Druckartikel: Bewegung vom Feuer zum Wasser

Bewegung vom Feuer zum Wasser


Autor: Rudolf Görtler

Mürsbach, Samstag, 30. Sept. 2017

Die Kunstmühle ist in mehrfacher Hinsicht ein Solitär: Kaum ein anderes technisches Baudenkmal in der Region dürfte noch mit so viel originärer Technik ausg...
Aus der Videoinstallation von Natalie Gutgesell  Foto: N. Gutgesell


Die Kunstmühle ist in mehrfacher Hinsicht ein Solitär: Kaum ein anderes technisches Baudenkmal in der Region dürfte noch mit so viel originärer Technik ausgestattet sein, und dass auf dem flachen Land die Werke unverächtlicher Künstler zu sehen sind, ist so selbstverständlich auch nicht.
14 Jahre dauern die künstlerischen Umtriebe in der vom ehepaar Eller renovierten Mühle im Itzgrund nun schon an. Zur aktuellen Ausstellung "From a spark to a stream" - zu übersetzen etwa "Vom Feuer zum Wasser" ist ein schöner Katalog erschienen. Thomas Eller, der in Peking lebende Sohn der Mühlenbesitzer, Kunstbetriebs-Organisator, hat ein Vorwort beigesteuert. Seiner Initiative ist die Mutation der Mühle zur Galerie zu verdanken. Natalie Gutgesell, die zusammen mit Brigitte Bailer die aktuelle Ausstellung bestreitet, umreißt, ergänzt mit historischen Fotos, die Geschichte der Mürsbacher Mühle.
Die gebürtige Coburgerin zeigt in Mürsbach ihre brandneue Videoinstallation "Can a blister substitute the moon". Wie meist in ihren Videoarbeiten geht es darin um die Kommunikation zwischen Natur und Mensch. Es ist, so die Künstlerin, eine Geschichte über Flucht und Vertreibung vor dem Hintergrund des Kalten Kriegs und angeregt durch die früher häufigen Militärmanöver in der fränkischen Landschaft. Angeregt auch durch einen Spielzeug-Zoo, den ein aus dem Ersten Weltkrieg heimgekehrter Werkzeugmacher seinem Sohn schenkte, damit der nicht mit Miniatursoldaten spielte. In ihrer Videoinstallation "Promised Land" stellt Natalie Gutgesell Menschen auf ein schachbrettartiges Muster. Obwohl es auf einer Wiese platziert ist, schimmern Einsamkeit und Entfremdung durch.
Die gebürtige Westfälin Brigite Bailer ist der zweite Teil des Künstlerduos. Sie schafft Symbiosen zwischen Natur und Metall, was sich in Mischtechniken aus Leinwand und teils korrodierten Materialien niederschlägt. Ihr Zyklus "Werke im Werk - der weibliche Blick aufs Ruhrgebiet" zeigt verwaschene Frauenfiguren in Erdfarben. Der Zyklus enthält jedoch auch grellfarbene Eruptionen in größeren Formaten, abstrakt, die sich sehr schön ins Mühlen-Ambiente aus Stein und Metall einfügen. Und der Ausstellungstitel? Er spielt auf elektrischen und (Wasser-)Strom an, passend zum Generator in der Mühle.

Die Ausstellung ist jeden Sonn- und Feiertag von 14-17 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet (Tel. 09533/8153; E-Mail eller-muersbach@t-online.de). Der Katalog ist im Mitteldeutschen Verlag erschienen und trägt die ISBN-Nummer 978-3- 95462-941-1.