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Brehm fordert alle Demokraten auf, für die gemeinsamen Grundwerte aufzustehen


Autor: Stephan Stöckel

Kulmbach, Donnerstag, 04. Oktober 2018

Politiker, auch auf kommunaler Ebene, sind viel gewohnt. Wer austeilt, muss auch einstecken können. Ein dickes Fell gehört für sie zur Berufskleidung. Doch was Stadt- und Kreisrat Wolfram Brehm (CSU) ...
"Wehret den Anfängen", sagte Wolfram Brehm am Nationalfeiertag mit Blick auf den Rechtsruck in unserer Gesellschaft. Foto: Stephan Stöckel


Politiker, auch auf kommunaler Ebene, sind viel gewohnt. Wer austeilt, muss auch einstecken können. Ein dickes Fell gehört für sie zur Berufskleidung.

Doch was Stadt- und Kreisrat Wolfram Brehm (CSU) bei einem Wahlkampftermin in der Kulmbacher Innenstadt erlebte, das hat für ihn eine neue Qualität: "Vor einigen Tagen stand ich mit stellvertretendem Landrat Jörg Kunstmann am Marktplatz, als zwei junge Männer mit einem Fahrrad an uns vorbeikamen. Einer blieb stehen, drehte seinen Kopf um und schrie uns ein verachtendes ‚Volksverräter‘ entgegen. Wir waren perplex."

Ein Vorfall, der beim Vorsitzenden des Kreiskuratoriums "Tag der Deutschen Einheit" einen bleibenden Eindruck hinterließ. Beim Festakt am Mahnmal an der Berliner Brücke machte er ihn publik als Beleg für die derzeitige Verrohung der politischen Kultur im wiedervereinigten Deutschland.

Der Redner beklagte beim Festakt gegenüber den rund 50 Zuhörern, dass es auf deutschen Straßen Hetze, Hass und Gewalt gebe, dass Ausgrenzung und Rassismus als Mittel der politischen Auseinandersetzung genutzt würden. Zugleich stellte Brehm klar: "Der Extremismus ist kein ostdeutsches Thema! Rechte Übergriffe gab und gibt es auch im Westen."

Der Christsoziale erinnerte an die Opfer des Volksaufstands vom 17. Juni 1953, der von den Sowjets blutig niedergeschlagen wurde. Er gedachte aber auch des Widerstandskämpfers Hans Scholl, der heuer 100 Jahre alt geworden wäre. "Im Andenken an die Mitglieder der Weißen Rose, darf es uns nicht egal sein, dass in unseren Parlamenten wieder radikales Gedankengut sprachfähig ist", sagte er.

Zum Abschluss seiner mit viel Beifall bedachten Rede richtete er einen flammenden Appell an alle demokratisch gesinnten Bürger: "Stehen wir auf für unsere gemeinsamen Grundwerte. Lassen wir nicht zu, dass die Saat des Bösen in unserem Lande wieder aufgeht. Wehret den Anfängen."

Neue Mauern entstanden

Stellvertretende Landrätin Christina Flauder (SPD) hob in ihrer Schlussrede hervor, dass die große Mauer verschwunden sei, dafür aber neue Mauern aus Entfremdung, Enttäuschung und Wut entstanden seien. Hinter ihnen werde tiefes Misstrauen geschürt gegenüber der Demokratie und ihren Repräsentanten.

"Die Aufgabe der Politik und eines jeden einzelnen von uns muss es sein, Mittel und Wege zu finden, damit sich Feindseligkeit nicht einnistet und Unversöhnlichkeit nicht politische Realität wird", betonte die Rednerin, die eine Lanze für ein "demokratisches weltoffenes und europäisches Deutschland" brach.

Ausgehend von dem Film "Ballon" des deutschen Regisseurs Michael Herbig, der eine geglückte Flucht aus der DDR zeigt, plädierte Thomas Nagel (FDP) dafür, den jungen Leuten über die Medien und in den Schulen zu vermitteln, dass die Freiheit keine Selbstverständlichkeit sei. "Es lohnt sich jeden Tag, sie zu verteidigen. Nutzen wir die Chance", erklärte der Redner.

Als Bekenntnis zum deutschen Vaterland und zu Europa sangen die Teilnehmer inbrünstig die National- und die Europahymne.

Für die musikalische Begleitung sorgte ein Querflötentrio der städtischen Musikschule, bestehend aus Lehrerin Susanne Trottmann und ihren Schülerinnen Klara Hanusova und Mia Erlmann.

Landrat Klaus Peter Söllner und Bürgermeister Henry Schramm legten im Gedenken an die Opfer der deutschen Teilung einen Blumengruß am Mahnmal an der Berliner Brücke nieder.