Gut gepolstert in die vage Zukunft
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LKR Coburg, Mittwoch, 28. Sept. 2022
Wirtschaft Nach einer guten Phase blickt die Polstermöbelindustrie mit Sorge auf das kommende Jahr. Steigende Kosten und Zurückhaltung bei den Kunden könnten schwere Zeiten für die heimischen Firmen bringen.
Die deutsche Polstermöbelindustrie zeigt sich trotz widriger Rahmenbedingungen im bisherigen Jahresverlauf überaus robust. Von Januar bis Juli 2022 steigerten die Hersteller ihren Umsatz laut amtlicher Statistik um 16 Prozent auf 665 Millionen Euro, wie Leo Lübke, Vorsitzender des Verbands der Deutschen Polstermöbelindustrie (VdDP) auf der Jahrespressekonferenz in Herford berichtete. Wie die Situation vor Ort bei der für die Region wichtigen Branche aussieht, das wollten Landrat Sebastian Straubel und Martin Schmitz als Wirtschaftsförderer des Landkreises bei den Firmen direkt erfahren, die gerade ihre Hausmessen haben.
Dabei bestätigte sich, was auch VdDP-Geschäftsführer Jan Kurth bereits feststellte. Seit Juni schwächt sich die Nachfrage spürbar ab. Im Juli verzeichnete die Polstermöbelindustrie laut Kurth erstmals in diesem Jahr einen Umsatzrückgang (minus 0,77 Prozent) gegenüber dem Vorjahresmonat. Die Branche stehe angesichts des schwächeren Konsumklimas und der weiter steigenden Kosten für Rohstoffe, Vormaterialien, Logistik und Energie vor sehr herausfordernden Monaten, sagte Kurth.
Wenig Nachfrage bei günstigen Möbeln
Torsten Nagat, Geschäftsführer der Firma F&S Polstermöbel in Weidhausen, sieht vor allem Probleme für Hersteller, die im niedrigeren Preissegment produzieren. „Vor allem Kunden, die Garnituren im Preis bis etwa 2000 Euro nachfragen, halten sich jetzt zurück“, sagt er. Die Haushalte seien angesichts angekündigter weiterer Preissteigerungen bei Energie und Lebenshaltung verunsichert und hielten daher ihr Geld zurück. Im mittleren Preisbereich sei die Nachfrage noch vorhanden. Teure Möbel werden von einer Käuferschicht nachgefragt, die offenbar bisher noch nicht auf den Euro schauen muss. Doch Sofas für 10.000 Euro und mehr sind von je her nicht die Masse des Angebots.
Torsten Nagat bedauert, dass Endkunden nie die Vielfalt der Möbel vorgeführt bekommen können, die bei den Herstellern möglich ist. „Wir haben für eine Garnitur rund 1000 Bezüge und allein etwa 100 verschiedene Formen von Armlehnen. Kunden würden oft nicht glauben, dass es sich im Grunde um die gleiche Garnitur handelt.“
Quer über alle Hersteller geht der Trend zu flexibel veränderbaren Möbeln weiter. Dabei aber vor allem zu motorgetriebenen Verstellungen. Rein manuelle Mechaniken etwa für Liegefunktion oder ausfahrbare Beinauflagen werden kaum noch gekauft.