Bevorzugte Duftnote: jung und heilig
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LKR Forchheim, Mittwoch, 22. August 2018
Beduftung in öffentlichen Gebäuden scheint richtig Fahrt aufzunehmen, auch Kirchen versuchen nun damit junge Leute zu locken.
Die Zahl der Duftstoffallergiker reicht. Duftstofffreie Zonen in öffentlichen Gebäuden ähnlich dem Rauchverbot, wäre ihr Wunsch. Doch stattdessen scheint der Trend immer mehr um sich zu greifen, denn nun versuchen auch Kirchen damit junge Leute zu locken.
Um die Waschmittel- und Hygieneabteilung der Supermärkte macht die 54-jährige Irmtraud Schmidt (Name von der Redaktion geändert) einen großen Bogen. Den stechenden Geruch aus den Verpackungen kann sie nicht riechen und von Mitmenschen wird sie oft belächelt. Die 18-jährige Anna bekommt Asthmaanfälle, wenn sie Parfüms und ätherische Öle oder Weihrauch riecht und der 20-jährige Niklas verlässt fluchtartig das Kino, weil ihm unbekannte Düfte die Kehle zuschnüren.
Nicht nur durch die alltäglichen Düfte in Hygieneartikeln lauert für diese Gruppe Gefahr, auch viele öffentliche Gebäude werden zusätzlich künstlich beduftet, um Kunden zum Kauf zu animieren oder um Wohlfühlatmosphäre zu schaffen. Macht es Duftstoffallergikern schon große Probleme, sich in öffentlichen Gebäuden aufzuhalten, scheinen nun auch die Kirchen nachzuziehen und hoffen auf die künstliche Beduftung, um junge Menschen zu locken.
"Weihrauchduft 2.0"
Ein Duft, der eigens für die Beduftung von Kirchen entwickelt worden ist, heißt "Weihrauchduft 2.0". Für eine Lichter-, Laser- und Musikshow im Kölner Dom ist der aus über 50 Komponenten bestehende Duft - darunter auch Weihrauch und Myrrhe - kreiert worden, "um junge Leute auf sinnliche Weise mit dem christlichen Glauben in Verbindung zu bringen". Anscheinend war man der Meinung, Kirchen riechen alt, verstaubt und muffelig.
Meditativ, entspannt, jugendlich und modern hingegen soll nun die Botschaft hinter dem Duft in den Kirchen sein. Nicht in den Kirchen im Landkreis Forchheim.
"Auf Diözesanebene ist zumindest nichts geplant", weiß Domkapitular Peter Wünsche. Allerdings würde die Entscheidung darüber vom Ortspfarrer getroffen werden. "Ich kenne aber keinen einzigen Fall in unserem Erzbistum, in dem eine künstliche ,Beduftung' geplant ist. Sie wäre allerdings auch nicht melde- oder erlaubnispflichtig."