Da braut sich wieder was zusammen
Autor: Helmut Will
Köslau, Freitag, 10. Mai 2019
Noch ist der erste Sud nicht angesetzt, aber im Königsberger Stadtteil Köslau lebt nach mehr als 50 Jahren das Bierbrauen wieder auf.
Selbst Historiker wissen nicht genau, wie lange es schon Bier gibt. Allerdings sind sich die Geschichtsexperten sicher, dass die alten Ägypter schon vor etwa 6000 Jahren eine Urform des Bieres hergestellt haben, indem sie Brot in Wasser vergären ließen. Später sind weitere Hinweise bei den Römern zu finden, die das Bier "Cervisia" nach einer Göttin "Ceres" benannt haben.
Ganz sicher ist allerdings, dass in Köslau, einem Stadtteil von Königsberg in Bayern, schon vor mindestens deutlich mehr als 80 Jahren Bier gebraut wurde. Genaues weiß man aber auch in diesem Fall nicht, da entsprechende Aufzeichnungen nicht vorhanden oder nicht aufzufinden sind und Zeitzeugen nicht mehr leben. Selbst in der Stadt Königsberg kann man dazu nur vage Angaben machen.
Verwaltungs-Geschäftsführer Johannes Mücke teilt auf Anfrage mit, es sei hinterlegt, dass die Amerikaner den Köslauern nach 1945 erlaubt hätten, ihr Bier "weiter zu brauen." Daraus ist ersichtlich, dass schon vor dem Zweiten Weltkrieg gebraut wurde. "Die Köslauer durften sogar Bier in Pettstadt brauen, weil ihnen selbst einige Utensilien des Bierbrauens abhandengekommen waren", sagt Mücke. Alles sei damals strikt geregelt gewesen.
Die Einführung des Kommunbraurechts im 15. Jahrhundert erlaubte den Bürgern, eine bestimmte Menge Bier statt zu Hause in einem gemeindeeigenen Brauhaus herstellen zu lassen. Durch die dort arbeitenden Brauer war das Bier von höherer Qualität, die zusätzlich vom sogenannten "Bierkieser" überprüft wurde.
Im guten Zustand
Das Brauhaus im Gemeindehaus in Köslau ist noch gut erhalten, allerdings fehlt aufgrund von Umbaumaßnahmen zum Beispiel das Kühlschiff. Dieses war früher dort zu finden, wo heute der Gemeinschaftsraum ist. Für eine Gruppe von Bürgern, die es sich auf die Fahne geschrieben haben, in Köslau wieder Bier zu brauen, gibt es noch einiges zu tun, bevor das Ergebnis des ersten Suds probiert werden kann.
Es hat sich sogar ein Verein neu gegründet und eintragen lassen. Vorsitzender ist Oliver Schineller, sein Vertreter Alexander Gehring. Beide und Beisitzer Wolfgang Jagla sitzen zum Pressetermin am Tisch in dem Raum, wo früher das Kühlschiff war. Bei der Frage nach dem Alter des Gebäudes müssen die drei passen. Keiner weiß, wie lange es das Brauhaus, welches aus dem Dornröschenschlaf geweckt werden soll, schon gibt.
Als ehemalige Verantwortliche für das Bierbrauen im Dorf nennt Oliver Schineller seinen Uropa, Wilhelm Esper. Auch Fritz Braun, Eduard Vierneusel und Sigmund Rügheimer, der letzter Bürgermeister der ehemals selbstständigen Gemeinde Köslau war, werden genannt; sie waren damals die Brau- oder Sudmeister. "Zweimal, im Frühjahr und im Herbst, wurde zu früheren Zeiten gebraut", sagt Alexander Gehring, und Oliver Schineller ergänzt, dass nicht alle, aber so fünf bis sechs Bauern mitgebraut haben. So um 1965 dürfte das Brauen im Dorf "eingeschlafen" sein, wird gemutmaßt.