Damit Orte nicht zum "Donut" werden
Autor: Eckehard Kiesewetter
LKR Haßberge, Donnerstag, 05. März 2020
Die elf Kommunen der Baunach-Allianz haben ein Programm aufgelegt, um die Ortskerne zu beleben, Leerstände abzubauen und vorhandene Bauflächen besser zu nutzen. Beratung, eine Immobilienbörse und ein Förderprogramm sollen helfen.
Eckehard Kiesewetter Die inneren Werte zählen. Das trifft nicht nur für Menschen zu, sondern sollte auch für die Orte gelten, in denen sie leben. Zumindest wenn man nachhaltig denkt, weniger Bauplätze im Außenbereich versiegeln und stattdessen die leer stehenden Immobilien in den Ortskernen nutzen und diese wiederbeleben will. Diesem Anliegen hat sich die Baunach-Allianz verschrieben, ein Zusammenschluss von elf Gemeinden. Mitglieder sind die Städte Baunach und Ebern, die Marktgemeinden Maroldsweisach und Rentweinsdorf sowie die Gemeinden Reckendorf, Itzgrund, Untermerzbach, Lauter, Kirchlauter, Pfarrweisach und Gerach.
Wie das Leerstandsmanagement vorbildlich gelingen kann, beweisen die Erfolge der Hofheimer Allianz, inzwischen aber auch zahlreiche (teils mit erheblichen staatlichen Mitteln geförderte) Sanierungsprojekte in den Baunach-Allianzgemeinden. Musterbeispiele sind das Lechner-Anwesen in Baunach, das Schumacherhaus sowie Anwesen in der Rosengasse und in Klein-Nürnberg in Ebern oder die Synagoge in Reckendorf.
Drei Maßnahmen
Nach dem Vorbild der Hofheimer haben die Mitgliedsgemeinden der Baunach-Allianz jetzt weitere Impulse für die Innenentwicklung beschlossen: Immobilienbörse, Bauberatung und ein kommunales Förderprogramm (siehe Infokasten).
Auch wenn der Bauboom anhält und viele Menschen aus den Städten ein Haus auf dem Land suchen, prognostiziert das bayerische Landesamt für Statistik für das Allianz-Gebiet noch immer eine Überalterung und einen Bevölkerungsrückgang. Laut Felix Henneberger, der die Allianz seit Juli 2018 als Manager betreut, soll die Bevölkerungszahl in den elf Gemeinden von rund 27 200 Einwohnern im Jahr 2014 auf rund 26 200 im Jahr 2028 sinken; der Anteil von Menschen im Rentenalter soll von 19 auf 27 Prozent steigen.
Henneberger verweist auf eine vertrackte Entwicklung, den sogenannten Donut-Effekt: Neubau und Modernisierung finden überwiegend am Ortsrand statt. Die Folge sind vereinzelte Leerstände in den Ortskernen, einhergehend mit Sanierungsstau und einem Bedeutungsverlust für die Ortsmitte. An einem Ort mit Leerstand entsteht oft weiterer Leerstand. Das Umfeld wird als Wohn- und Gewerbestandort unattraktiv. So kann - vergleichbar einem Donut - ein "Loch" direkt in der Ortsmitte entstehen.
"Dem wollen wir rechtzeitig entgegenwirken", erklärt Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann, der Vorsitzende der Baunach-Allianz: "Wir bitten die Eigentümer von leer stehenden Gebäuden und Anwesen in den Orten, diese zum Verkauf anzubieten." Seien die Anwesen erst auf dem "Markt", fänden sie auch Käufer und Nachnutzer. Im Eberner Stadtteil Albersdorf zum Beispiel seien auf diese Weise in kurzer Zeit vier Anwesen neu belegt worden.