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Chance im Boden?


Autor: Redaktion

Maroldsweisach, Montag, 02. März 2020

Die Frauenunion Haßberge veranstaltete in Maroldsweisach einen Vortrag über Geothermie. Zwei Fachleute machten Hoffnung.


"Geothermie" lautete das Thema einer öffentlichen Versammlung der Frauenunion, zu der Elvira Sieper, die Kreisvorsitzende, nach Maroldsweisach eingeladen hatte. Aktuelle Forschungen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen hätten vielversprechende Ergebnisse für die Haßberge geliefert, sagte sie laut einer Mitteilung der Frauenunion. Dies bestätigte Landrat Wilhelm Schneider, der sein eigenes Haus mittels Erdwärme heizt. Er habe Photovoltaik und Erdwärme; er sei damit "grüner als grün", erklärte er.

Andreas Tönnies, Vorstand der Daldrup Bohrtechnik AG, bestätigte Siepers Einleitung. In der Tat sitze der gesamte Landkreis auf einem granitenen Erdwärmekern in rund 2500 Metern Tiefe, dessen Temperaturpotenzial wesentlich höher liege als die in der Oberhachinger Geothermieanlage erzielbaren Werte.

Thomas Hümmer, Geschäftsführer der Gemeindewerke Oberhaching, bestätigte den jahrzehntelangen wirtschaftlichen Praxisbetrieb, mit dem 3500 Haushalte mit Erdwärme versorgt würden.

Tönnies, der zwischen der kleinen und der großen Geothermie unterschied, stellte die Frage, womit man in 20 Jahren heizen wolle, wenn die Klimaschutzziele ernsthaft eingehalten werden sollen. Windkraft, Solar, Biomasse und Photovoltaik seien ausgereizt und obendrein nicht grundlastfähig. Öl, Gas, Kohle und Atom schieden aus.

Die einzige Energie, unerschöpflich und umweltfreundlichst, sei nun mal die technisch ausgereifte Geothermie. Tönnies ließ aufhorchen, als er die Kosten für eine kleine Erdwärmeanlage für frei stehende Einzelhäuser auf rund 20 000 Euro taxierte, und die staatliche Förderung betrage 45 Prozent. Die Anlage sei nahezu wartungsfrei und man sei völlig unabhängig.

Neben dieser "kleinen Geothermie", für Neubau und ländliche Gebiete geeignet, erarbeite seine Firma aber auch weltweit große Geothermie-Projekte einschließlich Wirtschaftlichkeitsberechnungen. Städte wie Ebern, Zeil oder Haßfurt seien, so sagte der Experte, problemlos versorgbar.

Start glückte

Thomas Hümmer, Chef der Oberhachinger Geothermie, bestätigte das. In Oberhaching sei der Start günstig möglich gewesen, da man auf ein vorhandenes Fernwärmenetz aufbauen konnte. Da von Anfang an mehrere Großabnehmer wie Altenheime und Industriebetriebe mitmachten, habe man erfolgreich starten und über die Jahre hinweg das Netz stetig ausbauen können. Ein Vorgang, für den man zehn bis 20 Jahre Vorausplanung kalkulieren sollte, riet er.

Voraussetzung für den Erfolg einer großen Geothermieanlage seien erfolgreiche Bohrungen, so ergänzte der Vorstand der Daldrup AG, deren Kosten er für die Haßberge auf 16 Millionen Euro veranschlagte. Sei die Bohrung ein Misserfolg, könne man das versichern, und man erhalte rund 80 Prozent der Kosten zurückerstattet. Sei die Bohrung erfolgreich, müssten die Weichen für eine Projektrealisierung gestellt sein, sonst amortisiere sich das nicht, so Tönnies.

Insgesamt stünden in Deutschland allerdings dafür nur zehn Millionen Euro an Forschungs- und Fördermitteln bereit. Angesichts des Potenzials wären nach seiner Ansicht mehr als 200 Millionen Euro erforderlich. Andreas Tönnies betonte, dass die bayerische Politik führend im bundesweiten Vergleich sei und man deshalb den Standort seines Unternehmens nach Bayern verlegt habe.

Auch müssten die Schürfrechte-Claims gesichert werden. Es handle sich schließlich um Bergbau. Laut Landrat ist das bereits mit dem Wirtschaftsministerium erfolgt.

Elvira Sieper ließ keine Zweifel daran, dass die Geothermie ein Zukunftsthema für den Landkreis sei und man es mit Energie und Überzeugungsarbeit weiterverfolgen werde. Landrat Schneider beabsichtigt, die Oberhachinger Geothermieanlage bald zu besichtigen. red