Briefe bringen Freude nach Indien
Autor: Richard Sänger
Weisendorf, Mittwoch, 11. Dezember 2019
Eine Reisegruppe der Weisendorfer Zubzas besucht ihre Patenkinder, die in großer Armut leben.
Erschütternde Eindrücke hat eine Delegation aus Weisendorf gesammelt, die derzeit ihre Patenkinder im nordindischen Sechü-Zubza und Peducha besucht. Das Nagaland ist im Gegensatz zu anderen indischen Bundesstaaten sehr unterentwickelt und die Menschen sind sehr arm.
Im Jahr 2007 entstand an der Grundschule in Weisendorf ein anfänglich kleines Hilfsprojekt für die Kinder in Zubza. Daraus wurde die Brücke "Hand in Hand fürs Nagaland", die schon viele Projekte verwirklicht und es sogar geschafft hat, eine Schule in Peducha (Kohima, Nagaland) zu errichten.
Die Familien der Patenkinder leben in armseligen Behausungen aus Bambus oder Wellblech, die keinen Schutz vor Kälte und Wetter bieten. "Die Temperaturen hier in Sechü-Zubza auf etwa 1300 Metern gehen in den Dezembernächten auf 8 bis 4 Grad Celsius zurück", berichtete Zubza-Sprecher Ernst Klimek am Wochenende. Deswegen würden die löchrigen Wände oft mit Zeitungsseiten versehen, um die Nächte irgendwie zu überstehen.
Feuerholz müsse meist in Körben von weit hergeholt werden. Oft sehe man Frauen mit gefüllten Bastkörben auf dem Rücken am Abend von der Holzsuche zurückkehren. Auch die Weisendorfer Reiseteilnehmer verspürten die Kälte und versuchten mit schweren Decken, mit Kopfbedeckung und Trainingsanzug den kalten Nächten ohne Heizung zu trotzen, so Klimek.
Überleben mit 30 Euro im Monat
Beim Besuch der Patenkinder erfuhren die Reiseteilnehmer von vielen Schicksalen: dem Tod oder der Krankheit eines Elternteiles oder der Arbeitslosigkeit des Vaters. Eine Arbeitslosen-, Kranken- oder Rentenversicherung gibt es nicht. Deshalb versuchen viele, wenigstens als Tagelöhner oder Steineklopfer etwas zu verdienen (etwa 130 Euro im Monat), um damit Nahrungsmittel einzukaufen und die Familie zu ernähren. So berichtete eine Mutter mit Kleinkind unter Tränen, dass ihr Ehemann arbeitslos sei und sie derzeit versucht, von 2000 Rupien (etwa 30 Euro) zu (über-)leben. Die Hälfte davon, 1000 Rupien, kostet schon allein die Miete der Wellblechbaracke mit zwei Zimmern.
Ein "Npezeho" oder Danke war oft zu hören, da viele Eltern das Schulgeld von 90 Euro im Jahr nicht aufbringen können und deswegen von einer Zahlung an die Schule befreit sind. Inzwischen übernehmen Pateneltern aus Deutschland für 138 besonders verarmte Familien das Schulgeld für die Kinder.
Pater Joseph berichtete den Pateneltern, dass Familien, die das Schulgeld nicht bezahlen können, dies dann oft mit der Lieferung von Feuerholz für die Schulküche ausgleichen. Große Freude herrschte bei den Kindern und Eltern in Sechü-Zubza und Peducha über die zahlreichen Briefe, Bilder und Geschenke von den Pateneltern aus Weisendorf und Umgebung. Ernst Klimek bedauerte lediglich, dass nicht alle Pateneltern der Delegation einen Brief oder ein Geschenk mit auf die Reise gaben.