttig selbst machte deutlich, wie schwer ihm die Entscheidung gefallen sei, die er tatsächlich erst am Freitagvormittag endgültig getroffen habe. "Was wir hier gemeinsam aufgebaut haben mit Bodo Busse und fortgeführt mit seinem Nachfolger Bernhard Loges, intern wie in der Beziehung zur Stadt, das ist ziemlich einzigartig. Das wird für mich eine der schönsten Zeiten meines künstlerischen Lebens bleiben."

Das Angebot aus Graz, wo Kluttig im März dieses Jahres die Produktion von Paul Dukas' "Ariane et Barbe-Bleue" geleitet hatte und wo er 2019 für "König Roger" von Karol Szymanowski verpflichtet wurde, sei sehr überraschend gekommen. Die Grazer Oper hatte erst im letzten Jahr eine neue Chefdirigentin geholt. Er habe angenommen, so Kluttig, weil er in Graz doch noch weiter reichende Repertoire-Möglichkeiten hat. "Das Opernhaus Graz ist nach der Wiener Staatsoper das zweite Haus in Österreich. Das Orchester hat hundert Mitglieder, der Chor ist doppelt so groß wie in Coburg."

Kluttig zeigte sich überzeugt, dass es mit dem Landestheater Coburg trotz bevorstehender Generalsanierung und sonstiger Probleme "sehr gut weitergehen wird. Denn es ist bestens aufgestellt." - Einmal abgesehen von den räumlichen Bedingungen. "Ich bin weltweit garantiert der einzige GMD ohne eigenes Büro. Das nur zu den kritischen Fragen, warum das Landestheater jetzt so viel Platz braucht."

Da Kluttig erst zur Spielzeit 2020/21 nach Graz wechselt, ist ausreichend Zeit, "sich zusammen mit dem Theaterausschuss erst mal klar zu werden über die Verfahrensregeln der GMD-Suche", so Verwaltungsdirektor Frömming. An Kandidaten mangele es nicht, auf Coburg hätten viele ein Augenmerk. Er könne sich vorstellen, dass man die Symphoniekonzerte im nächsten Jahr öffnet für Gastdirigenten, so dass nicht nur das Orchester in die Entscheidung einbezogen wird. Auch das Publikum könne in der Endphase Anteil nehmen.