Druckartikel: Beleidigt, bespuckt und bedroht

Beleidigt, bespuckt und bedroht


Autor: Stephan-Herbert Fuchs

Kulmbach, Freitag, 09. Juni 2017

Stephan Herbert Fuchs Es waren sehr viele Menschen, es war sehr laut und alle waren betrunken. Das Amtsgericht bemühte sich am Freitag stundenlang, einer Al...


Stephan Herbert Fuchs

Es waren sehr viele Menschen, es war sehr laut und alle waren betrunken. Das Amtsgericht bemühte sich am Freitag stundenlang, einer Altstadtfest-Schlägerei vom 1. Juli 2016 auf den Grund zu gehen.
Angeklagt wegen gefährlicher Körperverletzung waren ein 27-jähriger Handwerker und ein 28-jähriger Arbeiter, beide aus Kulmbach. Der jüngere der beiden soll am Abend des 1. Juli einem 32-Jährigen mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben, so dass der Mann zu Boden ging. Dort soll er mit dem zweiten Angeklagten das Opfer weiter geschlagen und getreten haben, ehe Sicherheitsleute die Schlägerei unter anderem mithilfe von Pfefferspray beenden konnten.
In der Hauptverhandlung stellte der 27-Jährige die Sache allerdings grundlegend anders dar. Er räumte ein, einer der beteiligten Frauen aufgrund vorhergehender Streitigkeiten auf die Füße gespuckt zu haben. Da sei deren Freund auf ihn losgegangen. In der Folge sei ihm gegen die Rippen und gegen den Kopf getreten worden. Auch der zweite Angeklagte will niemanden geschlagen haben. Nachdem der Mitangeklagte zu Boden gegangen war, habe er ihm wieder auf die Füße geholfen, mehr sei nicht gewesen.


Ein Schlag ins Gesicht

Ganz andere Versionen kamen von den Zeugen. "Es kann doch nicht sein, dass da jemand Frauen angreift und anspuckt", sagte das Opfer, deshalb sei er dazwischen gegangen. Doch ehe er sich versah, habe er schon vom Angeklagten einen Schlag ins Gesicht abbekommen. Was folgte, sei eine Rauferei gewesen. Der Zeuge räumte aber auch ein, außer einer aufgeplatzten Lippe keine ernsthaften Verletzungen davongetragen zu haben.
Sie habe sich ganz besonders geekelt, weil er ihr ins Gesicht gespuckt habe, sagte die 29-Jährige, die schon einige Monate davor mal eine ähnliche Auseinandersetzung mit dem Angeklagten gehabt hatte. Diesmal sei dem Streit eine Beleidigung des Angeklagten vorausgegangen, denn er soll ihren Freund als Hurensohn bezeichnet haben.
Die Angeklagten seien sehr streitsüchtig gewesen und hätten großes Aggressionspotenzial an den Tag gelegt, sagte ein weiterer Zeuge. Er will ganz sicher die Fußtritte eines der beiden Angeklagten gegen das Opfer gesehen haben. Das Ganze habe sich total hochgeschaukelt, berichtete eine weitere Zeugin, sie erinnerte sich vor allem auch an das Opfer, das nach der Schlägerei "im Gesicht gar nicht mehr so gut ausgesehen" habe.
Der 27-Jährige erhielt eine Bewährungsstrafe von fünf Monaten. Zudem muss er 80 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten und an einer Suchtberatung teilnehmen. Sein Kumpan wurde freigesprochen.