Dampfkran wird zur Mini-Lok
Autor: Werner Reißaus
Neuenmarkt, Mittwoch, 22. August 2018
Die einzigartige Multifunktionsmaschine soll in Zukunft regelmäßig die Besucher des DDM erfreuen.
Bei einer Versuchsfahrt am Kohlenhof des Deutschen Dampflokomotiv-Museums sollte dieser Tage demonstriert werden, dass der Demag-Dampfkran auch als Kleinlokomotive für den Verschiebedienst geeignet ist. Und der Versuch verlief zur Freude aller Beteiligten erfolgreich.
Gekommen war auch der frühere Regierungsdirektor Bernd Arnal, der den 1927 gebauten Koloss wie kein anderer kennt. Es handelt sich um den einzigen noch betriebsfähigen Dampfkran seiner Art in Deutschland, der noch bis 1973 im Deggendorfer Hafen im Einsatz war. Zum Rangieren von Güterwagen war ein handgebremster Schutzwagen erforderlich, der bei der Versuchsfahrt mit einem normalen Güterwaggon gekoppelt war.
Mehr als nur Kohleschaufeln
Im Bahnbetriebswerk gab es Kräne für die verschiedensten Aufgaben. Die meisten luden Kohle in die Loks und schaufelten Schlacke aus. Der Demag-Dampfkran konnte als Besonderheit sogar selbst fahren. Er konnte jedes Gut ohne mühsames Herumrangieren an die dafür vorgesehene Ladestelle bringen. Hierfür brauchte es keine Rangierlokomotiven mehr.
Bernd Arnal, der 1978 die Überführung des Dampfkrans von der vorübergehenden DDM-Außenstelle in Thurnau nach Neuenmarkt maßgeblich vorangetrieben hatte, stellte damals schnell einen technikgeschichtlichen Zusammenhang her: "Dampfbetriebene Arbeitsgeräte wie Kräne und Bagger beherrschten in der Frühzeit des industriellen Aufbruchs Verkehrsanlagen, Baustellen und auch Bahnbetriebswerke, in Deutschland noch bis hinein in die sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Danach verschwanden sie schnell und gingen den Weg des alten Eisens, sie wurden verschrottet."
Einem glücklichen Umstand und dem engagierten Einsatz einiger Idealisten sei es zu verdanken, dass der Dampfkran als einziger dieser Ausführung für die Nachwelt erhalten werden konnte, so der Experte.