Druckartikel: Damit die Kissen weiter Trost spenden

Damit die Kissen weiter Trost spenden


Autor: Stephan Stöckel

Untersteinach, Dienstag, 30. April 2019

Die Gruppe "Elixier" und "Das Eich" haben ein Herz für krebskranke Menschen. Sie gestalten am Samstag, 18. Mai, einen Benefizabend im Kleinkunstbrettla.
Unter dem Motto "Musik für's Herz" steigt am 18. Mai im Untersteinacher Kleinkunstbrettla ein Benefizabend zugunsten der Herzkissenaktion des Brustzentrums am Kulmbacher Klinikum. Darüber freuen sich (von links) Michael Krug, Diana Miskolci und Sandra Krug.  Fotos: Stephan Stöckel


Freudentränen kullern über ihre Wangen, so wie an jenem Tag, als sie in der Küche saß, das Telefon klingelte und sie zum ersten Mal von dem Benefizabend erfuhr. "Ich spürte sofort, da ist jemand der genauso fühlt wie ich und auch etwas Gutes tun möchte", sagt Diana Miskolci mit tränenerstickter Stimme. Dass die von ihr initiierte Herzkissen-Aktion des Brustzentrums am Klinikum Kulmbach immer größere Kreise ziehen würde, das hätte sich Miskolci vor fünf Jahren nicht träumen lassen.

Ein Strahlen huscht über das Gesicht der Anruferin, die neben ihr sitzt. Sandra Krug aus Ludwigschorgast freut sich wie eine Schneekönigin, wie toll die gemeinsam mit ihrem Mann Michael ausgeheckte Idee ankommt. Beide Frauen teilen dasselbe Schicksal. Die Diagnose Brustkrebs veränderte mit einem Schlag ihr Leben. Beide halten in ihren Händen ein Herzkissen, das ihnen in schweren Zeiten Trost gespendet hatte.

Voller Stolz halten sie das Plakat für die Benefizveranstaltung am Samstag, 18. Mai, im Untersteinacher Kleinkunstbrettla für einen Fototermin in der Hand. Unter dem Motto "Musik für's Herz" wird nicht nur die Gruppe "Elixier" ab 19.30 Uhr im Gesangbuch der deutschen Pop- und Rockmusik blättern. Auch Kulmbachs entspannter Franke, Stefan Eichner, besser bekannt als "Das Eich" wird auftreten. Joffrey Streit, bekannt von Radio Plassenburg und TV Oberfranken, wird die Veranstaltung moderieren.

Von dem Abend soll eine Botschaft ausgehen. "Wir wollen das Tabuthema Krebs ins Rampenlicht der Öffentlichkeit holen", spricht Krug ihrem Ehemann und Miskolci aus der Seele. Ihren 38. Geburtstag im Dezember 2016 wird Sandra Krug ein Leben lang in Erinnerung behalten. Es war der Tag, an dem sie ihren Tumor ertastete. Drei Tage später folgte die Diagnose Brustkrebs. "Für mich blieb für einen Moment die Welt stehen."

Bei der Aufnahme ins Klinikum Kulmbach bekommt sie von einem Psychoonkologen ein Herzkissen geschenkt, das für sie mehr ist als ein Seelentröster. Es hat auch einen medizinischen Nutzen. "Es soll den Lymphfluss anregen und bei Frauen, denen die Brüste abgenommen wurden, als Stützkissen dienen", erklärt Sandra Krug. Zudem würden die Kissen Druckschmerzen lindern und bei der Entstauung der operierten Seite helfen, ergänzt Miskolci.

Aufgeben war für die zwei starken Frauen, die aus ihrem Glauben Hoffnung schöpfen, keine Option. Durch die Krebserkrankung fand Miskolci, die selbst nicht nähen kann, zu einer neuen Lebensaufgabe. 2014 war ihr in Marktredwitz der Tumor entfernt worden. Ein Herzkissen wurde zu ihrem steten Begleiter in schwerer Zeit. Während der Chemotherapie am Klinikum Kulmbach kam sie auf die Idee, solche Kissen anfertigen zu lassen. Zunächst nähte nur ihre Mutter Brigitte Schorr. Inzwischen ist das Nähteam auf 15 Personen angewachsen. Seit kurzem werden auch Taschen genäht, in denen Erkrankte diskret ihre Drainagebeutel unterbringen können.

Auch in fünf Mittelschulen im Landkreis Kulmbach (Neuenmarkt, Neudrossenfeld, Max-Hundt-Schule Kulmbach, Stadtsteinach und Ziegelhütten) wurde schon fleißig genäht. Miskolci packte die Gelegenheit beim Schopf und stellte in den Schulen ihr Buch "Ich - nur ein bisschen anders" vor. Das Werk, von dem nur ein Exemplar existiert, war für sie wie eine Art Selbsttherapie. Ein Jahr lang dokumentierte sie in Bildern ihre Krankheit. "Ich lernte mich so anzunehmen, wie ich war", sagt die Himmelkronerin, die keine Probleme damit hatte, kahlköpfig über den Klinikflur zu gehen.

Nachdem das Schlimmste überstanden war, reifte in Sandra Krug und ihrem Ehemann Michael der Gedanke, eine Benefizveranstaltung ins Leben zu rufen. "Mit unserem Benefizabend wollen wir den ehrenamtlichen Näherinnen Wertschätzung entgegenbringen und dafür sorgen, dass es mit der Aktion weitergeht", sagt Michael Krug.

Nach Auskunft von Miskolci wurden seit 2014 insgesamt 950 Kissen für Frauen und Männer genäht. Der Erlös der Veranstaltung fließt unter anderem in den Kauf von Nadeln, Stoffen und Füllwatte. Im Zusammenhang mit der Veranstaltung wollen die zwei Frauen allen Betroffenen aber auch vermitteln, dass man einer Krebserkrankung auch etwas Positives abgewinnen kann. "Ich lernte wieder, mir selbst etwas Gutes zu tun, geduldiger und genügsamer zu sein", beschreibt Miskolci ihre neue Einstellung zum Leben, während Sandra Krug über sich selbst sagt: "Ich nehme alles bewusster wahr und stresse mich nicht mehr so hinein."