Bunt und laut ins neue Jahr
Autor: Klaus-Peter Gäbelein
Herzogenaurach, Mittwoch, 01. Januar 2020
An Silvester pflegen die Menschen vielerlei Traditionen. Die Knallerei soll Böses fernhalten.
Klaus-Peter Gäbelein Das Ende des alten Jahres und der Anfang eines neuen Jahres wurden und werden bei allen Völkern gebührend begangen und gefeiert. Hierzu gehörte in früheren Zeiten auch das Gedenken der Verstorbenen. Ihnen wurden Speiseopfer gebracht oder ein Licht angezündet. In Ostpreußen heizte man die Öfen besonders stark, damit sich die Geister daran wärmen konnten.
Überhaupt war man davon überzeugt, dass in dieser Nacht alle Arten von Geistern unterwegs seien, an Wegen und Straßen herumlungerten und allerlei Unfug trieben. Daher bürgerte sich der Brauch ein, Häuser, Ställe und Scheunen gründlich zu räuchern sowie die Türen mit Kreuzzeichen zu versehen.
Die an Silvester weit verbreitete Knallerei wurde mit der Absicht durchgeführt, alles Böse von Haus und Hof fernzuhalten. Vielerorts glaubte man: Je größer der Krach sei, desto fruchtbarer werde das nächste Jahr sein. In den Niederlanden wird die Neujahrsnacht noch heute damit verbracht, allen möglichen Unfug zu treiben: Herumliegende Gegenstände werden auf die Hausdächer gebracht oder zu Scheiterhaufen zusammengetragen und angezündet, Mülltonnen werden umgekippt und geleert - Hauptsache alles ist mit Lärm verbunden, um die Geister zu vertreiben.
Eiweiß als Orakel
Wesentlich für jede Neujahrsnacht sind daneben die verschiedenen Orakel, die Auskunft über das kommende Jahr geben sollen. Immer noch beliebt ist das Bleigießen. Vom Aussehen der gegossenen Stücke wird auf ein wesentliches Ereignis geschlossen: die Geburt eines Kindes, eine Urlaubsreise, Glück im Spiel oder in der Liebe oder Erfolg im Beruf. Der Fantasie waren dabei keine Grenzen gesetzt. Im Norden Deutschlands, wo man kein Blei hatte, musste ein rohes Ei, das man aufschlug und ins heiße Wasser gab, das Blei ersetzen. Aus den Formen des geronnenen Eiweißes glaubte man Rückschlüsse auf das neue Jahr ziehen zu können.
Mancherorts, vor allem in Altbayern, hieß es: Was man in der Neujahrsnacht träumt, geht in Erfüllung, vor allem, wenn man vor dem Einschlafen einen Rosenkranz oder einen geweihten Gegenstand unter das Kopfkissen gelegt hat.
Fröhlichkeit und gute Getränke sowie gutes Essen gehören selbstverständlich zu einem guten Jahresanfang. Welche Speisen das waren, war je nach Region unterschiedlich. Der Genuss von Kraut oder Fisch stand dafür, dass das Geld das ganze Jahr über nicht ausging. Andernorts konsumierte man verstärkt Süßigkeiten, damit das kommende Jahr auch wirklich "süß" werde. In Schnaps getunkte Lebkuchen sollten vor Sodbrennen bewahren und der Verzehr von Erbsensuppe sollte vor Fieber schützen.
Und in Mitteldeutschland aß man zum Jahreswechsel vor allem Schweinefleisch, um "Sauglück" im neuen Jahr zu bekommen, und Reis, um reich zu werden. In Oberfranken aß man am Silvesterheiligabend (als Gegenpol zum "Weihnachtsheiligabend") sehr gern Hülsenfrüchte (sie sollten Reichtum und Glück bringen) oder Fisch. Ein, zwei Schuppen vom Silvesterkarpfen im Geldbeutel aufbewahrt, sollten stets für das nötige Kleingeld sorgen.