Dankbar für die Aufnahme
Autor: Johanna Blum
Höchstadt a. d. Aisch, Montag, 12. Oktober 2020
Alireza Mohsenni sah für sich keine Zukunft mehr in seiner Heimat Afghanistan. Er flüchtete und will nun in Deutschland Fuß fassen. Sein Plan: Ausbildung abschließen, eine Familie gründen. Und er sucht eine bezahlbare Wohnung.
Der 19-jährige Alireza Mohsenni stammt aus Afghanistan und hat in seinem jungen Leben schon eine weiten Weg zurückgelegt. Er kommt aus dem kleinen Dorf Hotqool nahe von Gumbat, in der Region Ghazni, südlich von Kabul, ungefähr 6000 Kilometer von Höchstadt entfernt.
"Vor zwei Jahren wurde mein Dorf vom IS angegriffen", erzählt er. In der Heimat hatte er die Gesamtschule besucht, aber nicht abgeschlossen. Bereits im Alter von etwas mehr als 13 Jahren machte er sich auf den Weg und verließ seine Heimat, die Eltern, eine Schwester und einen Bruder. "Ich sah für mich keine Zukunft mehr zu Hause."
Alleine, ohne Freunde, schloss er sich einer Gruppe von Gleichgesinnten an und es ging mit dem Auto, aber meist zu Fuß, auf oft beschwerlichen Wegen, einer ungewissen Zukunft entgegen. Seine Reise führte ihn über Pakistan, Iran, Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn bis nach Österreich. Der Weg war gefährlich und schwierig. "Unterwegs sind viele meiner Weggefährten gestorben, sei es erfroren oder verunglückt", erinnert er sich. "Eigentlich wollte ich von Österreich aus nach Schweden, denn von diesem Land hatte ich viel Gutes gehört", erklärt er in erstaunlich gutem Deutsch.
Aber dann kam er nach Deutschland, erst nach Würzburg und dann nach Aisch, wo er in einer Wohngemeinschaft für unbegleitete Flüchtlinge Unterschlupf fand. Von einem Onkel, der in England lebt, hat er sich Geld ausgeliehen. In Höchstadt besuchte er die Ritter-von-Spix-Schule und legte erfolgreich seinen Quali ab.
Im zweiten Lehrjahr
Nun ist er im zweiten Lehrjahr bei einer großen Firma in Höchstadt und wird zum Verfahrensmechaniker ausgebildet. "Ich habe mich ganz normal beworben und wurde sofort als Lehrling angenommen", erklärt Alireza stolz.
Eigentlich ist er mit dem, was er bis jetzt erreicht hat, schon recht zufrieden. Sein Wunsch ist es, die Lehre gut abzuschließen und dann bald eine Familie zu gründen. Wichtig ist ihm aber im Moment, eine kleine Wohnung in Höchstadt, Gremsdorf oder Adelsdorf zu finden, die auch bezahlbar ist.
Seit die Gemeinschaftsunterkunft in Aisch aufgelöst wurde, wohnt er bei Familie Schmidt in Aisch. "Und dafür bin ich sehr dankbar", strahlt er. Zu Beginn seiner Odyssee litt er stark unter Heimweh. Aber jetzt ist es erträglich. Mit dem Handy ist er stets über WhatsApp mit seiner Familie in Kontakt. Für immer in die alte Heimat zurückzugehen kann er sich im Moment nicht vorstellen. "Vielleicht wenn die Verhältnisse besser sind", meint er hoffnungsvoll.