Druckartikel: Coburger Konzept-Künstler-Duo preist "Vorzüge des Analphabetismus"

Coburger Konzept-Künstler-Duo preist "Vorzüge des Analphabetismus"


Autor: red

Coburg, Sonntag, 12. Oktober 2014

Coburg/Nürnberg — Mit einer kleinen Werkschau präsentiert sich das Coburger Kunstlabel Verwertungsgesellschaft in der Bunsen Goetz Galerie in Nürnberg. Das Duo Oliver Hess/Martin D...
Das Coburger Kunstlabel Verwertungsgesellschaft stellt in Nürnberg aus. Foto: privat


Coburg/Nürnberg — Mit einer kleinen Werkschau präsentiert sich das Coburger Kunstlabel Verwertungsgesellschaft in der Bunsen Goetz Galerie in Nürnberg. Das Duo Oliver Hess/Martin Droschke hat sich der konstruktiven und dekonstruktiven Respektlosigkeit gegenüber den Ikonen der Kunst und der Literatur verschrieben.
In Objekten, Bildern, Installationen und Konzepten spielt es ironisch mit der Selbstverständlichkeit, mit der Hochkultur bewundert, geschützt und gefördert wird.
So legalisiert der Typograf und Grafiker Oliver Hess mithilfe eines behördlichen "Kopie"-Stempels die lange Geschichte der Mona-Lisa-Fälschungen, in anderen Arbeiten sortiert er Zeitungsartikel alphabetisch.
Martin Droschke legt Literaturfans die Idee nahe, dass jedermann seine Lieblingsautoren durch das Verbrennen ihrer Werke unsterblich machen kann. Der Konzeptkünstler stellt darüber hinaus erstmals das Projekt vor, Goethes "Werther" in einer dreimonatigen Live-Aktion komplett in Buchstabennudeln auszusortieren, um den aus seiner Sicht lebensgefährlichen Klassiker zu entschärfen. Während der Vernissage am Freitag (17. Oktober, 18.30 Uhr) werden die beiden Künstler in einer Mitmachaktion weitere Werke der Weltliteratur auf das Wesentliche reduzieren: Buchstaben.
"Die Verwertungsgesellschaft", so Martin Droschke, "nimmt den Kanon dessen, was kulturell gebildete Menschen kennen müssen, um mitreden zu können, sehr ernst. Gerade deshalb kommen wir meist zu Ergebnissen, die für das Selbstverständnis unserer Zeitgenossen nicht immer schmeichelhaft sind." Ein Beispiel hierfür ist ein Großprojekt des Labels, die auf insgesamt 100 Bände angelegte Buchstabennudel-Edition der Weltliteratur.
Martin Droschke wird zudem zwei Varianten einer zeitgemäßen Bücherverbrennung zur Diskussion stellen: als Trainings-Set für Wutbürger und als Weg, wenig gelesenen Autoren zu Aufmerksamkeit zu verhelfen. Die Arbeiten von Oliver Hess zerlegen Literatur und Gebrauchstexte in ihre ursprünglichen Bestandteile und spüren dabei der Macht einzelner Buchstaben nach (bis Ende November; Infos online: www.bunsengoetz.de). red