Bube sticht Dame
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Donnerstag, 22. August 2019
Eine Glosse von Marion Krüger-Hundrup
Da sage doch einer, in Bamberg gäbe es keine kernigen Mannsbilder mehr! Also so richtige Männer, die dem schwachen Geschlecht zeigen, wo es lang geht. Ins Wasser nämlich. Genauer gesagt: in die Regnitz.
Aber der Reihe nach. In unserem so gar nicht beschaulichen Bamberg führt der politisch korrekte Gender-Zeitgeist - oder Ungeist - sogar dazu, dass ein Bürgerrathaus nicht mehr nach seinen Bürgern benannt werden darf. Weil es ja schließlich auch Bürgerinnen gibt. Und - sachlich festgestellt - Diverse.
Stellungnahmen der wichtigen und weniger bedeutsamen Groß- und Kleinkopferten übertrumpfen sich mit Sternchen und Wortschöpfungen für alle Geschlechter. Sprachpuristen wettern gegen diesen Genderwahn(sinn). Und nun macht sogar die Sandkerwa damit Schluss.
Nichts mit Bewerbungen m/w/d für diverse Pöstchen auf diesem Volksfest!
Denn bevor schon das allseits beliebte Fischerstechen überhaupt begonnen hat, steht der Sieger fest. Jawoll, meine Damen! DER Sieger. Mädchen und Frauen sind nämlich grundsätzlich von diesem Wettstreit um die beste Standfestigkeit im Schelch ausgeschlossen. Also, Butter bei die Fische, werte untere Schiffer- und Fischerzunft Bamberg als Ausrichter! Der Ausschluss der halben Bevölkerung ist wahrlich kein kleiner Fisch.
Um nicht länger im Trüben zu fischen, fragen wir nach bei jemandem, der den Grund wissen muss. Max Kropf, seines Zeichens Ausschussmitglied in der Fischerzunft, selbst erfahrener Fischerstecher früherer Jahre und Moderator des kommenden Ereignisses, sagt uns unmissverständlich: "Dass Frauen nicht mitmachen können, hat mit Diskriminierung nichts zu tun!" Eher mit Rücksichtnahme auf die Verletzungsgefahr beim Stechen mit der Lanze oder Stürzen ins Wasser. Aha, tragen die Männer eine Rüstung und verletzen sich nicht?
Egal. Der 63-jährige Max Kropf macht vorsichtshalber auf einen Umstand aufmerksam, der sich aus der Zunftordnung der Bamberger Fischer ergibt. Darin steht, dass "nur eheliche männliche Nachkommen aufgenommen werden". Das sei eine "uralte Tradition", die zwar gelegentlich "angekratzt" werde, aber selbst etwa seiner Tochter jede Chance auf Mitgliedschaft in der Unteren Schiffer- und Fischerzunft nehme.