Druckartikel: Bürger mögen die Unabhängigkeit

Bürger mögen die Unabhängigkeit


Autor: Paul Ziegler

Bad Kissingen, Freitag, 25. Sept. 2015

Jubiläum  Die Wählervereinigung "Demokratische Bürger Kissingen" (DBK) ist nicht die größte. Der Verein zählt gerade 46 Mitglieder, erreichte aber mit einer ansprechenden Liste bei den Stadtratswahlen 2014 in Bad Kissingen rund 15 Prozent der Stimmen. Heuer wird die DBK 25 Jahre, Gelegenheit, nach den Gründen für den kommunalpolitischen Erfolg zu fragen.


Bad Kissingen — In der Kommunalpolitik hängt der Erfolg nicht von der Größe der Partei ab. Die Wahl für ein Stadt- oder Gemeindeparlament ist eine Persönlichkeitswahl. Wenn es für eine solche These eines Beweises bedarf, hier bitte ist er: Die DBK in Bad Kis singen.
"Die unabhängige Wählergemeinschaft Demokratische Bürger Kissingen", wie die DBK in voller Gänze heißt, ist "ein Kind" von Johanna Keul. 1990, vor 25 Jahren, hat die ehemalige CSU-Stadträtin die DBK gegründet, gemeinsam mit dem Arzt Dr. Karl Lechmann. Damals war im Übrigen auch Kommunalwahl, und Johanna Keul und Edi Hahn schafften auf Anhieb den Sprung in den Stadtrat. Erstaunlich.


Eine eigenständige Kraft

Was als CSU-nahe Juniorpartnerschaft begann, hat sich im Lauf der Jahre zu einer eigenständigen Kraft entwickelt. Seit 2008 wird die DBK als eingetragener Verein geführt. Die Vereins-Gründungsversammlung fand am 11. November 2007 in Bad Kissingen statt. Heute Abend werden die DBK-Mitglieder und ihre Freunde das Jubiläum feiern, in der Festhütte am Stadtstrand. Im Vorfeld haben wir mit der derzeitigen Vorsitzenden Liane Horch und DBK-Stadträtin Martha Müller ein Gespräch geführt.

Saale-Zeitung: Die DBK ist ein Verein. Worauf führen Sie es zurück, dass ein so kleiner Verein, eine kleine Wählergemeinschaft einen so durchschlagenden politischen Erfolg in der Stadt hat? Immerhin stellt die DBK im Kissinger Stadtrat derzeit vier Stadträte und den 2. Bürgermeister.
Liane Horch: Wir alle sind vielseitige, unabhängige Leute zum großen Teil aus der freien Wirtschaft, die innerhalb der Gruppe breitgefächerte Kompetenzen zeigen. Die Mitglieder lieben ihr Bad Kissingen und engagieren sich sehr gerne, die Lebensqualität zu erhalten und möglicherweise durch umsetzbare Ideen der Fraktion zuzuspielen.

Martha Müller: Wir sind ein kleiner Verein - feiern unseren 25. Geburtstag, hatten von Anbeginn immer Top Bürgerinnen und Bürger, die sich zur Wahl stellten. "Wir wollen, wir können, wir machen", mit diesen drei einfachen Worten haben wir die Wähler unserer Stadt seit jeher auf uns aufmerksam gemacht. Persönlichkeit, Durchsetzungsvermögen und Authentizität - das will der Wähler, und das sehe ich als unseren Wahlerfolg.

Welches sind politischen Ziele der DBK?, was ist ihr politisches Selbstverständnis?
Liane Horch: Natürlich hat die DBK politische Ziele: Wir wollen Bad Kissingen und die Region mit ihren eigenen Mitteln und Fähigkeiten stärken und langfristig festigen, damit die Stadt lebensfreundlich für ihre Bürger, attraktiv für Unternehmen und anziehend für Gäste ist. Unser politisches Selbstverständnis ist die Unabhängigkeit, da wir fern von Parteipolitik nur die Interessen der Menschen in Bad Kissingen vertreten.

Martha Müller: Unser Ziel ist es, die Interessen der Menschen unserer Stadt zu vertreten. Unser Verein ist fern ab von vorgeschriebener Parteipolitik. Wir betreiben Kommunalpolitik mit der Aufgabe, die notwendigen Voraussetzungen zu erkennen, zu schaffen und mit Ideen und bezahlbaren Vorstellungen zu agieren.
DBK heißt "Demokratische Bürger Kissingen". Demokratisch waren doch "die anderen" auch, als 1990 der Name gefunden wurde. Wie kam es zu diesem Namen?
Liane Horch: Da muss ich etwas schmunzeln, denn 1990 war ich mit meinen zwölf Jahren nicht am runden Tisch der Gründung gesessen. Ich kann Ihnen nur sagen, dass ich demokratisch erzogen wurde, wofür ich sehr dankbar bin. Ich persönlich finde sehr gut, dass in unserer Wählervereinigung jeder selbst seine persönliche Meinung ohne Zwang unabhängig vertreten darf.

Martha Müller: Demokratie auch wirklich leben, den Bürger und unsere Heimatstadt stets im Visier, das soll aus dem Wort DBK erkennbar sein.

15,2 Prozent der Stimmen hat die DBK bei der Stadtratswahl 2014 bekommen. Ein respektables Ergebnis. Dazu braucht es Menschen wie Sie, die sich in eine solche Aufgabe einbringen. Rund 30 Mitglieder sind für eine Wählervereinigung, die mehrere Stadtratssitze anstrebt, nicht sehr viele. Können die Aufgaben für die Ziele, die man sich gesteckt hat, mit dieser Mannschaft noch gestemmt werden? Rücken ausreichend junge Menschen bei der DBK nach, um beim nächsten Mal wieder dabei zu sein?
Liane Horch: Zum einen haben wir 46 Mitglieder - gerade bei einer kleinen Gruppe zählt ja jeder! Zum anderen kommt es nicht auf die Menge an, sondern auf die einzelnen Persönlichkeiten. Ob wir beim nächsten Mal wieder dabei sind. ... Was ist das für eine Frage? Natürlich sind wir wieder dabei! Wir hatten bisher immer eine schlagkräftige Liste, das wird künftig nicht anders sein.

Die DBK war immer von Frauen geprägt: Johanna Keul hat sie gegründet, heute stehen drei Frauen - Sie, Liane Horch als Vorsitzende, Martha Müller als Schatzmeisterin und Susanne Wahler-Göbel als Schriftführerin - ganz vorne. Zufall? Wie sieht es in der DBK-Mitgliederstruktur aus, gibt es hier mehr Frauen als Männer?
Liane Horch: Ich habe die letzten Wahlvorschläge ziemlich genau betrachtet, um bei unserer Jubiläumseinladung keinen zu vergessen. Hier ist mir stets ein Gleichgewicht von Frauen und Männern aufgefallen. Auch die Vereinsmitglieder halten sich relativ die Waage. Weshalb nun gerade die Frauen an der Vereinsspitze sind, ist zufällig oder auch nicht. Die Fraktion besteht aus vier Männern und einer Frau.
Martha Müller: Johanna Keul, die starke Gründungsfrau im Jahre 1990 hat es gezeigt, wie es geht. Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine tüchtige Frau - sagt der Volksmund, warum nicht umgekehrt?

Schauen Sie mal mit Ihrem geistigen Auge fünf Jahre nach vorn: Kommunalwahl 2020. Wo wird die DBK mit welchem Wahlergebnis stehen?
Liane Horch: Moment, lassen Sie mich in meine Kugel blicken ... Spaß beiseite! Nein, hellseherische Fähigkeiten besitze ich zum Glück keine. Ich kann mir nur wünschen, dass wir 2020 wieder die drittstärkste Fraktion mit mindestens fünf Sitzen bilden. Aber das soll der Wähler entscheiden.
Martha Müller: Mein Optimismus ist ungebrochen. Ich hatte schon für 2014 sechs Ratssessel als Ziel, das haben wir knapp verfehlt - 2018 klappt das!

Das Gespräch mit den
beiden DBK-Frontfrauen
führte Paul Ziegler