Druckartikel: Bauern sehen Kluft zwischen Realität und öffentlichem Bild

Bauern sehen Kluft zwischen Realität und öffentlichem Bild


Autor: Veronika Schadeck

Kronach, Dienstag, 28. Februar 2017

Traditionell besuchten am Rosenmontag Landwirte aus dem Landkreis die FT-Lokalredaktion in Kronach und sprachen unter anderem über Preisproblematik, die Zuk...
Kreisobmann Erwin Schwarz (rechts) und Gerd Zehnter (Mitte) vom VlF erklärten traditionell zu Rosenmontag in der FT-Redaktion wie sie die Situation in der Landwirtschaft derzeit bewerten. Foto: Marian Hamacher


Traditionell besuchten am Rosenmontag Landwirte aus dem Landkreis die FT-Lokalredaktion in Kronach und sprachen unter anderem über Preisproblematik, die Zukunft der Betriebe oder über ihre Wahrnehmung in der Öffentlichkeit.
Es gebe eine Kluft zwischen der Landwirtschaft in der Realität und dem Bild, das ein Großteil der Bevölkerung heute vor Augen hat, finden die Landwirten Erwin Schwarz, Gerd Zehnter und Kreisbäuerin, Rosa Zehnter. Dabei würde man versuchen, die Landwirtschaft so darzustellen wie sie auf Kreisebene ist, so der Kreisobmann Schwarz. Das Problem sei, dass einige überregionale Artikel oder Berichte von Pressestellen teilweise dies zunichtemachen.
Durchschnittlich 34 Cent pro Liter Milch, 15 Euro für einen Doppelzentner Getreide. Hinzu kommen Vorurteile, denen der Berufsstand begegnet. Von den reichen Bauern sei die Rede, die mit ihrer Gülle die Umwelt verpesten, das Grundwasser belasten und Subventionen kassieren.
Die Subventionen seien Ausgleichszahlungen, erklärt der Zweite Vorsitzende im Verband für landwirtschaftliche Fachbildung (VlF), Gerd Zehnter. Gäbe es diese nicht, müsste die Bevölkerung wesentlich mehr Geld für Lebensmittel aufbringen.


Im Vorfeld abgewürgt

Das schlechte Image der Bauern bringe es auch mit sich, dass Landwirte bei Neubauten von Ställen nicht nur sich mit behördlichen Auflagen auseinandersetzen müssen, sondern auch von der heimischen Bevölkerung oftmals Gegenwind erfahren.
Das führe dazu, das Landwirte oftmals resignieren. "Jegliche Stallplanung wird im Vorfeld abgewürgt", echauviert sich Rosa Zehnter. Seit der Handel den Milchpreis gedrückt hat, heiße es für die Landwirte Nischen suchen, aufgeben oder durchhalten und investieren - beispielsweise in einen neuen Stall mit Melk-Robotern oder in einen, in dem die Kühe frei herumlaufen können.
Der Staat fördert zwar Neubauten mit 20 Prozent und maximal 200 000 Euro. Doch man müsse von einem Fremdkapital in Höhe von über einer Million Euro ausgehen.
Im Kreis Kronach gibt es (Stand Mai 2016), 136 Milchviehbetriebe mit 3891 Kühen. Insgesamt arbeiten rund 700 Betriebe im Landkreis in der Landwirtschaft. Ein Drittel davon im Haupterwerb.
Zwischen drei und fünf junge Landwirte beenden pro Jahr ihre landwirtschaftliche Ausbildung. Ein landwirtschaftlicher Betrieb bewirtschaftet im Durchschnittn25,2 Hektar Fläche (im Vergleich Rumänien 3,6 Hektar). Weiterhin gibt es im Landkreis drei Zuchtsauenbetriebe.
Was die Biobetriebe betrifft, so ist nach Aussagen des leitenden Landwirtschaftsdirektors, Guido Winter, eine Zunahme verzeichnen. Zehn Prozent der Landwirte haben sich "Bio" auf die Fahne geschrieben. Diese bewirtschaften durchschnittlich eine 45 Hektar große Fläche und insgesamt 16 Prozent der vorhandenen Flächen im Landkreis.


Abwechslungsreicher Beruf

Trotz aller Herausforderungen empfinden Schwarz und Gerd Zehnter ihren Beruf als vielseitig und abwechslungsreich. Für ihn sei es auch nach vielen Jahren Berufserfahrung noch ein schönes Erlebnis, wenn ein Kalb das Licht der Welt erblickt, so Schwarz.
Er wisse zu schätzen, dass er als Selbstständiger seine eigene Ideen verwirklichen und täglich hautnah die Natur erleben könne, so Gerd Zehnter. "Der Beruf ist so abwechslungsreich!" vs