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Ovationen für das Orchester


Autor: Kristina Rauscher

Neustadt bei Coburg, Montag, 11. März 2024

Sinfonie  Die Musikfreunde Neustadt haben die Musik des Übergangs von der Romantik zur Moderne in den Mittelpunkt ihres Konzertes in der Mehrzweckhalle der Puppenstadt gestellt.
Das Sinfonieorchester der Musikfreunde Neustadt feierte mit dem Solisten Robert Aust am Piano in der Mehrzweckhalle der Puppenstadt am Samstag die deutsche Erstaufführung des Klavierkonzerts No. 1 „Romantico“ von Manuel Ponce.


Dazu wählten sie aus der Vielfalt der Musikgeschichte Brahms Sinfonie Nr. 1 c-moll op. 68, nahmen mit „Finlandia“ das politische Werk Jean Sibelius ins Programm und feierten mit dem Klavierkonzert No. 1 „Romantico“ des mexikanischen Komponisten Manuel Ponce die deutsche Erstaufführung dieses Stückes.

Zu Beginn kamen die rund 170 Besucher in den Genuss des Werkes „Finlandia op. 26“, das unter anderem die Gäste der Weltausstellung in Paris im Jahr 1900 zur Eröffnung hörten. Als sinfonische Tondichtung rückte die Komposition das patriotisch-emotionale Spannungsfeld der Situation Finnlands in das Licht der Öffentlichkeit.

Die mythisch-düstere Klanggewalt, die das Sinfonieorchester der Musikfreunde vor der kühlen Kulisse der Mehrzweckhalle beeindruckend intensiv heraufbeschwor, lässt leicht nachvollziehen, dass das Stück zur damaligen Zeit von der russischen Besatzungsmacht verboten worden war. Im dynamischen Schwung des Werkes liegt eine verschwörerische Macht, die Manuel Grund, der das Sinfonieorchester der Musikfreunde Neustadt dirigierte, am Samstag zum Leben erweckte.

Leiter der Berufsfachschule

Grund blickt auf eine Ausbildung an den Musikhochschulen Rostock, Mannheim, Saarbrücken und Hamburg zurück und steht seit 2024 mit der Opernproduktion zu Purcells „Dido und Aeneas“ und einem Konzert mit Werken, die unter anderem von Richard Wagner und Felix Draeseke stammen, am Pult der Hofer Sinfoniker. Er ist kommissarischer Schulleiter der Berufsfachschule für Musik Oberfranken und leitet das Sinfonieorchester seit 2021.

Zur Umsetzung des Programms konnte er am Samstag auf 53 Musiker zurückgreifen, die aus den Landkreisen Coburg, Kronach, Lichtenfels und Sonneberg kommen. Das Besondere ihres Zusammenspiels liegt darin, dass Liebhabermusiker und professionelle Musiker gemeinsam die Stücke darbieten und so die Gesellschaft der Musikfreunde Neustadt weiterführen, die seit 1925 existiert.

Im Dialog mit dem Solisten

Beim Klavierkonzert No. 1 „Romantico“ des mexikanischen Komponisten Manuel Ponce traten die Musiker in der Mehrzweckhalle in den Dialog mit dem Solisten Robert Aust, der mit seinem Spiel am Piano das Können der Musiker unterstrich.

Er studierte an der Hochschule für Musik , Theater und Medien in Hannover und war unter anderem als Dozent an der Robert-Schumann-Musikhochschule in Düsseldorf als auch an der Berufsfachschule für Musik in Sulzbach-Rosenberg tätig. Des Weiteren führte ihn eine Gastdozentur an die Universidad Panamericana in Mexiko-Stadt.

Einer der bedeutendsten Komponisten des Landes war Manuel Ponce (1882 – 1942), in dessen Werk Aust an diesem Abend Einblick gab. Ponce hatte unter anderem in Deutschland und Frankreich studiert, hatte den Lehrstuhl für Klavier am Musikkonservatorium Mexiko inne und das Nationalorchester Mexikos geleitet. Aus seiner Feder stammen zwei Klavierkonzerte , doch nur das erste ist vollendet. „Das Stück wurde schon 1911 komponiert und hat jetzt doch über 100 Jahre gebraucht, bis es in Neustadt gespielt werden darf“, erklärte Aust und er zeigte sich „äußerst glücklich“ über die Bereitschaft des Sinfonieorchesters , das ausgefallene Stück in das Programm des Abends aufzunehmen und es somit zum ersten Mal in Deutschland aufzuführen.

So lernten die Besucher am Samstag die Leidenschaft mexikanischer Romantik kennen. Erst präsentierte sie sich fließend, sanft und heiter, dann verträumt romantisch bis sie schließlich in flotter Hingabe so sprudelnd lebendig zeigte, dass auch die zurückhaltend zärtlich-sachten Passagen sie nicht zügeln konnten. Am Ende gab es von Aust eine Umarmung für den Dirigenten und ein Intermezzo Manuel Ponces als Zugabe fürs Publikum.

Nach der Pause führte der Weg musikalisch ins Deutschland der Zeit Johannes Brahms (1833 – 1897) zurück, dessen erste Sinfonie am 4. November 1876 in Karlsruhe uraufgeführt wurde. Das Sinfonieorchester in Neustadt baute mit jedem Satz der Sinfonie Nr. 1 c-moll op. 68 die Spannung auf, die dieses besondere Werk von Brahms durchzieht, und hüllte die Besucher darin ein.

Das Publikum ließ sich von den Klängen des Sinfonieorchesters zu stehenden Ovationen hinreißen, was die Musiker mit einer Zugabe erwiderten.

Den Schluss des Konzertabends bildete Valse triste aus der Bühnenmusik zu Arvid Järnefelts Drama Kuolema. Diesen „traurigen Walzer“ hatte Jean Sibelius im Jahr 1904 geschrieben, inzwischen zählt das Stück zu seinen bekanntesten Werken. Auch die Musiker des Sinfonieorchesters legten sich mit ihrer Darbietung nicht nur auf einen Ort fest, sondern wiederholten das Programm am gestrigen Sonntag in Kronach.

Termin für Klassikliebhaber

Darüber hinaus steht schon ein weiterer Termin für die Liebhaber der klassischen Musik in Neustadt an. Das kommende Konzert des Sinfonieorchesters trägt den Titel „Classic & Picknick“ und wird laut Bernd Frittrang, Vorsitzender der Gesellschaft der Musikfreunde Neustadt , am Sonntag, 7. Juli, im Neustadter Märchenbad stattfinden. „Dann werden klassische Arien im Mittelpunkt stehen.“

Weitere Informationen gibt es im Internet unter der Adresse musikfreunde-neustadtbeicoburg.de.