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Bürgermeister beweisen sich als Spargelstecher


Autor: Pauline Lindner

Hausen, Freitag, 16. Juni 2017

Sie hätten alle die Arbeitsprobe als Spargelstecher bestanden, die 17 Bürgermeister aus dem Landkreis Forchheim, die der Einladung der Landfrauen zu Spargel...
Die Bürgermeister waren am Spargelfeld gefordert.  Foto: P. Lindner


Sie hätten alle die Arbeitsprobe als Spargelstecher bestanden, die 17 Bürgermeister aus dem Landkreis Forchheim, die der Einladung der Landfrauen zu Spargelbauer Siegfried Zenk nach Hausen gefolgt sind. Denn der Landwirt beließ es nicht bei theoretischen Informationen, sondern gab an die Kommunalpolitiker Stechwerkzeug aus.
"Wer den Spargel in 20 Minuten nicht herausgebracht hat, der lernt es nicht mehr", hatte er den Bürgermeistern als Vorgabe gegeben, ehe sie ihr Geschick testen konnten.


Ungewöhnlicher Boden

Die optimale Handelslänge von 22 Zentimetern beim Spargel schafften die neu angeworbenen Helfer noch nicht, aber ihr Arbeitsergebnis hätte doch ein wohlschmeckendes Gericht ergeben.
Für die meisten - zumindest die aus dem östlichen Kreisgebiet - war sogar der Boden fremd: statt steindurchsetztem Kalkboden leichter Sand. Und davon 532 Hektar. Das macht Hausens landwirtschaftliche Fläche aus, berichtete Hausens Bürgermeister Gerd Zimmer (SPD). Bewässerung und Beregnung machen die Flächen ertragreich, speziell für Sonderkulturen wie eben Spargel, aber auch für sonstigen Gemüseanbau.
So gibt es trotz Lage an der Regnitzachse noch drei Vollerwerbsbetriebe und zwei Milchbauern im Nebenerwerb. "Das Land ist nicht nur für den Flächennutzungsplan da, es geht um Nahrungserzeugung", lenkte denn auch Landrat Hermann Ulm (CSU) den Blick weg von der üblichen Ratsperspektive. Da es, so Kreisbäuerin Rosi Kraus, immer weniger Landwirte gibt, sind sie auch weniger in den Kommunalparlamenten vertreten. Wodurch deren Wissen über diesen Erwerbsbereich sinkt. Deshalb luden die Landfrauen nun schon zum vierten Mal auf einen Bauernhof ein. Nach Kirschen und Getreide ging es um die bodenabhängige Sonderkultur Spargel. "Es war eine spannende Saison", berichtete Zenk.


Sehr früh dran

Mit dem ersten Stechtag am 29. März war man "wahnsinnig früh dran". Normal sei Mitte April. Das hat zur Folge, dass bei manchen Äckern das Stechen bereits eingestellt worden ist. Denn zu viele Triebe darf der Spargelbauer nicht wegnehmen, will er auch im nächsten Jahr wieder ernten können.
Spargel ist eine langlebige Pflanze, für den gewerblichen Anbau geht man von acht bis neun Jahren aus. Geerntet werden kann allerdings erst im dritten Jahr. Oft noch ganz von Hand.
Doch es gibt inzwischen auch eine Vollerntemaschine. Für Zenk ist sie interessant. Nicht der Mindestlohn ist sein Problem, sondern der Arbeitsschutz. Denn Spargel wächst sieben Tage die Woche. Acht Hektar bewirtschaftet er, von sechs wird geerntet. Er hat ein rotierendes System und somit Pflanzen jeden Alters. "Wir haben 30 Kilometer Spargeldämme", hat er ausgerechnet. Denn die Pflanzen werden im Abstand von zwei Metern in langen Reihen angebaut. Drei Kilometer davon gehören dem immer beliebter werdenden Grünspargel. Und ein Stück auch der roten Variante. "Den darf man nicht kochen, sonst wird er auch grün", fügt Ehefrau Tanja Zenk an.
Sie muss nicht nur beruflich erfinderisch sein, sondern auch wegen ihres Ehemannes. Der wehrt sich nämlich vehement gegen Sauce Hollandaise. Seiner Meinung nach überdeckt die Sauce den feinen Geschmack des Gemüses.