Brücke zum Bauhof fertig
Autor: Stephan Stöckel
Weismain, Freitag, 04. Dezember 2015
Bürgerversammlung Die Burgkunstadter Straße in Weismain ist wieder für den Verkehr freigegeben. Darüber hinaus ging es in der Versammlung auch um den Internetausbau.
von unserem Mitarbeiter Stephan Stöckel
Weismain — Die Weismainer pilgerten am Donnerstagabend zwar nicht in Scharen zur Bürgerversammlung, die in der Aula der Grundschule stattgefunden hatte. Verglichen mit anderen Bürgergesprächen, wie dem in Lichtenfels, wo sich nur 15 Besucher eingefunden hatten, konnte sich der Besuch aber durchaus sehen lassen. Rund 80 Einwohner hatten sich eingefunden, um dem Rechenschaftsbericht von Bürgermeister Udo Dauer (CSU) zu lauschen. An ihn und Ingenieur Siegbert Reuther, der über den Anschluss Weismains an das schnelle Internet referiert hatte, wurden mehrere Fragen gerichtet - einige davon live in der Versammlung, andere bereits im Vorfeld per E-Mail.
Brücke höher angelegt
Eingangs informierte Dauer die Bürger über ein aktuelles Bauvorhaben, das dieser Tage beendet werden konnte. Seit gestern Nachmittag, 4.
Dezember, rollt der Verkehr nach einer mehrwöchigen Sperrung wieder auf der Burgkunstadter Straße. Die alte Brücke über die Weismain zum Weismainer Bauhof, an der der Zahn der Zeit genagt hatte, wurde durch eine neue ersetzt. Während der Bauarbeiten hatte es so ausgesehen, als würde hier eine "Sprungschanze oder Skipiste", wie es Dauer wörtlich formulierte, entstehen. "Doch nichts dergleichen ist der Fall", gab das Stadtoberhaupt Entwarnung: "Damit das Wasser auch bei einem hundertjährigen Hochwasser ungehindert durchfließen kann, mussten wir mit der Brücke etwas höher hinaus. Zugleich wurde die Abzweigung von der Burgkunstadter Straße dem Höhenniveau der Brücke angepasst." Die Gesamtkosten bezifferte der Redner auf 480 000 Euro.
Der Freistaat Bayern übernimmt davon laut Dauer 375 000 Euro.
Schnelles Internet für Weismain
Im nächsten Jahr hält die schnelle Datenautobahn - dank Fördergelder des Freistaates Bayern - in Weismain und seinen Ortsteilen Einzug. Allerdings noch nicht in allen. Siegbert Reuther vom Ingenieurbüro Reuther Netconsulting mit Sitz in Bad Staffelstein erläuterte anhand eines Plans die drei Stufen. Im Rahmen eines interkommunalen Projektes werden zunächst die drei Ortsteile Buckendorf, Fesselsdorf und Weiden ab Februar 2016 mit Geschwindigkeiten zwischen 30 und 50 Megabit versorgt. Im April folgt dann nach Auskunft des Ingenieurs Großziegenfeld (ebenfalls interkommunal) und im Juli folgende Ortsteile: Arnstein, Geutenreuth, Görau, Kaspauer, Kleinziegenfeld, Modschiedel, Schammendorf, Seubersdorf, Wallersberg, Wohnsig und ein Großteil von Weismain.
Noch außen vor bleiben die Ortsteile Frankenberg, Giechkröttendorf, Krassach, Mosenberg, Neudorf, Niesten, Siedamsdorf, Wunkendorf und kleiner Teilbereich im Nordosten Weismains. Die Bandbreiten in diesen Orten und Gebieten liegen den Ausführungen Reuters zufolge zwischen drei und sechzehn Megabit, was, so Reuther, einer aktuell guten Brandbreite entspreche. Als "noch akzeptabel" stufte der Fachmann die Bandbreiten in den Ortsteilen Altendorf, Bernreuth und Erlach ein. Er räumte ein, dass es in Weismain eine Zwei-Klassengesellschaft geben werde, versicherte aber zugleich: "Es wird weitergehen. Wir sind guter Dinge, dass wir im nächsten Jahr in das neue Förderprogramm des Bundes kommen werden. Und verglichen mit vor zwei Jahren werden wir im nächsten Jahr einen großen Sprung gemacht haben." Für die Einwohner von Erlach, wo momentan mit zwei bis drei die geringste Bandbreite im Weismainer Land erzielt wird, hatte er einen Tipp parat: "Mit einem Hybridrouter, der DSL und LTE verbindet, kommen sie auf eine Leistung von zehn bis 15 Megabit."
Verärgert zeigte sich Stadträtin Julia Spörlein (CSU) aus Weiden: "Zuerst wurde uns versprochen, das schnelle Internet kommt Ende 2014 und jetzt heißt es Anfang 2016." "Von 2014 war nie die Rede. Es hieß immer Ende 2015", korrigierten sie der Bürgermeister und der Ingenieur. Spörlein äußerte die Befürchtung, dass Weiden in zwei Monaten noch immer nicht an die schnelle Datenautobahn angeschlossen sein werde. "Die Telekom hat mir heute Morgen um 8.13 Uhr zugesagt, dass im Februar in Buckendorf, Fesselsdorf und Weiden alles funktioniert", versicherte ihr Reuther. Zudem beklagte Spörlein, dass in Weiden LTE - eine Internetverbindung per Funk - nicht funktionieren würde. Ein Plan Reuthers hingegen hatte angezeigt, dass man sich in Weiden über LTE ins World Wide Web einloggen könne. Reuther versprach, vor Ort eine Untersuchung vorzunehmen.
Schafe und Orchideen
Im Kleinziegenfelder Tal weiden Schafe. Das wirkt einer Verbuschung auf den hochwertigen Magerrasen entgegen, der Orchideen und dem Apollofalter eine Heimat bietet. Varinia Schmitt und ihr Ehemann Gunther Sirsch wollten vom Bürgermeister in ihrer schriftlichen Anfrage wissen: Warum werden die Termine für die Schafbeweidung im Kleinziegenfelder Tal nicht so koordiniert, dass die Apollofalter blühende Pflanzen zur Nektaraufnahme vorfinden und die blühenden Orchideen nicht bis zur Aussamung stehen bleiben? Da Dauer kein Naturschutzexperte ist, hatte er die Frage an Manfred Rauh vom Landschaftspflegeverband und Brigitte Pfister vom Landratsamt Lichtenfels weitergeleitet. Dauer trug deren schriftliche Antworten vor.
Nach Ansicht Rauhs suggerierten die zwei Fragen, dass bei der Beweidung etwas unkoordiniert ablaufe und die Schafe "Feinde der Orchideen" seien. "Das stimmt in keinster Weise", stellte der Experte klar. Das Gegenteil sei der Fall: "In enger Abstimmung mit dem Apollofalterexperten Adi Geyer achte man darauf, dass die Balance zwischen dem Bedarf an Saugpflanzen für den Apollofalter und der Notwendigkeit der effektiven Beweidung zur Verhinderung der Verbuschung gewährleistet bleibt." Die Vermehrung des Schmetterlings in den vergangenen Jahrzehnten zeige, dass diese Abstimmung Früchte trage. Zudem fühlten sich Orchideen, wie die selten vorkommende Bienen-Ragwurz, auf den Magerrasen trotz Beweidung wohl, schreibt der Diplom-Biologe. Pfister, die am Umweltzentrum des Landratsamtes tätig ist, teilte die Feststellungen Rauhs.
Aussagen, die bei der Bürgerversammlung einen anderen Biologen auf den Plan riefen und auf die Palme brachten. Prof. Dr. Dr. Ernst Fink, der sich als Jäger in der Weismainer Flur oft auf Pirsch begibt, hielt die positive Bewertung seiner Berufskollegen für "aus der Luft gegriffen". Zudem bezweifelte er, dass der Apollofalter in großer Zahl herumfliegen würden. Auch Orchideen würden auf den Magerrasen nicht blühen. "Ein einziger Spezialist, nämlich Herr Geyer, macht Sachen, die niemand überprüft. Dass der Falter fliegt, sind Schönheitsbehauptungen, um die Existenzberechtigungen bestimmter Personen zu sichern", polterte der aufgebrachte Bürger.
Von der Schafbeweidung hielt Fink überhaupt nichts: Die Wiederkäuer würden mit ihren Hufen Pflanzen und sogar Tiere, wie Eidechsen zertrampeln. Zudem führe die Beweidung zu einer Verkotung. "Am Pfingstsonntag kommen dann die Touristen, die sich nicht hinsetzen können und von einer Vielzahl von Fliegen belästigt werden", sagte der Redner. Sein Urteil fiel negativ aus: "Die Antworten sind reif für die Papiertonnen." Ein Fazit, das Dauer unkommentiert stehen ließ.
Hochwasserschutz
Im Norden der Stadt Weismain, am Ortsausgang in Richtung Altenkunstadt, befinden sich die Gewerbegebiete Feldteile IV und V. Dort soll unter anderem auch der neue Netto-Markt entstehen. Um das Bauland vor Hochwasser zu schützen, müssen Retentionsflächen geschaffen werden. Zwischen 400 000 und 500 000 Euro wird die Maßnahme die Stadt kosten. Bernd Detsch wollte in einer schriftlichen Anfrage wissen, ob es nicht auch kostengünstiger gehe.
"Wurde geprüft, ob es ausreicht, das Bachbett der Krassach zu säubern und von Ablagerungen zu befreien? Wurden andere Alternativen geprüft?" Dauer beauftragte die beiden Ingenieure Erich Hahn (Ingenieurbüro IBP Kulmbach) und Matthias Ott (A+I Ingenieurbüro Neudrossenfeld), die Frage zu beantworten. Beide kamen zu dem Ergebnis, dass es zur Schaffung von Retentionsvolumen keine Alternative gebe. Den Vorschlag, die Krassach zu säubern, hielt Ott für nicht zulässig: "Das wäre ein Gewässerausbau verbunden mit Abflussbeschleunigung. Dieser könnte zu einer Schädigung Dritter, zum Beispiel der Gemeinde Altenkunstadt, führen."