Druckartikel: Bauern brauchen Akzeptanz

Bauern brauchen Akzeptanz


Autor: Werner Reißaus

Himmelkron, Freitag, 16. Juni 2017

MdB Auernhammer besuchte zwei Betriebe in Himmelkron und sprach danach in der "Frankenfarm".
Der Milchbetrieb Müller ist mit einem Melkroboter ausgestattet. Im Bild (von links) MdB Emmi Zeulner, BBV-Ortsobmann Harald Peetz, MdB Artur Auernhammer und Bürgermeister Gerhard Schneider. Foto: Werner Reißaus


Auf Einladung des Bayerischen Bauernverbands besuchte MdB Artur Auernhammer, der stellvertretende Vorsitzende des Umweltausschusses im Bundestag, zwei landwirtschaftliche Anwesen in Himmelkron. Am Abend sprach er in der "Frankenfarm".
Während Wolfgang und Kathrin Müller in Schwärzhof eine intensive Milchviehhaltung betreiben, ist der Aussiedlerhof von Elisabeth und Christopher Seitz ausschließlich auf Schweinezucht und Schweinemasthaltung ausgelegt.


Ein zweischneidiges Schwert

BBV-Obmann Harald Peetz, zugleich Kreisvorsitzender des Arbeitskreises Landwirtschaft, ging auf die gewerbliche Entwicklung in Himmelkron ein. Er verhehlte nicht, dass dies aus Sicht der Landwirtschaft ein zweischneidiges Schwert ist: "Allein durch die Verlegung der Autobahn haben wir 40 bis 50 Hektar Land verloren, die großflächige Ausweisung von Gewerbegebieten tat ein Übriges." Dennoch gebe es in der Gemeinde noch 24 landwirtschaftliche Betriebe, 14 davon mit Milchviehhaltung.
Wolfgang Müller stellte seinen Betrieb vor, der seit 1760 im Familienbesitz ist: "2009 haben wir den Schritt gewagt und uns zum Stallneubau entschieden." Heute stünden rund 80 Kühe im neuen Laufstall, die per Roboter gemolken werden. "Eine Entscheidung, die ich bis jetzt noch nicht bereut habe", so Müller. Zum Thema Tierwohl meinte der Landwirtschaftsmeister, dass eine Kuh vor hundert Jahren in einem dunklen Loch sicher nicht besser gelebt habe als heute in einem modernen Betrieb mit 2000 Tieren.


Vermarktung wird schwieriger

"Es geht nicht mehr um den Milchpreis oder den Schweinepreis, sondern um die Akzeptanz der Landwirtschaft in der Gesellschaft", räumte MdB Artur Auernhammer ein.
Rainer Hartmann sprach die Vermarktung von kleineren Milchmengen an, die zunehmend schwieriger werde. Dazu merkte der Vorstandsvorsitzende der Milchwerke Oberfranken West, Harald Reblitz, an: "Wir haben 846 Lieferanten und verarbeiten 428 Millionen Kilogramm Milch. Wir vermarkten in die gesamte EU, 70 Prozent in Deutschland. Jede Verkaufskette führt Käse aus Coburg."
Den Aussiedlerhof stellte Christopher Seitz vor. Neben der Schweinehaltung hat er sich auf den Ackerbau spezialisiert. Zu den 200 bis 250 Muttersauen kämen zwischen 900 und 1000 Schweinemastplätze. "Wir machen den Betrieb hauptsächlich zu zweit, zusätzliche Kräfte gehen arbeiten bei uns größtenteils auf Stundenbasis. Die Tierzahlen haben sich bei uns seit zehn Jahren nicht mehr erhöht."
Christopher Seitz verwies darauf, dass ein Landwirt bei den Schweinen seit 30 Jahren die gleichen Produktpreise erziele, dagegen hätten sich die Investitionen in die Agrartechnik in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt.
Tierarzt Holger Stroschein nahm zur Schwanzverkürzung bei den Schweinen und zur Ferkelkastration Stellung. Thomas Gieger und Frank Lothes von der Landwirtschaftlichen Beratungs-Organisation gingen unter anderem auf die Düngeverordnung ein.
Artur Auernhammer lobte die beiden Betriebe: "Sie werden sehr vorbildlich geführt. Wir haben heute auch sehr viel Fachkompetenz gehört, nur bei uns in der Politik vermisse ich die, da wird ganz anders diskutiert. Ich bin dankbar für den Austausch und werde die Anregungen auch gerne mitnehmen."


Politik in der Verantwortung

Mit der "Verantwortung der Politik und Gesellschaft für die bäuerliche Landwirtschaft" setzte sich der 54-jährige Bundestagsabgeordnete aus Weißenburg dann am Abend in der "Frankenfarm" auseinander. Er hielt es für wichtig, über die Rolle der Landwirtschaft in der Gesellschaft nachzudenken.
BBV-Obmann Harald Peetz redete Klartext: "Es ist mittlerweile so, dass man sich ziemlich verloren vorkommt. Man tritt als Massentierhalter auf, ist Tierquäler, vergiftet das Grundwasser, verseucht die Böden, überfährt die kleinen Rehkitze." Weiter kritisierte Peetz die bürokratischen Monster, die die Landwirte belasten, oder das Verbot von Pflanzenschutzmitteln. Insgesamt bezeichnete es der BBV-Obmann als traurig, dass viele Parteien Wahlkampf auf dem Rücken der Bauern machen.
MdB Artur Auerhammer freute sich über die Anwesenheit vieler Landfrauen, denn die seien oft die eigentlichen Entscheidungsträger. Nach dem Krieg sei es die wichtigste Aufgabe der Landwirtschaft gewesen, die Menschen mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Heute würden es viele Verbraucher als absolut selbstverständlich ansehen, dass sie zu jeder Tages- und Nachtzeit volle Regale und ein volles Angebot der gesündesten Lebensmittel haben. Auernhammer: "Das ist sowas von selbstverständlich, dass es der deutsche Verbraucher gar nicht mehr wertschätzt. Denn was selbstverständlich ist, das ist man gewohnt."
Ehrenkreisobmann Hermann Mohr machte deutlich, dass der Bauer zu wenig Rückendeckung in der Gesellschaft und auch in der Politik habe: "Es wird immer schlimmer."