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BN will Prädikat "gentechnikfreier Landkreis Lichtenfels" verteidigen


Autor: Redaktion.

Lichtenfels, Freitag, 13. Juni 2014



Lichtenfels — Naturschützer und Unternehmen der Öko-Lebensmittelbranche befürchten, dass der Import nicht gekennzeichneter gentechnisch verunreinigter Lebensmittel zu höheren Kosten bei der Warenkontrolle führt und die Lebensmittelproduktion massiv verteuert.
In der jüngsten Vorstandssitzung der Lichtenfelser Gruppe des Bundes Naturschutz (BN) legte man großen Wert auf das vor etlichen Jahren erreichte Prädikat "gentechnikfreier Landkreis Lichtenfels"; man möchte, dass das so bleibt.
Der Lichtenfelser BN-Vorsitzende Günter Lutz wies in diesem Zusammenhang auf die Situation der Milchbauern hin: "Diese befürchten einen gnadenlosen Preiswettbewerb mit US-Farmern, die in Megaställen mit mehreren zehntausend Kühen Milchüberschüsse für den Weltmarkt auf Basis gentechnisch veränderter Sojabohnen erzeugen. Eine bäuerlich geprägte, umwelt- und tierschutzgerechte Landwirtschaft kann in Bayern und Deutschland nur dann weiter existieren, wenn Agrogentechnik langfristig verhindert wird."
Elfriede Fischer, Schatzmeisterin der BN-Kreisgruppe Lichtenfels, mahnte: "Sollte es zum Abschluss des Freihandelsabkommens zwischen EU und den USA tatsächlich kommen, dann drohen demokratische Errungenschaften im Umwelt- und Verbraucherschutzbereich der letzten Jahrzehnte verloren zu gehen. Gerade auch das Naturprodukt Honig würde entwertet, durch den Einsatz von Gentechnik und Pestiziden sind die Imker existenziell bedroht. "
Im Rahmen des geplanten Freihandelsabkommens (TTIP) zwischen der EU und den USA sollen bekanntermaßen nicht nur Zölle gesenkt, sondern auch Standards angeglichen werden. Dies gelte insbesondere für den Bereich der Agrogentechnik, da Biotech-Unternehmen und die US-Regierung seit langem fordern, die EU solle ihre Zulassungsverfahren für Gentechnisch Veränderte Organismen (GVO) beschleunigen und vereinfachen und dabei auf "diskriminierende Regelungen" verzichten - um so den Zugang zum EU-Markt für Produkte der Agrogentechnik-Großkonzerne zu erleichtern.
Auch wenn EU-Vertreter gerne versicherten, dass rote Linien nicht überschritten und die EU-Gentechnik-Gesetzgebung nicht geändert würden, seien aus Sicht des BN Zweifel an der "Standfestigkeit" der EU-Verhandlungsführer angebracht.
"Das bayerische Reinheitsgebot für Bier aus dem Jahr 1516 regelt beispielsweise nichts zur Gentechnik. Im wohlverstandenen Sinne der Verbraucher garantiert es aber Natürlichkeit und damit Gentechnikfreiheit. Dies muss weiterhin gewährleistet werden", erläuterte Vorstandsmitglied Ute Hauptfleisch.
BN-Kreisgruppenvorsitzender Anton Reinhardt ergänzte: "Bereits im Vorfeld der Verhandlungen zum transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP zwischen den USA und der EU steigt der Druck der US-Regierung, gentechnisch veränderte Pflanzen zum Anbau und für die Verwendung als Lebens- und Futtermittel in der EU rascher zuzulassen. Trotz der überwältigenden Mehrheit in der Bevölkerung, die Gentechnikfreiheit vom Acker bis zum Teller fordert, will sich die Bundesregierung nicht klar für ein Verbot der Agrogentechnik auf europäischer Ebene aussprechen. Das wäre fatal; denn europaweite Gentechnik würde auch nicht vor Landesgrenzen halt machen!"
Was in der Bevölkerung leider noch nicht ausreichend kommuniziert werde, sei die im Zuge des TTIP einhergehende Ausweitung des Einsatzes der Totalherbizide, vor allem des Glyphosats. Es trete als Rückstand in behandelten Futter- und Lebensmitteln auf und steht im Verdacht, zu Krebserkrankungen und Fehlbildungen bei Neugeborenen beizutragen.   red