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Braut für den Nobelhobel?


Autor: Rainer Lutz

LKR Coburg, Freitag, 21. Januar 2022

Forstwirtschaft  Die Eiche erweist sich als wertstabile Baumart für unsere Region. Doch der teuerste Stamm der diesjährigen Submission ist ausnahmsweise ein Bergahorn.
Bernd Lauterbach, Manfred Herter und Wolfgang Schultheiß begutachten die Braut - einen Bergahorn-Stamm.


Wenn die Chefs der Waldbauernvereinigung Coburger Land um einen Stamm auf dem Holzsubmissionsplatz bei Oberwohlsbach stehen und der auch noch schön sauber vom Schnee befreit ist, dann muss es ein besonderer Stamm sein. Es ist die Braut.Der Stamm also, der bei der Submission den besten Preis erzielt hat. "Nur ein einziger Bieter hat erkannt, wie interessant der Stamm ist", sagt Manfred Herter, Geschäftsführer der Waldbauernvereinigung. Es war der Käufer der Fritz Kohl GmbH aus Karlstadt. Mit einem Gebot über 4209,92 Euro (3289 Euro je Festmeter) machte er den Bergahornstamm, der vom Forstamt Sonneberg aufgelegt wurde, zur Braut der Submission.

Es ist der Lauf der Maserung in dem Stamm, der ihn so interessant macht. "Es lässt sich gar nicht so genau sagen, wie die Furniere aussehen werden, wenn der Stamm gemessert ist, aber es wird auf jeden Fall ungewöhnlich sein", sagt Manfred Herter. Damit könnte der Bergahorn demnächst in einem Nobelauto, im Interieur einer Luxusjacht oder an einer kostspieligen Möblierung zur Geltung kommen.

Auch aus dem Eisfelder Stadtwald kam ein besonderer Stamm. Eine mächtige Linde. Es war die einzige Linde, die es auf die Submission schaffte. Mit 205 Euro preislich nicht annähernd so teuer wie die Braut, könnte sie dennoch eine bemerkenswerte Zukunft haben. Lindenholz wird gern von Holzbildhauern verwendet. Womöglich entsteht aus dem Stamm also ein Kunstwerk.

Positiver Trend

"Steigende Preise bei mehreren Baumarten spiegeln den aktuellen Markttrend wieder", sagte Wolfgang Schultheiß, Vorsitzender der WBV. Auch bei geringerer Angebotsmenge werden offensichtlich bei zahlreichen Baumarten deutlich höhere Durchschnittspreise erzielt als noch vor Monaten.

Mit 394,62 pro Festmeter (fm) wurden bei der diesjährigen Coburger Wertholzsubmission rund 64 fm weniger als im Vorjahr angeboten. Von der Gesamtmenge war die Eiche mit rund 144 Festmetern am meisten vertreten. "Sie ist für unsere Region so etwas wie eine Leitbaumart geworden", sagt Wolfgang Schultheiß. Sie wachse zwar langsam und brauche viel Pflege. Dafür liege sie aber sehr stabil im Preis.

Die gesamte Laubholzmenge der Submission betrug 232 fm. In diesem Jahr lag der Nadelholzanteil mit 163 fm um rund 30 fm höher als im Vorjahr. Sonst selten aufgelegte Baumarten waren Elsbeere, Birnbaum, Ulme, Linde und Robinie. Das zeigt für Förster Bernd Lauterbach vom Forstbetrieb Coburg der Bayerischen Staatsforsten, dass sich Vielfalt an Baumarten in den Wäldern auszahlt. Das könnte Waldbesitzer ermutigen, bei Anpflanzungen auch einmal auf bisher eher ungewohnte Baumarten zu setzen, die sich für den jeweiligen Standort eignen.

Das Interesse an Wertholzsubmissionen ist offenbar groß. Von den 23 Bietern kamen 22 aus Deutschland. Ein Bieter kam aus Tschechien. Bei 20 Bietern konnte das Meistgebot zugeschlagen werden. Das Laubholz erreichte einen Durchschnittserlös von 455 Euro je fm. Die Eichen konnten weiter zulegen und erreichten mit 566 Euro pro fm den bisher höchsten Durchschnittserlös. Bei vier Eichenstämmen wurden je über 1000 Euro pro fm erzielt.

Bemerkenswert war neben dem Bergahorn, der die Braut wurde, auch eine Esche mit 648 Euro auf den fm und 1969 Euro für den Gesamtstamm. Auch Erle und Kirsche zeigen sich wertstabil und erreichen einen Durchschnittspreis von 178 beziehungsweise 245 Euro je fm.

Erfreulich für die Waldbauern war der erwartete Anstieg des Durchschnittserlöses beim Nadelholz von 167 Euro je fm im Vorjahr auf jetzt 197 je fm. Der Spitzenerlös für einen Lärchenstamm lag bei 434 Euro pro fm, mehrere Kiefernstämme erzielten 211 Euro je fm, ein Douglasienstamm brachte 299 Euro je fm. Die Fichte übertraf mit 189 Euro pro fm Durchschnittserlös den Durchschnitt der Kiefern, die im Coburger Land die häufigste Baumart sind, mit 177 Euro je fm.

Der Wandel geht voran

Die Wälder verändern sich. Gibt es im Frankenwald und im Thüringer Wald große Kahlschläge, wo die Fichte dem Borkenkäfer zum Opfer viel, so blieb das im Coburger Land aus. Hier steht die Fichte so gut wie immer zusammen mit mehreren anderen Baumarten. Doch ihr Anteil am Mischwald geht zurück. Bernd Lauterbach ist überzeugt, dass sie in Zukunft kaum noch eine Rolle spielen wird. Das Käferholz fließt neben großen Mengen anderer Stämme zu einem großen Teil nach China ab. Dort lässt sich für den Festmeter bis zu zehn Euro mehr erzielen als auf dem heimischen Markt.

Die insgesamt hohe Nachfrage nach Holz in allen Verwendungsbereichen sorgte für eine deutliche Preiserholung. Das ist wichtig für die Waldbesitzer, die jetzt in den Umbau zu klimastabileren Forsten investieren sollen. So sichern sie die Zukunft der Wälder, die aber wohl anders aussehen werden als bisher.