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D'Andrea: "Die 3. Liga ist möglich"


Autor: Martin Kreklau

Neudrossenfeld, Mittwoch, 30. März 2016

Gerade erst haben die N. H. Young Volleys den Aufstieg in die Regionalliga perfekt gemacht, schon träumt Trainer Marc d'Andrea von neuen Ufern. Das ist nur ein Indiz dafür, wie überzeugt er von seiner Mannschaft ist.


Die Volleyballerinnen aus Neudrossenfeld und Hollfeld haben etwas Historisches vollbracht: Sie sind als Meister der Bayernliga in die Regionalliga aufgestiegen - so hochklassig hat bislang noch kein Team aus dem Raum Kulmbach gespielt. Meistermacher ist der 27-jährige Marc d'Andrea, der während seiner Zeit an der Sporthochschule in Köln ein Zweitliga-Team als Co-Trainer betreut hat. In Bayreuth arbeitet der gebürtige Westfale an seinem Master und möchte während dieser Zeit gerne weiter die N. H. Young Volleys betreuen, ein Team, in dem er viel Potenzial sieht. Im Interview spricht d'Andrea über sein Erfolgsrezept, Derbys in der Regionalliga und darüber, was mit dieser Mannschaft alles möglich ist.

Als Sie Trainer wurden und die Mannschaft zum ersten Mal spielen sahen - dachten Sie, dass Sie mit dem Team so weit kommen?
Marc d'Andrea: Ja, ich war mir sicher, dass wir oben mitspielen. Auf dem Niveau ist es so, dass man mit relativ wenig Veränderung relativ schnell vorankommt. Die Spielerinnen haben alle Talent, sonst wären sie nicht in dieser Liga, aber meistens sind sie taktisch nicht besonders gut ausgebildet oder haben wenig Struktur. Da kann man mit zwei, drei Veränderungen an der Technik schon viel schaffen.

Welche taktischen Maßnahmen waren das?
Wir haben uns, anders als viele andere Mannschaften, intensiv auf den Gegner vorbereitet. Ich bin durch ganz Nordbayern gefahren und habe mir angesehen, wie unsere Kontrahenten spielen. Wenn dann zum Beispiel ein bestimmtes Abwehrsystem gespielt wurde, dann haben wir uns im Angriff direkt darauf vorbereitet. Ansonsten haben wir taktisch versucht, variabler zu spielen.

Kann man auf diesem Niveau davon ausgehen, dass der Gegner an seiner Taktik festhält?
Ja, das ist der Unterschied zum unteren Niveau, wo viele Trainer nicht genau wissen, was sie machen und auch permanent etwas verändern. Auf dem mittleren Niveau, das bis in die 2. Liga geht, behält man in der Regel die Strategie bei. Da dauert es relativ lang, bis etwas verändert wird. Aber wenn ich das als Trainer weiß, kann ich das nutzen, um einen Schritt voraus zu sein: Wie kann ich reagieren, wenn der Gegner etwas verändert?
Wie ist die Regionalliga im Vergleich zur Bayernliga sportlich einzuschätzen?
Was vor allem anders sein wird, ist die Geschwindigkeit und die Abschlaghöhe. Beim Volleyball ist die Größe wichtig, und in der Regionalliga spielen viele größere Spielerinnen, die dafür nicht ganz so viel Talent haben. Technisch und taktisch ist das Niveau ähnlich wie in der Bayernliga. Ich habe mir bereits sechs Mannschaften angesehen - ich glaube, ich kann das beurteilen.

Inwieweit müssen Sie die Mannschaft verändern?
Wir verändern nicht viel. Wir machen weiter unser eigenes Ding. In der Saisonvorbereitung werden wir verstärkt die Hauptschwerpunkte, also Annahme und Aufschlag, trainieren - das ist im Volleyball das Wichtigste. Das ist die einzige richtige Umstellung, weil da wirklich etwas Neues kommt. Aber wir müssen die Mannschaft nicht besonders auf die neue Liga vorbereiten.

Wird es Zu- oder Abgänge geben?
Es kann durchaus sein, dass wir Abgänge haben - das klärt sich aber erst im Juli. Ansonsten werden wir Spielerinnen aus der Jugend aquirieren. Wir werden keine Externen dazuholen, wenn sich nicht zufällig etwas ergibt. Das ist für die Regionalliga nicht nötig. Unser ganzer Verein ist darauf aufgebaut, die Jugend zu fördern. Deshalb wird allerdings die zweite Liga für uns nie möglich sein, denn dann bräuchten wir immer Nachwuchsspielerinnen, die mindestens 1,80 Meter groß sind, und die hat man in einem Ort mit 3000 Einwohnern nicht. Das Limit ist also 3. Liga.

Die 3. Liga liegt also aus Ihrer Sicht für das Team im Bereich des Möglichen?
Ja - auch wenn das bei uns im Verein vielleicht nicht jeder so sieht. Ich habe jetzt so viele Ligen und auch Aufsteiger in die 2. Liga gesehen - es geht um physische Aspekte und um Talent, also zum Beispiel Größe und Sprungkraft. Ich glaube schon, dass wir das schaffen könnten.

Gibt es für die Regionalliga Auflagen, die problematisch werden könnten?
Nein, ich glaube es gibt keine Auflagen, die wir nicht auch jetzt schon hätten. Ab der 2. Liga wird der Hallenboden eingefärbt, die Hallenhöhe ist ab der 3. Liga interessant. Für die Regionalliga sind wir gut ausgestattet, wir haben eine der besten Hallen für Volleyball in Oberfranken.

Was ist mit dem finanziellen Aufwand? Es müssen ja teilweise Strecken von bis zu 360 Kilometern bewältigt werden.
Unter dem Strich ist das kein Problem: Über die gesamte Saison sind es um die 800 Kilometer mehr. Die langen Strecken fahren wir auf jeden Fall mit dem Bus, wie in dieser Saison auch, damit die Spielerinnen halbwegs gemütlich ankommen. Wir werden aber nicht anfangen, irgendwo zu übernachten. Die Lizenzgebühren und die Kosten für die Schiedsrichter sind zwar höher, aber auch diese Mehrkosten halten sich in Grenzen.

Hat der Erfolg das Interesse von potenziellen Sponsoren verstärkt?
Das ist in dieser Saison schon echt gut angelaufen, wir haben schon während der Runde fünf weitere Sponsoren gefunden. Gleich als ich angefangen habe, ist ein Autohaus mit eingestiegen, das mir ein Fahrzeug zur Verfügung stellt, damit ich nach Neudrossenfeld komme. Momentan sind noch zwei weitere Sponsoren im Gespräch, ich gehe davon aus, dass da noch das eine oder andere folgt. Ich denke, dass wir damit die Mehrkosten auf jeden Fall decken können.

In der Regionalliga spielen drei weitere fränkische Team: Erlangen, Ansbach und Bamberg. Sehen Sie Potenzial für ein richtig rassiges Derby?
Erlangen und Ansbach waren in der Vorsaison bei uns in der Liga. Das hat dann schon einen besonderen Charakter, wenn man zeigen kann, wer sich besser entwickelt hat. Beide Teams hatten in der Hinrunde Probleme, Ansbach kann sogar noch absteigen. Erlangen hat eine richtig gute Mannschaft, wir konnten in den vergangenen Spielen nie gegen sie gewinnen - das wird für die Spielerinnen eine ganz besondere Motivation sein. Gegen Bamberg wird es natürlich ein Derby, es ist die einzige andere Mannschaft aus Oberfranken. Wir haben immer 100 Zuschauer oder mehr, und wenn man ein Spiel gegen eine Mannschaft aus der Nähe hat, dann wird da schon ganz gutes Derby-Feeling sein.

Das Gespräch führte
Martin Kreklau