"Bella Italia" zum Greifen nah
Autor: Birgit Kunig
Lichtenfels, Sonntag, 28. Mai 2017
Opernarien und neapolitanische Canzone ließen das Publikum bei "una notte italiana" in Verzückung geraten.
Wieder einmal fand in der alten Synygoge in Lichtenfels ein grandioses Konzert statt, dieses Mal am Samstagabend mit dem Ensemble "Milonga Sentimental" unter dem Motto "una notte italiana".
Das Konzert ist ausverkauft, die freudige Anspannung der Leute zu spüren. Der wunderbare Streifzug durch die italienische Musikkultur vom Barock ins 20. Jahrhundert bietet für jeden Geschmack etwas: Verdi und Rossini, Vivaldi und Paganini. Apropos Paganini - schon im ersten Moment wird klar, dass Leonardo Torres ein besonderer Violinist ist. Er verzaubert mit seinem virtuosen hingebungsvollen Spiel. Malena Grandoni, die Sopranistin, kündigt ihn mit ihrer putzigen italienischen Sprachfärbung in fast perfektem Deutsch an: "Sie kennen ja den Teufelsgeiger, aber unser Leonardo ist der Engelsgeiger." Grandoni - grandios, wäre ein passendes Wortspiel. So perfekt, wie ihr dunkelblaues Taftkleid mit Pailletten und die Silberschuhe passen , so perfekt ist ihre Stimme. So perfekt, wie die Schärpen und Fräcke der Männer sitzen und die Schuhe glänzen, so perfekt die Qualität ihrer Musik. Italienisch eben - alles passt und sitzt und ist in Harmonie aufeinander abgestimmt.
Man hat so ein Gefühl, dass im kleinen, beschaulichen Lichtenfels einmal mehr Großes stattfindet und kann es kaum glauben. Das meint auch ein Ehepaar aus Bad Staffelstein: "Also wirklich faszinierend, wie die spielen, aber alle drei, absolut perfekt, so was Feines hört man selten! " Die Stimme von Milena Grandoni, der ausgebildeten Opernsängerin, ist glockenhell und glasklar, wenn sie Arien oder neapolitanische Canzone schmettert. Mit ganz viel Gestik und Koketterie vermittelt sie eine einzigartige Atmosphäre von italienischer Leichtigkeit und Fröhlichkeit, man ist förmlich mittendrin in "Bella Italia" und lässt sich vom Lebensgefühl der Italiener gerne mitreißen.
Sehr belustigend wird sie von Andres Grandoni an seinem Akkordeon angekündigt: "Sie ist nicht nur unsere Sängerin, nein sie ist zum Glück auch meine Frau." Und da ist er wieder, der berühmte Funke, der sofort überspringt. Überhaupt ist sein Akkordeon etwas ganz Erstaunliches, auch das wird gleich zu Beginn deutlich: "Man denkt, da vorne steht ein ganzes Orchester", flüstert jemand in der zweiten Reihe. Denn es ist nicht nur irgendein Akkordeon, sondern ein Knopfakkordeon, erklärt er. Es erzeuge auch Töne wie ein Fagott, eine Querflöte oder Klarinette. "Es dauert 1,5 Jahre, um so ein Akkordeon zu bauen", erläutert er. Und der Mann versteht sein Handwerk, wenn man zusieht, wie er es bearbeitet. Auf zwei Seiten drückt er die richtigen Knöpfe, zieht die Harmonika und bewegt sich dabei, dass es eine Kunst ist. Und man erkennt, wie er mit dem Instrument verschmilzt. Meistens fröhlich aber auch melancholisch und immer die absolute Vereinigung mit dem Publikum. Das sich genauso mitbewegt und den Kopf wiegt. Das tut es automatisch, ohne es selbst zu bemerken.