Birgit empfängt gerne Gäste
Autor: Jennifer Opel
Forchheim, Donnerstag, 18. Februar 2016
Die Online-Plattform AirBnB wird immer beliebter. Auch im Landkreis Forchheim gibt es mehrere Wohnungen, die dort vermietet werden. Der Hotel- und Gaststättenverband sieht darin auch Gefahren.
Jennifer Hauser
Die Zimmer sind groß, hell und liebevoll eingerichtet. Die Unterkunft liegt mitten in einem Wohngebiet. Der Besucher ist Gast unter Einheimischen. Eine verlockende Vorstellung, nicht nur für Menschen, die andere Kulturen kennenlernen wollen.
AirBnB bietet genau das: Einzelne Zimmer und kleine Ferienwohnungen mitten unter "Ureinwohnern". Auch Birgit Neuberger vermietet zwei Ferienwohnungen in Reuth für Kurz- und Langzeitbesucher. Seit Dezember hat sie die Wohnungen bei AirBnB eingestellt. "Ich bin zufrieden mit der Anzahl der Übernachtungen", sagt sie, "es könnte mehr sein, aber das muss sich natürlich noch entwickeln."
Glücksgriff Nachbarhaus
Als das Nachbarhaus der Neubergers frei wurde, hat sie mit ihrem Mann zugeschlagen.
"Ich bin gerne Gastgeber", sagt sie, "und hatte früher schon überlegt, eine Ausbildung im Hotelgewerbe zu machen." Es kam nicht so, heute ist sie selbstständig mit einer Tarte Manufraktur. Die Ferienwohnungen, die beide über 70 Quadratmeter fassen, betreibt sie nebenher. "Es ist schon praktisch, dass wir direkt nebenan wohnen", sagt Neuberger, "da kann ich ohne großen Aufwand rüber, wenn Gäste ankommen, oder wenn etwas ist." Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie die beiden Wohnungen hergerichtet. "Mir war wichtig, dass es etwas Besonderes ist", erklärt sie. Viele Stunden haben sie mit der Renovierung und dem Einrichten der Zimmer verbracht, ein neues Badezimmer eingebaut und die Möbel ausgesucht. "Es fällt immer was an", sagt sie. Aktuell wird die Terrasse für den Sommer hergerichtet. "Zum Annafest haben jetzt schon Gäste gebucht", weiß sie und sieht den Besuchern mit Vorfreude entgegen.
Sie mag es, neue Leute kennenzulernen. Obwohl sie die Wohnungen erst seit Dezember vermieten, waren schon Chilenen, Spanier, Chinesen und natürlich Deutsche zu Gast. Teilweise waren es Messebesucher, teilweise Menschen, die beruflich in Forchheim zu tun hatten, es waren aber auch Urlauber da.
Für den Hotel- und Gaststättenverband Forchheim sind private Ferienwohnungen aktuell noch kein Problem. "Es betrifft bei uns in der Fränkischen nur einen kleinen Prozentsatz", sagt Georg Hötzelein, Vorsitzender des Verbands. "Momentan sehe ich es noch als Bereicherung. Auch wenn die Gäste privat schlafen, sie gehen hier essen und Bier trinken."
Im Landkreis Forchheim stehen pro Monat durchschnittlich 3724 Betten für Gäste zur Verfügung, sagt Sandra Schneider von der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz. Der bestbesuchteste Monat ist der Juli. Dort wurden im vergangenen Jahr über 43000 Übernachtungen gezählt.
Schon früher Ferienwohnungen
Hötzelein erinnert sich an die Zeit vor rund 50 Jahren. Damals hatte jedes zweite Haus in Egloffstein ein Gästezimmer oder eine Ferienwohnung. "Die Leute haben das Geld gebraucht, um ihre Häuser abzubezahlen oder wollten einfach Unterhaltung haben", sagt Hötzelein. Mitterweile seien die Besitzer älter und wollen sich die Arbeit nicht mehr aufhalsen oder die Kinder seien in die Ferienwohnungen gezogen. "Es ist ganz interessant zu sehen, dass das wieder in Mode kommt", summiert Hötzelein, "es sind aber vermutlich die selben Gründe: Geld und Unterhaltung." Solange die Zeiten gut sind, findet er die privaten Gästezimmer nicht schlimm. "Es ist ein Markt, er reguliert sich von allein", sagt Hötzelein, "und nicht jeder will oder kann sich ein Hotelzimmer leisten."
Trotzdem sieht er Zimmer, wie sie zum Beispiel bei AirBnB angeboten werden, kritisch: "Es werden solche Dinge wie Mehrwertsteuer und Sozialversicherungsabgaben umgangen." Es sei ein Unterschied, ob man sein freies Zimmer im Sinne der Nachbarschaftshilfe an Freunde oder Verwandte gibt, oder ob man dafür Geld nimmt. "Nicht jeder wird die Einnahmen versteuern", ist er sich sicher, "und dann ist es Schwarzarbeit."
Ihm und seinen Kollegen würden die onlinevermieteten Zimmer aktuell nicht weh tun, er betont aber auch, dass man sich als Gesellschaft fragen müsse, ob es okay ist, auf diese Art Geld zu sparen.
Birgit Neuberger hat ihre Wohnungen angemeldet. Demnächst werden sie auch in das offizielle Verzeichnis der Tourismuszentrale aufgenommen. "Wenn man wie wir ein Haus kauft, wird das natürlich auch registriert", sagt sie, "da muss schon alles seine Richtigkeit haben."