Druckartikel: Brauchtum verdammt zum Nichtstun

Brauchtum verdammt zum Nichtstun


Autor: Manfred Welker

Hammerbach, Montag, 04. Januar 2016

Wer zwischen Weihnachten und Dreikönig Wäsche wäscht, Brot bäckt, sich auf den Tisch setzt oder andere garstige Dinge tut, dem droht Ungemach im neuen Jahr. Das zumindest legen die Bräuche nahe, die schon vor Hunderten von Jahren auch im Raum Herzogenaurach gepflegt wurden.
Zwischen Weihnachten und Dreikönig Wäsche aufzuhängen war nicht ratsam. Fotos: Manfred Welker


Mit den Bräuchen in seiner direkten Umgebung hat sich Hauptlehrer Michael Stadter aus Hammerbach (1878-1934) beschäftigt. Über die sogenannten zwölf Nächte hat Stadter einiges zusammengetragen.
Die Gebräuche und Sitten während der zwölf heiligen Nächte, das heißt jener zwölf Tag und Nächte von Weihnachten bis Dreikönig, waren zu seiner Zeit auf dem Bauerndorf noch tief verwurzelt. Um die Zeit "zwischen den Jahren" rankt sich ein ganzer Kranz von Brauchtum.
Wie an den zwölf Tagen das Wetter ist, waren die Menschen früher der Überzeugung, so wird es während der zwölf Monate. Daher stellte man zwölf Zwiebelschalen mit etwas Salz auf. Je nachdem, ob das Salz in den einzelnen Schalen zerfloss oder trocken blieb, so wurde das Wetter während der zwölf Monate - regnerisch oder trocken.
In dieser Zeit zu backen war nicht ratsam, weil sonst das Brot das ganze Jahr nicht ausreiche. Wer sich unterstand, sich während der zwölf Nächte auf den Tisch zu setzen, sollte schmerzhafte Geschwüre (Furunkel) am Hintern bekommen. Diese Drohung galt insbesondere den Kindern und half meistens nur einmal. Sie vertrieb sie sofort vom Tisch, unwillkürlich ängstlich untersuchend, ob nicht schon an bewusster Stelle ein "Hüppel" zu spüren war. Bald wurden die Kleinen ungläubig und begegnete der Drohung mit einem schalkhaften Lächeln. In den zwölf Nächten sollten die Träume recht süß und glücklich sein, denn diese Träume sollten in Erfüllung gehen, waren ältere Leute der Überzeugung. Wer während dieser heiligen Zeit flickte und sich in die Hand stach, bekam das ganze Jahr eine böse Hand, und wer sein Bett abzog, musste sicherlich im kommenden Jahr noch einem Stück Vieh die Haut abziehen, so die Meinung.
Wer gar wusch und Wäsche zum Trocknen aufhängte - hängte noch im kommenden Jahr eine Viehhaut auf. Kalbte eine Kuh, so durfte der Bauer drei Tage nichts wegleihen, weder an den eigenen Bruder noch wegen der dringendsten Notwendigkeit.
Wer während der zwölf heiligen Nächte seine Stiefel schmierte, der sorgte für den Schuhmacher. Denn da zersprang das Leder. Auf ein gutes Erntejahr ließ eine helle Christmette hoffen: Christmette hell und klar - deutet auf ein gutes Jahr. Helle Mette - dunkle (volle) Scheunen. Starker Wind und Raureif in dieser Zeit bedeuteten ein gutes Obstjahr. Wenn beim Backen während der zwölf Nächte der Rauch sich aufs Haus schlug, so sollte es in diesem Jahr noch abbrennen, so der Volksglaube.


Ruhe für die Obstbäume

Wer während dieser heiligen Zeit in den Wald ging und eine "Butzelkuh" (Tannen- oder Kiefernzapfen) aufhob, würde später von einem umfallenden Baum erschlagen. Ging der Bauer aber in dieser Zeit in seinen Obstgarten und schüttelte seine Bäume oder rührte sie nur an, so bekam er zur Strafe keine Frucht.
Vermutlich gab es ähnliche Bräuche in der ganzen Umgebung, die aber ganz gewiss denselben Sinn und dieselbe Bedeutung hatten wie die erwähnten, nämlich alles abzuhalten und zu unterlassen, was die würdige Feier des herzinnigen Geburtsfestes unseres Heilandes beeinträchtigen könnte. Selbstverständlich traf die Strafe immer nur den Frevler, den Vermessenen, der aus grober Unverfrorenheit die heiligen Festzeiten frech missachtete.