Bei der Integration Pionierarbeit geleistet
Autor: Karl-Heinz Hofmann
Pressig, Montag, 16. Dezember 2019
Halet und Elif Dag feierten ihre goldene Hochzeit. Das Gold-Paar wohnt derzeit in Pressig bei Sohn Hasan Dag. Geheiratet hat das Ehepaar 1969 in Refahiye, einer Stadt in Ostanatolien. Die Eheleute bli...
Halet und Elif Dag feierten ihre goldene Hochzeit. Das Gold-Paar wohnt derzeit in Pressig bei Sohn Hasan Dag. Geheiratet hat das Ehepaar 1969 in Refahiye, einer Stadt in Ostanatolien. Die Eheleute blicken auf ein arbeits- und ereignisreiches Leben zurück.
Im Jahr 1970 entschloss sich der damals 26-jährige Halet Dag als Gastarbeiter nach Deutschland zu kommen. In der boomenden Wirtschaft der Bundesrepublik Deutschland waren Gastarbeiter gefragt. Hoffnung und Zuversicht auf Arbeit und Brot motivierten den jungen Ehemann, seine Heimat zu verlassen. Schon die Reise von Ostanatolien nach Istanbul glich einer Odyssee in eine andere Welt, erzählt Dag und schmunzelt. Seine erste Station waren die Baustellen für die Olympischen Spiele, die im Jahr 1972 in München stattfanden. Doch schon im Jahr 1971 konnte er bei Wiegand-Glas in Steinbach am Wald einen Arbeitsplatz erhalten. Wenig später holte er seine kurdisch-alevitische Familie aus Ostanatolien nach nach Steinbach am Wald.
Eine Bahnbrecherin
Es war eine der ersten Familien, die gemeinsam im Frankenwald ansässig wurde und hier arbeitete. Vor allem als Ehefrau Elif nach Steinbach am Wald kam war sie Pionierin unter den anatolischen Frauen. Denn für anatolische Gastarbeiter war es nicht vorstellbar, dass eine anatolische Frau in Deutschland arbeiten kann. Elif setzte sich aber durch und begann bei der Königlich Privilegierten Porzellanfabrik in Tettau zu arbeiten. Sie erinnert sich noch genau daran, als sie zum ersten Mal ohne Kopftuch an die Öffentlichkeit trat, welche Ressentiments es beim Bekanntenkreis gab, und sie war auch Bahnbrecherin, als sie zum ersten Mal in Hosen zur Arbeit kam. Elif Dag setzte neue Maßstäbe in der Annahme von Kultur und Sitte des Gastgeberlandes Deutschland.
Heute ist das Ehepaar sehr stolz darauf, den Schritt ins Unbekannte und Ungewisse gewagt zu haben. Schon bald konnte sich die fleißige Familie ein Eigenheim in Reichenbach leisten. Damals wohnten zehn Personen aus drei Generationen in dem Wohnhaus.
1998 schied Halet Dag nach einer schweren Herzoperation aus dem Erwerbsleben aus. Ein großer Wunsch ging der Familie im Jahr 2012 mit der Errichtung eines Eigenheimes in der ostanatolischen Heimat in Erfüllung. Mehrere Monate im Jahr verbringt das Jubelpaar dort.
Zur Familie zählen heute fünf Kinder und 14 Enkel. Alle Kinder und zum Teil auch Enkel sind in Deutschland zur Schule gegangen und haben eine gute solide Berufsausbildung. Sohn Hasan betreibt seit 25 Jahren erfolgreich einen Imbiss in Pressig. Vor einiger Zeit erwarb er das ehemalige Franken-Bräu-Gebäude an der B 85 in Pressig. Hier wohnt auch das Ehepaar, wenn es in Deutschland ist.
Zweiter Bürgermeister Wolfgang Förtsch gratulierte im Namen des Marktes Pressig und entbot auch die Glückwünsche von Landrat Klaus Löffler. Er dankte dem Ehepaar für ihre großartige und vorbildliche Integration mit ihrer ganzen Familie. eh