Da ist auch Liebe drin
Autor: Brigitte Krause
Zeil am Main, Freitag, 04. November 2016
Der frühere Zeiler Volker Vogel hat einen Roman geschrieben.
Brigitte Krause
Es ist ein Roman über die Liebe. Volker Vogel schildert, wie ein Mann damit umgeht, dass ihn seine Frau verlässt. Eingewoben in seine Lebensbet rachtungen ist eine kleine Kriminalgeschichte und - ja - ein Happy End.
Das Schreiben begleitet Volker Vogel, Sohn des ehemaligen FT-Reporters Hein Vogel, sein Leben lang. Insofern dürfte die Hauptfigur seines Romans "Liebe und die sich daraus ergebenden Konsequenzen" wohl sein Alter Ego sein: Auch Leon verdient mit dem Schreiben sein Geld. Den privaten Luxus, einmal einen Roman zu schreiben und drucken zu lassen, hat sich Volker Vogel geleistet im Selbstverlag bei "Books on Demand"; im sogenannten Direct Publishing ist sein Buch beim Online-Händler Amazon zu finden.
Aus heiterem Himmel
Der Inhalt: Leon erwischt es kalt. Die Angetraute verkündet ihm, dass sie sich trennen will, sie hat einen anderen.
Ob es Langeweile war? Die Kunstfigur Leon ist nicht gerade ein Actionheld. Eher das ganze Gegenteil.Für Leon bricht eine Welt zusammen, er braucht eine ganze Weile. Und würde vielleicht nie wieder auf die Beine kommen, würde ihn nicht ein früherer Kollege anrufen und ihn um die Recherche im Falle eines Bürgermeisters bitten, der ermordet wurde. Den einstigen Nazi-Kollaborateur hat man, so die Wortwahl im Buch, "vergast".
Volker Vogel hatte, sagt er, die Idee zu dem Roman, als sein Kollege Egon vor Jahren Ähnliches durchlebte. "Was Egon damals erlebte, ging auch mir an die Nieren. Er konnte von einem auf den anderen Tag nicht mehr schreiben, verfiel in eine Sinnkrise. Das hat mich als Freund sehr mitgenommen... Ich habe mich lange gefragt, wie ein Mann wohl damit umgeht, wenn ihn seine Frau plötzlich wegen eines anderen verlässt, und ich bin mir sicher, dass eine solche Trennung gefühlsmäßig anders abläuft als bei Frauen."
Reflexionen
Sieben Jahre waren Teile des Manuskripts in der Versenkung verschwunden. Zufällig fand Vogel die Datei wieder, als er auf dem Computer nach alten Fotos suchte. "Ich war überrascht und glücklich darüber und habe sofort begonnen, das Buch zu Ende zu schreiben." Sein Buch lebt von der Selbstfindung, auf die sich Leon begibt - die schnulzige Liebesgeschichte ist Vogels Ding nicht. Auch wenn der Roman mit den Worten "Ich liebe dich" schließt. Liebe? Leon glaubt nicht mehr an dieses Gefühl. Seine Auszeit im Norden Dänemarks beendet der Anruf eines ehemaligen Kollegen. Leon nimmt den Auftrag an, in der fränkischen Heimat Hintergründe über einen Mord an einem ehemaligen Bürgermeister seiner Heimatstadt zu recherchieren und eine Reportage darüber zu schreiben.
Ein wenig zweifelt er daran, überhaupt noch schreiben zu können. Bei seiner Spurensuche trifft Leon eine Staatsanwältin: Antonia, seine Jugendliebe.
Leon reflektiert manchmal langatmig, er kommentiert Gesellschaftliches, zieht auch ordentlich über den Redakteursberuf her. Vogel webt Kindheits- und Jugenderinnerungen von Zeil in das Werk ein.
Wer sich dem Buch widmet, sollte Zeit mitbringen, der Erzählduktus ist unaufgeregt und ausufernd. Die Sätze laufen oft über gleich mehrere Zeilen - was einen geübten Leser verlangt.
Es offenbaren sich allerdings die Tücken des Selbstverlags - ein Lektor hätte vielleicht manches noch angestrichen: gnadenlose fünf Fehler alleine auf einer Seite (31), die offensichtlich übersehen wurden, und das kommt öfters vor. Schwächen in der Rechtschreibung: Da ist die Rede von "Pups" (statt Pubs") in Schottland (Seite 47) und von Reinhard May, womit der Liedermacher Reinhard Mey gemeint ist. Über die Fehler und manch arg gestelzte Formulierung sollte man freundlich hinweglesen ("...bemerkte er mit erschreckender Ernsthaftigkeit, dass ihm keiner die Gelegenheit ließ, diese vulgären deutschen Satzkonstruktionen in deutschen Tageszeitungen mit erfrischenden Wortkreationen zu verlebendigen"). Der Roman unterhält dann doch. Irgendwie.