Druckartikel: Besser mit- als übereinander reden

Besser mit- als übereinander reden


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Ebensfeld, Donnerstag, 21. Juli 2016

In Ebensfeld trafen sich Einheimische und Flüchtlinge zum ersten "Café der Begegnung".
Reger Austausch zwischen Einheimischen und Flüchtlingen beim ersten "Café der Begegnung" in Ebensfeld.  Foto: Gerda Völk


Im großen Saal des Pfarr- und Jugendheims riecht es nach frisch gebrühtem Kaffee. An der linken Seite in unmittelbarer Nähe zur Ausgabetheke warten mehr als ein Dutzend Kuchen auf die Kaffeegäste. Auf den Tischen stehen kleine Vasen mit Sommerblumen aus dem Garten. Eine Atmosphäre, die zur Begegnung unter bislang unbekannten Menschen einlädt.
Bald sind alle Tische "gemischt" besetzt und es dauert nicht lange, bis sich intensive Gespräche ergeben. Der Ebensfelder Herbert Mengesdorf begrüßt Einheimische und Neubürger zum ersten gemeinsamen Nachmittag.
"Wir wollten unser eigenes ,Café der Begegnung‘", erklärt Britta Storath. Eine Einrichtung, die es seit dem letzten Jahr bereits sehr erfolgreich in der Kreisstadt Lichtenfels gibt. Für die Ebensfelder wäre es schlicht nicht machbar gewesen, so viele Leute nach Lichtenfels zu fahren. Zudem sei gerade am Anfang der Kontakt zu den Menschen am Wohnort besonders wichtig. "Gerade für junge Leute ist es wichtig, dass sie in Ebensfeld Fuß fassen", sagt Storath. Ins "Café der Begegnung" sind auch die 13 jungen Leute gekommen, die im nahe gelegenen ehemaligen Gasthof Neuner untergebracht sind. Auch aus Unterbrunn und Kutzenberg sind Flüchtlinge zum ersten Treffen gekommen. Miteinander reden statt übereinander sind auch in Ebensfeld die Beweggründe der Initiatoren. Ein gutes Dutzend Ebensfelder kümmert sich um die Flüchtlinge. Viele der Ehrenamtlichen sind auch bei den "Aktiven Bürgern" Lichtenfels aktiv. Auch Otto Weidner nimmt die Gelegenheit wahr, die Neubürger kennenzulernen. Zumal sich das gut mit seinem Schichtdienst vereinbaren ließ. "Es wird viel übereinander geredet, aber wenig miteinander", sagt der 52-Jährige. Als Gemeinderat ist er sehr daran interessiert, dass die Neubürger gut in Ebensfeld integriert sind. "Das ist wichtig, da man miteinander lebt." Mit seiner Anwesenheit möchte Otto Weidner auch die Arbeit der Ehrenamtlichen unterstützen.
Für Imad Muhssin Ali ist die Veranstaltung eine gute Gelegenheit, um Deutsch zu sprechen. "Du brauchst viel Übung um Deutsch zu lernen", sagt der Iraker, der aktuell in Unterbrunn lebt. Im Gegensatz zu Deutschland werde in seiner Heimat mehr Tee als Kaffee getrunken, erzählt er. Was für ihn völlig neu ist, sind die Kuchen mit Obst- und Quarkbelag.
In den Gesprächen kommen auch die Gründe der Flucht zur Sprache und die Schicksale, die oft im Verborgenen bleiben. Wie das der zehnköpfigen Familie, deren Geld für die Flucht nur für drei von insgesamt acht Kinder reichte. An diesem Nachmittag fällt die offene Atmosphäre auf, in der die Begegnung stattfindet. Wie Britta Storath erläuterte, soll das "Café der Begegnung" eine feste Einrichtung in Ebensfeld werden.
Damit auch Berufstätigen die Möglichkeit geboten wird, daran teilzunehmen, sollen die Treffen künftig am Wochenende stattfinden.