Bauern: Familien müssen wieder von ihrer Landwirtschaft leben können
Autor: Evi Seeger
Adelsdorf, Montag, 07. Dezember 2020
Sie fordern "Fair trade" für die deutsche Landwirtschaft. Um die Verbraucher wachzurütteln, gehen Deutschlands Bauern mit ihren Sorgen und Problemen immer mehr auf die Straße. Am Sonntag demonstrierte...
Sie fordern "Fair trade" für die deutsche Landwirtschaft. Um die Verbraucher wachzurütteln, gehen Deutschlands Bauern mit ihren Sorgen und Problemen immer mehr auf die Straße. Am Sonntag demonstrierten fränkische Landwirte vor dem Aldi-Logistikzentrum in Adelsdorf.
Den Kennzeichen nach kamen die rund 40 Trecker und etwa 70 Personen aus den Landkreisen Forchheim, Coburg, Bamberg, Lichtenfels und Erlangen-Höchstadt. Es war eine über die sozialen Netzwerke einberufene spontane Demonstration, wie versichert wurde.
Vor Ort war auch die Polizei Höchstadt. Alles sei friedlich und den Auflagen entsprechend mit Masken und Abstand abgelaufen, berichtete Dienstgruppenleiter Heller.
"Wir wollen keine Almosen", betonen die Landwirte. Die Erzeugerkosten müssten reinkommen, und die Familien müssten wieder von ihrer Landwirtschaft leben können. Aktuell könnten die deutschen Bauern ihre Ware jedoch nur unter Erzeugerpreis verkaufen.
Man versuche, den Bauern in den Entwicklungsländern das Überleben zu sichern. Gleichzeitig werde jedoch das Leben der deutschen Bauern zunichte gemacht. Die Ackerflächen in Deutschland würden - "politisch gewollt" - immer weniger. Hingegen bleibe der Verbrauch an Nahrungsmitteln gleich.
Vorwürfe an die Politik
Südamerika zum Beispiel könne hinsichtlich Umweltschutz oder Tierwohl unter ganz anderen Standards produzieren als die deutschen Landwirte: "Die haben unendliche Ressourcen an Ackerland und müssen nicht nachhaltig wirtschaften", sagt Josef Taschner, ein Landwirt aus Obertrubach im Landkreis Forchheim. Hinzu komme der lange Transport und damit eine hohe CO2-Belastung. Natürlich würden Konzerne und Supermarktketten diesen Vorteil für sich nutzen. In einem sogenannten Bio-Produkt seien Pflanzenschutzmittel gefunden worden, die hierzulande seit Jahrzehnten verboten sind.
Josef Taschner hat einen 13-jährigen Sohn. Ob dieser den Betrieb übernimmt, wagt der Landwirt aus Obertrubach derzeit nicht zu sagen. Seine Vorwürfe richtet er an die Politik. Mit dieser Politik werde das Höfesterben immer mehr zunehmen. Nicht nur er fragt sich: "Sollen wir umsonst arbeiten?"