Beginn einer neuen Lebensphase
Autor: Carmen Schwind
Kleingesee, Dienstag, 16. April 2019
Wann das Klimakterium einsetzt, ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Sicher ist, dass damit ein neuer Lebensabschnitt beginnt.
Es ist noch immer ein Thema, über das nicht gern gesprochen wird: die Wechseljahre. Sie verändern das Leben, ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Bei manchen setzt das sogenannte Klimakterium bereits mit 40, bei anderen mit Mitte 50 ein. Und: Auch Männer kommen in eine Art "Wechseljahre", denn auch hier ändert sich der Hormonspiegel, allerdings nicht so abrupt. "Die Wechseljahre sind keine Krankheit, sondern eine ganz normale Lebensphase", sagt die Hausärztin Gabriele Brütting aus Kleingesee, die eine Praxis in Pottenstein führt.
Weiter erklärt sie, dass sich in dieser Zeit der Spiegel der Geschlechtshormone verändert, so dass es zu verschiedenen Symptomen und Befindlichkeitsstörungen kommen kann. "Viele Frauen haben in den Wechseljahren mit wiederkehrenden Hitzewallungen zu kämpfen", so die Ärztin. Meistens breite sich plötzlich eine Hitzewelle über Gesicht, Hals und Oberkörper aus. Das Gesicht röte sich, und es folge ein Schweißausbruch, der einige Minuten anhalten kann. "Auch nachts schwitzen manche Frauen in den Wechseljahren verstärkt", erklärt Gabriele Brütting.
Weiter zählt sie auf, dass die hormonelle Umstellung dazu führen kann, dass die Schleimhäute im Genitalbereich dünner und trockener sowie anfälliger für Verletzungen und Infektionen werden. Das führe auch zu vermehrten Harnwegsinfekten.
Schlafstörungen
"Oft werden Schlafprobleme mit den Wechseljahren in Verbindung gebracht. Eine gestörte Nachtruhe kann die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen und zu Erschöpfung am Tag führen", sagt die Ärztin. Hormonschwankungen werden als eine mögliche Ursache für depressive Verstimmungen, Antriebslosigkeit, Nervosität und innere Unruhe diskutiert. "Zahlreiche weitere Symptome werden mit den Wechseljahren in Verbindung gebracht. Ob sie tatsächlich alle auf Hormonveränderungen zurückzuführen sind, ist in vielen Fällen fraglich. Es sind auch andere Ursachen denkbar, denn manche Beschwerden treten mit zunehmendem Lebensalter generell häufiger auf. Daher sollten heftige und anhaltende Beschwerden ärztlich abgeklärt werden", erklärt Gabriele Brütting.
Etwas fülliger
Frauen werden in den Wechseljahren oft etwas fülliger. "Allerdings legen auch viele Männer im mittleren Lebensalter an Gewicht zu. Denn mit den Jahren sinkt bei beiden Geschlechtern der Kalorienbedarf, die Muskelmaße verringert sich. Wer nicht gegensteuert, nimmt unweigerlich zu", erläutert die Hausärztin. Eine gesunde, ausgewogene Ernährung und viel Bewegung helfen, das Gewicht zu halten beziehungsweise wieder abzunehmen.
Mit der hormonellen Umstellung steigt das Risiko für die Knochenkrankheit Osteoporose an, ebenso die Gefahr für Krankheiten von Herz und Gefäßen. Osteoporose ist eine Erkrankung des Skeletts, bei der die Knochen an Festigkeit verlieren und leichter brechen. "Frauen unterschätzen oft die Gefahr für ihr Herz. Erkranken Frauen am Herzen, ist die Therapie schwieriger als bei Männern. Vorbeugung ist daher besonders wichtig", rät Gabriele Brütting. Außerdem verändert sich das Leben vieler Frauen in diesem Alter zusätzlich noch, denn die Kinder sind erwachsen und verlassen das Haus. Plötzlich bleibt wieder mehr Zeit für die Partnerschaft. "Das kann die Beziehung stärken, manchmal aber zur Herausforderung werden", sagt die Ärztin. Auch im Job haben viele Frauen in dieser Lebensphase den Zenit erreicht oder bereits überschritten. Manche orientieren sich beruflich um oder wagen den Neustart nach der Kindererziehung. Auch solche Umbrüche im Privaten wie im Berufsleben beeinflussen das Wohlbefinden - positiv oder negativ.
Hormontherapie kann helfen
Da das Klimakterium keine Krankheit ist, sei eine Behandlung nicht zwingend nötig. In einigen Fällen kann eine Hormontherapie helfen. "Ob Hormone im Einzelfall sinnvoll sind, und falls ja, in welcher Form, sollte individuell mit dem Arzt besprochen werden", erklärt die Ärztin und weist auf Risiken für Blutgerinnsel und Brustkrebs sowie Gebärmutterkrebs hin. Weiter erinnert sie an pflanzliche Wirkstoffe in der Traubensilberkerze und dem Mönchspfeffer, die regulierend in den weiblichen Hormonhaushalt eingreifen.