Druckartikel: Bezahlbar und bestenfalls barrierefrei

Bezahlbar und bestenfalls barrierefrei


Autor: Bernhard Panzer

Herzogenaurach, Montag, 14. Januar 2019

Eine neue Koordinationsstelle unterstützt seit etwa einem Jahr Menschen aus verschiedenen Bevölkerungsschichten bei der Wohnungssuche. Marcus Neeser gab im Kulturausschuss einen ersten Jahresbericht. Die Aussichten sind positiv, Wohnungen werden weiter gesucht.
Marcus Neeser leitet die Koordinierungsstelle Wohnraum.  Foto: Michael Busch (Archiv)


Bernhard Panzer Ein gutes Jahr ist Marcus Neeser bereits als Helfer bei der Wohnungssuche im Amt. Er unterstützt vor allem Menschen mit Beeinträchtigungen, die auf ihrer Suche nach barrierrefreiem Wohnraum ohne Hilfe oft nicht weiter kämen. Jetzt gab der Leiter der damals neu geschaffenen Stelle seinen ersten Jahresbericht ab.

Im Kulturausschuss informierte er über seine Arbeit und die Stelle allgemein, denn sie müsse der Bevölkerung weiter bekannt gemacht werden. Auch Bürgermeister German Hacker (SPD) unterstützt das. Er wolle gern weiterhin den Aufruf starten, sich an Neeser zu wenden. Entweder wenn man eine entsprechende Wohnung sucht oder wenn man ein Angebot zu machen hat. Denn der Bedarf sei da. Hacker: "Zögern Sie nicht, lassen Sie Ihre Wohnungen nicht leer stehen."

In der Sitzungsdebatte erinnerte Siegbert Sendner (SPD) an seine anfängliche Skepsis. Er hätte, wie er sagte, die Stelle lieber im Rathaus angesiedelt. Doch auch unter der Obhut der Lebenshilfe habe sich das Angebot rasch entwickelt. Und auch die Lage in der Steggasse (seit Februar 2018) sei sehr zentral, wie Neeser sagte. Der Leiter verwies darauf, dass es bis Jahresende 82 Wohnungsanfragen von insgesamt 180 Personen gegeben habe. Darunter waren Ein-Personen-Haushalte ebenso wie sechsköpfige Familien. Die Zahl der Einzelsuchenden war mit 38 Prozent dabei relativ hoch. Das bewertete Neeser als wichtig, da bezahlbarer Wohnraum für einzelne Personen seltener angeboten würden.

Bei der Herkunft respektive Zuordnung der Suchenden fanden sich vier Personengruppen, sagte Marcus Neeser: Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen in Rente, Alleinerziehende und Menschen mit einer Behinderung. Manche wurden mehrfach genannt, wie zum Beispiel die alleinerziehende Mutter mit Migrationshintergrund.

Sprachliche Barrieren

Die größte Gruppe der Wohnungssuchenden ist mit 35 Prozent beziehungsweise 29 Anfragen die Gruppe der Menschen mit Migrationshintergrund. Die sprachlichen Voraussetzungen seien dabei völlig unterschiedlich. Somit gebe es auch unterschiedliche Ansatzpunkte. Wenn jemand kaum deutsch spricht, habe er so gut wie keinen eigenständigen Zugang zum Wohnungsmarkt. Hier ist der Beratungseinsatz laut Neeser "sehr intensiv und oft nur in Zusammenarbeit mit dritten Personen möglich, welche die Familien unterstützen".

Die zweitgrößte Gruppe ist die Gruppe der Alleinerziehenden (26 Prozent). Es handelt sich laut Neeser ausschließlich um Frauen, zumeist in Teilzeitbeschäftigungen. Neben finanziellen Engpässen spiele sehr stark der Wohnort eine Rolle, der eine gute Anbindung an Kindertagesstätten und Schulen gewährleisten müsse. Eine Wohnmöglichkeit in einem Ortsteil an der Peripherie sei von dieser Gruppe in der Regel nicht gewünscht.

Die Gruppe der berenteten Personen machen 17 Prozent der Anfragen aus, die Menschen mit Behinderung lagen bei zwölf Prozent. Beiden Gruppen ist gemeinsam, dass sie oft auf Erdgeschosswohnungen respektive Aufzug angewiesen seien.

Eine Wohnungsvermittlung könne nachhaltig nur erreicht werden, wenn es in ausreichendem Maße Wohnraum gibt. Da nannte Neeser die geplanten Wohnungen auf der Herzo Base positiv. Viele Wohnungssuchenden hätten sich in der Koordinationsstelle schon gezielt hierfür ausgesprochen.

Zusammengefasst bewertet Marcus Neeser den Ausblick auf die Zukunft sehr positiv.