Coburg soll sich an anderen Städten ein Beispiel nehmen
Autor: Christiane Lehmann
Coburg, Mittwoch, 01. Juli 2015
von unserem Redaktionsmitglied Christiane Lehmann Coburg — Gefrustete Einzelhändler und genervte Mieter im Steinweg. Die Bilanz des Stadtrundgangs am Samstag, zu dem die Altstadtf...
von unserem Redaktionsmitglied
Christiane Lehmann
Coburg — Gefrustete Einzelhändler und genervte Mieter im Steinweg. Die Bilanz des Stadtrundgangs am Samstag, zu dem die Altstadtfreunde eingeladen hatten, war selbst für einige Stadträte überraschend. Barbara Kammerscheid: "So schlimm hatte ich mir das nicht vorgestellt!"
Die Altstadtfreunde fordern die Stadt jetzt zum Handeln auf. In einer Presseerklärung, die auch an die Stadtspitze mit den drei Bürgermeistern ging, verweist Vorsitzende Christa Minier auf das Leipziger Selbstmotto-Modell und das Bamberger Modell. Beides seien Vorzeigebeispiele, wie Kommunen ihre Innenstädte stärken und attraktiver mitgestalten können.
Eigentumsmodelle
Anstatt Einzelfinanzierung gebe es in Leipzig Gruppenbildungen zum Erwerb einer unsanierten Immobilie.
"Dadurch ergeben sich sehr große Einsparungseffekte gegenüber marktüblichen Eigentumsmodellen. Selbstnutzer-Projekte können deshalb von einem relativ stabilen Wiederverkaufspreis ausgehen, vor allem da sie im Innenstadtbereich liegen", schreibt Minier.
Die Städte Altenburg, Dessau Roßlau, Merseburg hätten dieses Modell bereits übernommen.
"Die Stadt Leipzig ermöglicht eine kostenlose Beratung zu Finanzierungs- und Förderungsmöglichkeiten. Die Bauleistungen werden unter ortsansässigen Unternehmen ausgeschrieben", heißt es weiter. Das Leipziger Selbstnutzer-Modell weise eine hervorragende Effizienz auf: Das Verhältnis der kommunalen Kosten zu den bewirkten Investitionen beträgt 1 zu 65. Auch aufgrund der beachtlichen Rückflüsse sei die Umsetzung allein mit Haushaltsmitteln der Kommunen sinnvoll.
Ihre Informationen bezog Christa Minier vom Dezernat für Stadtentwicklung und Bau in Leipzig.
Wohnwert Altstadt
Das Bamberger Modell erklärt die Vorsitzende der Altstadtfreunde so: "Eigentümer eines denkmalgeschützten Objekts haben die Möglichkeit, bei Instandsetzung, Renovierung und Restaurierung ihres Hauses, für die anfallenden Kosten Zuschüsse bei der Stadt Bamberg zu beantragen." Das Ergebnis sei, dass mit der Bausubstanz auch das Milieu und die soziale Struktur bewahrt blieben, die Altstadt habe ihren Wohnwert erhalten.
Im Hinblick auf die Entwicklungen in Coburg verweisen die Altstadtfreunde auf das Integrierte Innenstadtkonzept (ISEK), das Professor Ackers bereits 2008 erarbeitet hat.
In der Presseerklärung heißt es deshalb abschließend: "Wir fordern die Stadt auf, zeitnah die Sanierungsziele von 2008 umzusetzen und mit einem Finanzierungskonzept an private Investoren heranzutreten."
Gerne würden die Altstadtfreunde als "Vor-Ort-Experten" in einer Bürgerwerkstatt mit Politik und Verwaltung diskutieren. Potenzielle Investoren bräuchten Planungssicherheit und eine Perspektive. Die Beispiele aus anderen Städten müssten in Coburg Anwendung finden.