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Bauprojekt folgt auf Bauprojekt


Autor: Sabine Weinbeer

Haßfurt, Mittwoch, 28. November 2018

Der Kreisverband plant nach dem Umbau von Sankt Bruno in Haßfurt nun Wohnraum für psychisch Kranke.
Der Umbau von Sankt Bruno von einer reinen Altenpflegeeinrichtung hin zu einem Haus für viele Sozialeinrichtungen und Beratungsstellen, das künftig auch eine öffentliche Caféteria haben wird, war für den Kreis-Caritasverband eine Mammutaufgabe. Im späten Frühjahr 2019 soll die Baustelle beendet sein.  Foto: sw


Sabine Weinbeer Trotz Baustelle in Sankt Bruno in Haßfurt und hoher Auslastung der Beratungsstellen gelang es dem Kreis-Caritasverband Haßberge, im Haushaltsjahr 2017 eine "positive" schwarze Null zu schreiben. Darüber informierten Kreisgeschäftsführerin Anke Schäflein, ihr Stellvertreter Georg Wagner und der Kreisvorsitzende der Caritas, Johannes Simon, die Kreisvertreterversammlung der Caritas. Im späten Frühjahr soll Sankt Bruno fertig sein, aber das nächste Projekt steht schon an.

Die größten Sorgen machen Anke Schäflein "die Hände". Wenn Sankt Bruno im nächsten Jahr dann mit vier Wohngruppen läuft und sukzessive auf 80 Bewohner anwachsen soll, dann braucht sie Pflegekräfte. Schon jetzt kann der eine oder andere Platz in den Pflegeeinrichtungen der Caritas nicht besetzt werden, weil es an qualifizierten Kräften fehlt. Deshalb bildet die Caritas derzeit 14 Altenpfleger aus; "ich hätte gerne 20, aber so viele Bewerber gibt es nicht", erzählte Anke Schäflein.

Dabei habe die Caritas noch einen klaren Wettbewerbsvorteil bei der Personalsuche, denn "wir bezahlen gut und setzen auf sozialversicherungspflichtig Beschäftigte". Zudem merkte man an ihren Ausführungen, welche Wertschätzung sie als Arbeitgeberin gerade den Pflegekräften entgegenbringt.

Elf Millionen Euro

Noch immer arbeiten viele Pflegekräfte Teilzeit, einige haben aber Stunden aufgestockt. Die Krankheitsrate ist gesunken, der Altersdurchschnitt ist mit 46,8 Jahren "nicht so hoch".

Georg Wagner erläuterte die Zahlen: Rund elf Millionen Euro setzt die Caritas Haßberge im Jahr um. 325 Mitarbeiter sind angestellt, 292 davon sind Frauen, 86 Prozent in Teilzeit. 97 freiwillig Tätige unterstützen die verschiedenen Angebote der Caritas - ohne die vielen Helfer im Asylbereich.

Der Stellenplan

In der Geschäftsstelle im Echter-Haus (Caritas-Zentrale) gibt es 7,2 Vollzeit-Stellen, 7,65 Stellen in der allgemeinen Sozialberatung, 4,0 in der Erziehungsberatung, 2,87 in der Suchtberatung, 2,5 im Sozialpsychiatrischen Dienst und 2,31 im Sozialpsychiatrischen Tageszentrum.

Im Jahresbericht, der den Mitgliedern schon schriftlich zugegangen war, ging Johannes Simon auf einige Punkte besonders ein, so auf die sieben neuen Auszubildenden im Pflegebereich, aber auch auf die Schuldner- und Insolvenzberatung, die stark nachgefragt wird. Im Bereich Suchtberatung arbeitet Anke Schäflein an einer Förderung einer eigenen Jugend-Suchtberatung, denn derzeit finanziert der Staat eine solche Beratung nur für Erwachsene. "Wir sehen aber einen Bedarf, denn gerade im Erwachsenwerden gibt es viele Gelegenheiten, Probleme mit den falschen Mitteln zu lösen", erklärte sie.

Immer wieder sei die Caritas im Landkreis Haßberge Vorreiter gewesen, beispielsweise mit der "Fairen Wohnungsbörse", die jetzt in immer mehr anderen Landkreisen ebenfalls umgesetzt wird - auf der Basis der Erfahrungen hier im Kreis. Einen Bedarf gesehen und eingegriffen hat die Caritas auch mit "Carifair", dem Vermitteln polnischer Pflegekräfte auf legalem Weg mit fairen Rahmenbedingungen, wie mitgeteilt wurde.

Das neue Vorhaben

Und auch mit dem anstehenden Bauprojekt greift die Landkreis-Caritas ein akutes Problem auf: Es mangelt an Wohnraum für Menschen mit gewissen Einschränkungen. "Dazu gehören Familien mit Kindern, allein stehende Männer und Menschen mit psychischen Erkrankungen". Das sei auch Thema des Caritas-Jahresmottos. Für die letztgenannte Gruppe sollen an der Brüder-Becker-Straße in Haßfurt kleine Wohnungen mit einem Gemeinschaftsraum entstehen. Psychische Erkrankungen nehmen zu, viele Menschen scheitern an Lebenskrisen. Anke Schäflein würde das Haus gerne "St. Katharina" nennen. "Unsere Finanzierung ist so weit in trockenen Tüchern", berichtete sie. Für die acht barrierefreien Wohnungen gibt es 280 000 Euro von der "Aktion Mensch", von der katholischen Kirche und dem Diözesancaritasverband 300 000 Euro, von der bayerischen Landesstiftung 150 000 Euro und der Kreis-Caritasverband hat zwei Häuser verkauft. Dazu kommt ein Darlehen, das über die Mieteinnahmen getilgt wird.

Leider sei der zweite Teil der Planung vorerst gescheitert, in dem zweiten Gebäude an der Brüder-Becker-Straße mehrere Beratungsstellen zu beheimaten, bedauerte die Geschäftsführerin. "Aber das Konzept liegt in meiner Schublade und kann jederzeit herausgezogen werden." Derzeit sei das Haus gut genutzt und vermietet, aber in einigen Jahren sei eine Sanierung unausweichlich.

Ihrer sozialen Verantwortung gestellt hat sich die Caritas auch mit der Betreuung der Obdachlosenunterkunft in Haßfurt, nachdem sich der Diakonieverein aufgelöst hat, der diese Aufgabe bisher wahrnahm.

Abschließend lud Johannes Simon ein: zur Einweihung von Sankt Bruno im nächsten Jahr, davor aber zum Caritasball am 2. Februar im Oberaurach-Zentrum in Trossenfurt. Die Karten gibt es ab sofort unter Telefon 09521/6910 oder per Mail unter ball@caritas-hassberge.de.