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Camping-Bahnhof als Lebenswerk


Autor: Bernhard Panzer

Herzogenaurach, Freitag, 16. November 2018

Bernhard Panzer Brigitte und Dietmar Marscholik haben viel Herzblut in den Camping-Bahnhof gesteckt. Er sei ihr Lebenswerk. Als sie den Laden eingerichtet haben, erinnert sich der 62-Jährige, habe er ...
Brigitte und Dietmar Marscholik sollen sich schon bald von ihrem Lebenswerk verabschieden.  Foto: Bernhard Panzer


Bernhard Panzer Brigitte und Dietmar Marscholik haben viel Herzblut in den Camping-Bahnhof gesteckt. Er sei ihr Lebenswerk. Als sie den Laden eingerichtet haben, erinnert sich der 62-Jährige, habe er jede einzelne Schraube mit der Hand reingedreht. "Mein Vater hat mir 200 DM geschenkt", berichtet er, "damit ich mir einen Akkuschrauber kaufen kann." Was machte der Sohn? "Ich hab' mir Holz gekauft, um zu heizen. Und mir weiterhin blutige Hände geholt."

Im Lauf der Zeit ist die einstige Güterhalle, die Marscholik erst von der Bahn und ab 1993 dann von der Stadt als neuer Eigentümerin mietete, proppenvoll geworden. Einige tausend Artikel stapeln sich dort. "Vor 32 Jahren haben wir die Sachen noch quer in die Regale gestellt, dass was drin war", erinnert Marscholik. Jetzt werde jeder Zentimeter genutzt.

Vor allem sei es die Vielfalt des Sortiments, auf das immer Wert gelegt wurde. "Es gab Zeiten, da hatten wir allein 70 verschiedene Kocher", berichtet der Inhaber. In dieser Angebotsbreite sei der Laden schon fast einmalig, sagt er weiter. Es sei ein Fachgeschäft aus mehreren Fachgeschäften.

Diese Philosophie haben die Beiden von Anfang an vertreten. Schon 1991, als der FT über den boomenden Laden berichtete, stellte Marscholik fest: "Von Beginn an verfolgten wir die Philosophie, nicht als Camping-Konsumer einzusteigen, sondern ganz individuell für die Belange der Fernreisenden, Mobilisten, Rucksacktouristen und Bergsteiger das Angebot zu konzipieren." Durch die Wünsche und Anregungen der Kunden und ihre Spezialwünsche habe sich das Sortiment der Ausrüstung praktisch von selbst erweitert.

Und auch heute noch legen die Macher des Camping-Bahnhofs Wert auf das persönliche Gespräch. Die Anregung, doch auch ein Café aufzumachen, haben sie allerdings nicht erfüllt. So langsam sich der Laden zu einem "Kulturgut" entwickelte (Aussage eines Kunden), so schnell soll nun der Abverkauf von statten gehen. Auch da brauchen die Marscholiks den persönlichen Kontakt, denn "das Internet ist nicht so unsere Welt."