Circus Corona weiter im Pech
Autor: Anette Schreiber
Oberhaid, Freitag, 29. Mai 2020
Regen machte den Haupt-Wohnwagen unbewohnbar. Und wegen der Tierhaltung gibt es Anzeigen gegen den neu gegründeten Zirkus, der seit März auf dem Oberhaider Festplatz festsitzt.
Anette Schreiber "Ihr seid jeden Tag unter Beobachtung!" Carsten Joneitis sagt das in einem Ton, in dem Brisanz deutlich wird. Sergio Schmitt nickt. Schiebt sich die Baseballkappe in den Nacken. Ihm ist die Problematik bewusst: ein zum Abtransport gestapelter Haufen Bauschutt zwischen den Zirkuswagen und ein imposanter hellbrauner Hund, der bei einem Wagen angekettet ist und jeden verbellt, der sich dem Zirkus zu weit nähert. Vom Zirkuszelt ragen nur nur noch die Masten in den Himmel. Vor dem Hauptwohnwagen mit Koch- und Wohnbereich steht der Herd unter dem Vordach, denn der Wagen ist nach eingedrungenem Regen ein Renovierungsfall. "Die Gemeinde kann keine zweite Rettungsaktion machen", gibt der Bürgermeister zu verstehen. Circus Corona hat es schon wieder erwischt, wie die mobile Lehrerin Anna Müller feststellt.
Noch vor seiner allerersten Vorstellung ereilte den kleinen Zirkus in Oberhaid das Auftrittsverbot. Circus Corona, kaltgestellt von den Corona-Verfügungen. Schnell organisierte die Gemeinde mit Bürgermeister Joneitis (SPD) eine Spendenaktion, auch dank bayernweiter Medienberichten kamen in den vergangenen Monaten gut 22 000 Euro zusammen. Viele Sachspenden vor allem auch für die Tiere halfen der fünfköpfigen Familie überdies, die Zeit ohne Auftritte zu überstehen und auch Schulden zurück zu zahlen. Nun ist das Geld weitestgehend aufgebraucht.
Futter für die Tiere
Sergio Schmitt möchte um keine weitere Aktion bitten, wohl aber um Sägespäne, gequetschte Gerste, Zuckerrübenschnitzel, für die fünf Miniponyhengste und den großen Araber Ramses. Schmitt und seine Familie würden lieber heute als morgen arbeiten. Man hofft jeden Tag auf die dafür nötigen Lockerungen. Zugleich wird man mit zusätzlichen Problemen konfrontiert:
Vor kurzem hat ein Regenschaden die mobile Hauptunterkunft mit Koch-, Sanitär - und Wohnbereich zum Sanierungsfall gemacht. Ausgerechnet da, als das Zelt, das vor zu viel Sonneneinstrahlung geschützt werden soll, abgebaut war und man hier nichts unterstellen konnte.
"Ich bin froh, dass ich noch Material habe", sagt Sergio Schmitt, der den Wagen sozusagen entkernt und innen neu aufbaut. Bei der Elektrik hat er spontan kostenlos Hilfe von einer Fachkraft bekommen: "Ich freue mich ja auch, wenn mir geholfen wird, und breche mir dabei jetzt keinen Zacken aus der Krone", ist von der Profihilfe zu hören, die ungenannt bleiben will. So spielt sich das Leben der Familie, dem sonnigen Wetter sei Dank, hauptsächlich im Freien ab: Kochen, Essen, Lernen, Spielen, Zirzensik.
Vieles davon bekommt die Umgebung mit. Und weil die kleine Zirkusfamilie eben recht "öffentlich", das heißt sichtbar lebt, hat es Anzeigen gegeben, berichtet der Bürgermeister. Leute kritisierten, Tiere hätten zu wenig Auslauf und der Hund würde an der Kette gehalten. "Das Veterinäramt ist eingeschaltet, wir stehen in Kontakt."
Vom kurz zuvor erfolgten Besuch des Amtsveterinärs erzählt auch Sergio Schmitt: "Der Veterinär ist erst vor einer halben Stunde gegangen." Man habe mit einander gesprochen, er dem Behördenvertreter einiges erklärt. Warum etwa das große weiße Pferd allein im Auslauf ist: "Ein Hengst, er würde sich mit den Minishetty-Hengsten nicht vertragen." Im Stallzelt sind sie nebeneinander untergebracht. Schmitt betont, das Heu sei trocken und die Tiere hätten im Stall sogar mehr Fläche als vorgeschrieben. Abwechselnd kämen die Tiere in den Auslauf, der jedoch aus verschiedenen gründen öfter abgebaut war.