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Baum steht neuer Straße im Weg


Autor: Ralf Kestel

, Donnerstag, 21. Sept. 2017

Eigentlich hätten die Arbeiten schon beginnen sollen. Aber der Ausbau der Staatsstraße zwischen Kottendorf und Kirchlauter verzögert sich. Mindestens bis ins nächste Jahr.
Dieser Apfelbaum soll dem geplanten Ausbau der Staatsstraße zwischen Kirch- und Weikertslauter weichen. Der Eigentümer spielt da aber nicht mir.


Den Ausbau-Plänen des staatlichen Bauamtes in Schweinfurt steht ein Apfelbaum im Weg. Und hinter dem Baum steht ein Mann wie ein Baum: Karl Gehring, bekannt als Gämaa-Karl - und der machte jüngst bei einer CSU-Versammlung mit dem Landtagsabgeordneten Steffen Vogel seinem Unmut lautstark Luft und ließ Dampf ab. "Das ist mein Stammbaum. Den hat mein Vater vor 80 Jahren gepflanzt und mir als fünfjähriger Knilch die Patenschaft übertragen. Wenn der Baum fällt, stirbt meine Seele. Deswegen kämpfe ich um diesen Baum", sagte der Rentner im Gespräch mit unserer Redaktion.
"Ich habe meinem Vater versprochen, dass ich mich um den Baum kümmere. Und ein Versprechen ist ein Versprechen. Da werde ich als überzeugter CSU-Wähler zum Schwarz-Grünen", spielt Gehring auf die anstehende Bundestagswahl an. "Ich war Pflanzmeister bei der Flurbereinigung. Ich weiß, was so ein Baum wert ist. Aber für mich ist er unbezahlbar." Und das meint er nicht monetär.
Und weil der Baum auch noch auf dem Grund steht, der den Gehrings gehört, den der Freistaat aber zum Ausbau bräuchte, tritt die Familie keinen Quadratmeter ab. "So lange nicht, bis uns zugesichert wird, dass der Baum erhalten bleibt", deuten Karl Gehring und sein Sohn Kompromissbereitschaft an.
Dazu müsste die neue und verbreiterte Trasse mehr in den gegenüberliegen Hang gerückt werden, wo nur Dickicht betroffen wäre. Dieses Gelände gehört dem Eberner Bürgerwald.
Baudirektor Manfred Rott vom staatlichen Bauamt bestätigte, dass es Probleme beim Grunderwerb gebe. "Mit der geplanten Umsetzung der Maßnahme wird es in diesem Jahr nichts mehr. Aber für 2018 haben wir sie im Ausbauprogramm drin."
2,3 Millionen Euro stehen für den 2,3 Kilometer langen Abschnitt zwischen Kottendorf/Hasenmühle und Kirchlauter bereit. Bei der letzten Verkehrszählung wurden dort keine 600 Fahrzeuge am Tag registriert.
Auch deswegen sind die Gehrings höchst skeptisch, dass es so eine Planung überhaupt braucht, zumal der Zwangspunkt Kläranlage stets im Raum bzw. Lautergrund steht. Außerdem hegen die Gehrings grundsätzliche Bedenken an der Kompetenz der Planung im staatlichen Bauamt. "Die reden ständig von einem Birnbaum. Das wurde doch alles vom grünen Tisch aus konzipiert."


Ersatzpflanzung problematisch

Auch sei die Ersatzpflanzung eines Baumes - tiefer im Grundstück - versprochen worden, "Das geht doch gar nicht, weil dort die Wasserleitung zur Kläranlage verläuft. Das wussten die aber gar nicht."
So beharren Karl Gehring und sein Sohn auf ihr "Sperrgrundstück", einer Kleingartenanlage samt Wiesen nebenan zwischen Lauter und bestehender Staatsstraße. Wohlwissend, dass die Straßenbauamtspläne, die Baudirektor Manfred Rott im Januar bei einer Bürgerversammlung vorstellte, als die Straße, die mit 4,50 Meter teilweise sehr schmal ist und auf 6,50 Meter verbreitert werden sollte, vorerst nicht machbar ist. Weiter erklärte Baudirektor Manfred Rott damals: "Wir wollen auch verschiedene Kurven etwas abflachen und Kuppen beseitigen."
Dazu war die Abstimmung mit den beteiligten Fachbehörden schon erfolgt. Auch die Gemeinde als Hauptanrainer hatte sich zum Verkauf der notwendigen Flächen bereit erklärt. Wenn nun aber einer aus der Reihe ausschert, bedarf es eines Planfeststellungsverfahrens (bis hin zu einer möglichen Enteignung), was sich erfahrungsgemäß über Jahre hinzieht. "So ein Verfahren kostet viel Zeit und Geld", hat Rott schon bei der Bürgerinformation im Januar befürchtet.