Brauen wie im Mittelalter

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Bernd Holzmann möchte in Kronach die alte Bierbrautradition wieder aufleben lassen. Dafür investierte der Unternehmer rund 200 000 Euro in die Renovierung und den Ausbau seines Kellers in der Oberen Stadt. Fotos: Veronika Schadeck
Bernd Holzmann möchte in Kronach die alte Bierbrautradition wieder aufleben lassen. Dafür investierte der Unternehmer rund 200 000 Euro in die Renovierung und den Ausbau seines Kellers in der Oberen Stadt. Fotos: Veronika Schadeck
Braumeister Markus Ott (links) erläuterte neben Bernd Holzmann unter anderem auch Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (Dritter von links), wie Bier einst hergestellt wurde.
Braumeister Markus Ott (links) erläuterte neben Bernd Holzmann unter anderem auch Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (Dritter von links), wie Bier einst hergestellt wurde.
 
Beeindruckendes Ambiente: Unter dem Jahrhunderte altem Sandstein sollen Gäste zukünftig unter anderem bei Event-Abendessen das besondere Flair des historischen Kellers genießen.
Beeindruckendes Ambiente: Unter dem Jahrhunderte altem Sandstein sollen Gäste zukünftig unter anderem bei Event-Abendessen das besondere Flair des historischen Kellers genießen.
 

Einst wurden in der Oberen Stadt Keller in die Sandsteinfelsen geschlagen, um ganzjährig konstant zu kühlen. Für den vom Unternehmer Bernd Holzmann ausgebauten Keller in der Kronacher Amtsgerichtsstraße 10 soll das aber nur eine von mehreren Nutzungsmöglichkeiten sein.

Eine schmale Treppe führt hinab ins Kellergeschoss. Hat der Besucher diese bewältigt, gerät er ins Staunen und stellt fest: Es war bestimmt keine einfache Aufgabe, hier in den Keller Holzfässer und Biertanks zu bringen.
Denn seit Freitag werden im Matthes-Panzer-Keller Biere der Brauerei s`Antla gelagert. Bernd Holzmann will damit eine alte Brautradition beleben. Es soll nämlich Bier wie im Mittelalter gebraut werden. Rund 200 000 Euro investierte der Unternehmer in den Ausbau der Keller in der Amtsgerichtsstraße 10.
Es war im Herbst 2016 als Holzmann die Gäste zum ersten Mal in seine Unterwelt führte. Damals wurde der "Neue Pfarrhof", eingeweiht. Jetzt hat er einen weiteren Meilenstein erreicht. Denn hier unten wird das in Handarbeit gebraute Bier in kühlen Räumen und in Holzfässern gelagert. Dazu können unter Jahrhunderte altem Sandstein die Gäste ein besonderes Flair, beispielsweise bei einem Event-Abendessen, genießen.


Modernste Technik

Zwar soll das Bier nach alte Tradition gebraut werden, für die Renovierung der Kelleranlage war aber modernste Technik nötig. Beispielsweise wurde eine Querverbindung zum Keller des Nebenhauses angelegt und neben Belüftung- und Entwässerungssystemen auch Fluchtwege eingebaut.
Die Keller und das Bierbrauen in der Oberen Stadt sind eng miteinander verbunden. Das wurde an den Ausführungen der Stadtführerin Rosi Ross deutlich. Sie gab einen Einblick in die "Kronacher Unterwelt". Es sei ein schöner Gedanke von Bernd Holzmann, die alte Bierbrautradition wieder aufleben zu lassen, lobte sie. Aber das Bierbrauen sei damals doch etwas anders gewesen. Es gab damals keine Auflagen.
Brandschutz, Belüftung und Fluchtwege spielten keine Rolle. Dagegen waren die Frauen gefragt. Sie waren als "Wirtsträgerinnen" im Einsatz. Diese Frauen haben das gesottene Bier in Bottichen in die Keller tragen müssen, wo es dann gärte - eine ebenso anstrengende wie verantwortungsvolle Arbeit.


Ideale Bedingungen

Den Ausführungen der Stadtführerin zufolge, gibt es rund 100 Keller in der Oberen Stadt. Dabei handelt es sich meist um Einzelkelleranlagen, von denen nur einige wenige miteinander verbunden sind. Bis zu drei Geschosse tief reichen sie in den Fels. Man geht davon aus, dass die Keller in der Zeit zwischen dem 15. Jahrhundert und dem Dreißigjährigen Krieg geschaffen wurden.
Zunächst dienten die Keller als Kühlräume. Eine ganzjährig konstante Temperatur von etwa acht Grad Celsius im Sandsteinfelsen stellten ideale Bedingungen für die Lagerung von Lebensmitteln dar, erklärte die Stadtführerin.
Die obersten Ebenen der einzelnen Keller sind fast in allen Fällen mit Sandsteinquadern in Gewölbeform gemauert, während die tieferen Geschosse direkt aus dem anstehenden Sandsteinfelsen herausgeschlagen wurden.


Keine Massenproduktion

Im Zweiten Weltkrieg, so Ross, fanden Tausende Kronacher unter der Altstadt Schutz vor den Bombenangriffen. Einige noch vorhandene Beschriftungen der Luftschutzkeller und Schleusentüren zeugen von diesem traurigen Kapitel.
Und warum nun der Name Matthes-Panzer-Keller? Er war es, der im Jahre 1550 das Gebäude der Amtsgerichtsstraße 10, gebaut hat. Bernd Holzmann ist nun der 20. Besitzer. Und er meint: "Wenn man so einen Keller hat, muss man was damit anfangen". Er möchte nun in diesem geschichtsträchtigen Haus beziehungsweise Keller seine kleine Brauerei weiter ausbauen. Er stellt aber klar, dass 's Antla auch künftig nicht Massenprodukte herstellen wird. "Das können und wollen wir nicht." Er will den Gästen etwas Besonderes bieten. Sein Braumeister Markus Ott braut mittlerweile Craft-Biere, wie schon zu Zeiten von Fürstbischof Melchior Otto gebraut wurde.
Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein freute sich über das geschaffene und urige Ambiente im Keller. "Wir sind stolz, dass wir Sie haben", lobte er Holzmann.
Der Bürgermeister bedankte sich beim Unternehmer dafür, dass dieser in der Oberen Stadt marode Gebäude saniert und wiederbelebt habe. Die Stadt profitiere davon. Es sei ihm bewusst, so Beiergrößlein, dass derartige Maßnahmen bei diesen denkmalgeschützten Gebäuden und den damit verbundenen Auflagen nicht immer einfach seien.