Bramberg erlebt Bombenhagel
Autor: Eckehard Kiesewetter
Bramberg, Freitag, 27. März 2020
Alle im heutigen Stadtteil von Ebern hofften auf Frieden, doch einmarschierende Amerikaner legten Teile des Dorfes in Schutt und Asche. Die Leistung beim Wiederaufbau erfüllt die Bewohner bis heute mit Stolz.
Eckehard Kiesewetter Bramberg — Die Schrecken des Zweiten Weltkriegs wurden für viele Menschen auf dem Land erst im Jahr 1945 Realität. Plötzlich fand der Krieg, den deutsche Truppen jahrelang über halb Europa entfesselt hatten, vor der eigenen Haustüre statt. Mit all seiner Wucht und Grausamkeit! Am Mittwoch, 11. April 1945, wurde Bramberg, damals ein beliebtes Wander- und Ausflugsziel, Opfer eines verheerenden Luftangriffes.
Zwischen Hoffen und Bangen
Der Krieg war verloren, das war allen klar; die alliierten Truppen waren weit vorgerückt. Der Rundfunk berichtete darüber und immer öfter sah man deren Aufklärungsflugzeuge am Himmel. Niemand wusste, was die Zukunft bringen würde. Viele der Männer aus dem 185-Seelen-Dorf waren eingezogen worden. Ungewiss war, wie es ihnen zuletzt ergangen sein mochte. Die Leute sehnten die Zeit herbei, da der Alptraum ein Ende haben und endlich wieder Normalität einkehren würde.
Trotz der Ungewissheit suchte man, das Leben "normal" weiterzuführen. Man hatte die Fastenzeit hinter sich gebracht und vor wenigen Tagen Ostern gefeiert, das Fest der Auferstehung und des Siegs über den Tod. Ein Mut machendes Fest. Nun bestimmte wieder die Arbeit auf dem Hof und im Wald den Alltag. Da passierte es! Gerade als viele Leute zu Mittag essen wollten. Noch Jahrzehnte später wussten manche Leute genau, was es zu essen gab. Spinat und Kartoffeln oder Gemüseeintopf.
Mit Artillerie und Jagdbombern
Am Himmel erschienen Aufklärungsflugzeuge. Das bedeutet nichts Gutes, wusste ein Kriegsveteran am Dorfplatz. Also flüchtete man in die Keller. Bald schon muss das Getöse draußen ohrenbetäubend gewesen sein. Amerikanische Truppen, die aus Richtung Ebern vorgerückt waren, setzten den Wald unter Artilleriebeschuss. Grund für den Angriff: Die GIs vermuteten, dass sich deutsche Soldaten im Dorf, in den Wäldern und an der Burgruine verschanzt hatten. Sie fürchteten einen Hinterhalt. Also setzten sie ihre Waffen ein!
Binnen kurzer Zeit muss ein großes Waldstück von der Abteilung Hardt bis hinauf zur Ruine in Flammen gestanden haben; im Dorf wurde Sturm geläutet. Wenig später tauchten Jagdbomber auf. Brand- und Sprengbomben prasselten hernieder. Für die Kinder von damals, inzwischen längst im Seniorenalter, traumatische Ereignisse: zusammengekauert im Keller, Radau von Beschuss und Flammen über sich, Todesängste, weinende Geschwister und verzweifelte Eltern.
Eine Familie verschanzte sich unter einer Wohnungstreppe, weil sie den Keller unter der Scheune nicht mehr erreichen konnte. Sie brannte bereits lichterloh. Zwei Männer, einer mit Kind auf dem Arm, flüchteten sich in den Sulzenbach. Insgesamt soll es drei Anflüge der Bomber gegeben haben, wobei der dritte der schlimmste war.
Die Bilanz war verheerend: Ein Gärtner und junger Familienvater wurde getötet, zwei weitere Ortsbewohner wurden schwer verwundet, andere trugen leichtere Blessuren davon. Sechs Wohnhäuser, 16 Scheunen, Ställe, Hallen und Schuppen wurden ein Raub der Flammen. Viele Häuser wurden stark beschädigt. Kirche und Forsthaus gehörten zu den wenigen Gebäuden, die unversehrt blieben. Viele Tiere verbrannten oder irrten im Wald umher.