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Bierkeller sind jetzt Denkmäler


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Herzogenaurach, Mittwoch, 05. April 2017

Das Kirchweihgelände am Weihersbach schmiegt sich an die in den Sandstein gehauenen Kelleranlagen an. Sie entstanden seit dem 18. Jahrhundert, wurden jetzt begutachtet und in die Bayerische Denkmalliste aufgenommen.
Die Bierkeller im Weihersbach sind jetzt als Baudenkmäler bewertet und auf die Schutzliste gestellt worden.  Fotos: Manfred Welker


Seit kurzem ist die Stadt um zwei Denkmäler reicher. Nach der Begutachtung durch Karl Gattinger vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in München hat er die in den Sandstein gehauenen Bierkeller am Weihersbach und den Loritzfelsen am Buck in die Bayerische Denkmalliste (Teil A: Baudenkmäler) aufgenommen.
Bei Denkmälern in der Stadt Herzogenaurach denkt man unwillkürlich zuerst an Gebäude in der Innenstadt, die Stadtpfarrkirche, die Marienkapelle, das Schloss, die Stadttürme, einzelne Fachwerkhäuser und noch existente Abschnitte der Stadtmauer. Die Landschaft und die Kultur haben aber noch weitere Bauwerke geprägt. Dazu zählt auch das Brauwesen mit Gastwirtschaften, Brauhäusern, aber auch den Lagerkellern für das Bier.


Spezialist für "Bierdenkmäler"

Für diesen Bereich ist Karl Gattinger, als Autor einer Publikation über die 50 schönsten Bierdenkmäler Bayerns, ein ausgewiesener Spezialist. So war es ihm sicherlich ein Anliegen, die Bierkeller im Weihersbach zu begutachten und sie aufgrund ihrer Bedeutung für das Brauwesen in Herzogenaurach in die Denkmalliste aufzunehmen.
Zusäzlich zur städtischen Kommunbrauerei in der Steggasse gab es ehemals die Brauereien Zimmerer (Hauptstraße 71), Hofmann (Hauptstraße 52), Heller (Hauptstraße 33), Staudigel (Hauptstraße 21), Glaß (Marktplatz 10), Hubmann (Hintere Gasse 34), Polster (Bamberger Straße 2) und Fröhlich (Hauptstraße 11). Zur Aufbewahrung des in Herzogenaurach gebrauten Bieres war eine annähernd gleichbleibende Temperatur und Luftfeuchtigkeit nötig. Was lag da näher, als die geologischen Gegebenheiten der Stadt zu nutzen, nämlich Sandsteinformationen außerhalb der Stadt, Am Hirtengraben, Am Hirtenbuck, Am Stiegelein, im Weihersbach und an der Straße nach Haundorf. Die Keller wurden von den ortsansässigen Braueren angelegt, um darin das Sommerbier reifen zu lassen.


Maiers Forschungen

Der Herzogenauracher Heimatforschers Luitpold Maier konnte die drei Keller im Weihersbach beim neuen Weiher bereits ab dem 18. Jahrhundert belegen. Am 21. Oktober 1795 erwarb der Büttner und Bierbrauer Johann Christoph Glaß, auf der jetzigen Brauerei Heller ansässig, wo sein Vater Konrad eine Bäckerei betrieben hatte, für elf Gulden den Platz zu seinem neu angelegten Felsenkeller. Jährlich hatte er als Abgabe elf Kreuzer zu leisten. 1789 zahlte Johann Michael Grösel an die Stadt drei Kreuzer Zins für den Eingang in seinen Felsenkeller, der später im Besitz der Brauerei Zimmerer/Polster war.
Ein dritter Keller, nahe dem kleinen Brünnlein, befand sich 1794 im Besitz der Schneidermeister- und Bierbrauerswitwe Barbara Ploner, heutige Gastwirtschaft Glaß. 1813 erwarb ihn Bürgermeister Adam Klumm und 1849 dessen Sohn Ernst Klumm.
Während das Wirtshaus üblicherweise von den Männern besucht wurde, waren die Keller ein Ausflugsziel der ganzen Familie. Die Keller am Weihersbach werden auch heute noch während der Sommerkirchweih zum Lagern und Ausschank von Bier genutzt. Der Ansbacher Tor Keller ist über die Kerwa hinaus bei schönem Wetter an den Sonntagen und Feiertagen für Gäste geöffnet.


Der Loritzfelsen

Ein weiteres Denkmal liegt eher versteckt hinter Baumbewuchs am Buck: der sogenannte Loritzfelsen. Urheber dieses Bauwerks ist der königliche Oberamtsrichter Bernhard Loritz, der 1895 als Oberamtsrichter nach Herzogenaurach kam und mit seinem Privatvermögen viel zur Verschönerung von Herzogenaurach beitragen hat.