Bauen im Neubaugebiet oder Bestand?
Autor: Hans Kurz
LKR Bamberg, Freitag, 20. Sept. 2019
Wohnen Soll das Eigenheim neu sein und auf der grünen Wiese neben vielen anderen stehen, oder geht auch eine in die Jahre gekommene Immobilie mitten im Dorf? Wir haben Experten befragt, was für und was gegen die beiden Möglichkeiten spricht.
Das Problem ist in vielen Gemeinden des Landkreises offensichtlich. Während in den Ortskernen Häuser leer stehen oder gar verfallen, wachsen an den Ortsrändern Neubaugebiete in die Landschaft. Manche Kommunen, vor allem im Speckgürtel rund um Bamberg, klagen sogar, dass sie selbst damit nicht mehr die Nachfrage von Bauwilligen erfüllen können.
Das sagen Experten
Fragt man Stadtplaner, so findet sich eigentlich keiner, der die ständige Neuausweisung von Baugebieten rückhaltlos begrüßt. So auch die beiden Bamberger Architekten Franz Ullrich und Marian Dörfler, die wir gebeten haben, die Vorzüge des Bauens im Neubaugebiet und die des Bauens im Bestand zu erläutern (siehe die beiden Expertenkommentare unten).
"In den vergangenen Jahren herrschte entlang der städtischen Entwicklungsachsen im Regnitztal, aber auch in den angrenzenden ländlichen Räumen eine starke Nachfrage nach neuem Bauland. Auf der anderen Seite gibt es in den alten Baugebieten der 1970er bis 1990er Jahre vielfach zahlreiche unbebaute Grundstücke und Leerstände in den Altorten", analysiert Stadtplaner Ullrich die Ist-Situation im Raum Bamberg.
Innenverdichtung vor Außenentwicklung, lautet auch bei ihm das Credo. Er sieht daher aber auch die Notwendigkeit, in bestimmten Fällen und unter bestimmten Bedingungen auszuweisen.
Gundelsheim macht beides
Gundelsheim sei dafür ein Musterbeispiel. Die Ein-Ort-Gemeinde nahe der Stadt Bamberg, habe in den vergangenen Jahren sehr viel für die Wiederbelebung der Ortsmitte unternommen. Doch nun sei Gundelsheim, noch im attraktiven Stadtbusbereich gelegen, an seine inneren Grenzen gestoßen und habe erst dann den Bebauungsplan für ein Neubaugebiet aufgestellt. Marian Dörfler weiß als Architekt weiß er durchaus die Möglichkeit zu schätzen, in einem Baugebiet, soweit die Bebauungspläne das hergeben, maßgeschneidert nach den Bedürfnissen und Träumen des Bauherrn nachhaltig zu bauen. Als Stadtplaner ist er aber momentan vor allem mit Plänen für eine Umgestaltung in der Innenstadt von Selb beschäftigt. Die Herausforderung, bestehende Gebäude umzugestalten, umzubauen oder durch Anbauten zu erweitern, weiß er sehr zu schätzen.
Hervorragende Beispiele, wie Wohnen in alten Ortskernen gestaltet werden kann, liefert seit gut drei Jahren die Wanderausstellung "Bauen mitten im Dorf". Sie wurde von der damaligen Kreisbaumeisterin Gabriele Pfeff-Schmidt zusammengestellt und tourt seither durch den Landkreis Bamberg.
Auch der Fränkische Tag nahm für eine Serie damals einige der Objekte und ihre Macher unter die Lupe (Bild oben rechts). Sanieren, umbauen, anbauen und neu bauen - alle Formen des Bauens im Bestand sind in dieser Ausstellung vertreten.