Bamberger Gesprächstherapie
Autor: Christoph Hägele
Bamberg, Dienstag, 21. Januar 2020
Auf Einladung des Wirtschaftsclubs diskutierten Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft hitzig die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Bamberg. Die Absage des Zugpferds fiel nicht ins Gewicht.
Christoph Hägele Falls Wilfried Kämper befürchtet haben sollte, mit seiner Nachricht einen enttäuschten Exodus aus dem Hallstadter Kulturboden zu provozieren, dann dürften dem Vorstand des Wirtschaftsclubs Bamberg am Montag mehrere Steine vom Herzen gefallen sein.
Als Zugpferd und Aufmerksamkeitsmagnet für seine Veranstaltung "Autoland Deutschland - widerspricht sich Ökologie und Ökonomie?" hatte der Wirtschaftsclub Sigmar Gabriel fest eingeplant. Am Sonntagabend sagte Gabriel ab, gesundheitlicher Gründen wegen.
Schwindende Strahlkraft?
Gabriels Absage quittierte das Publikum mit einigen wenigen Seufzern. Den Saal aber verließ keiner. Das mag sich mit der in Wahrheit schwindenden Strahlkraft des ehemaligen SPD-Vorsitzenden, Wirtschafts-, Umwelt- und Außenministers erklären lassen.
Mehr noch spricht die Gelassenheit aber dafür, dass es dem Publikum um die Sache ging. Und nicht um die Namen. Seinen ehemaligen Parteichef vertrat in Hallstadt Bernd Westphal. Der 59-jährige Niedersachse ist energiepolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Mit ihm auf dem Podium saßen der Grünen-Politiker und Umweltlobbyist Hans-Josef Fell sowie Sebastian Gatz in der Doppelfunktion als Physiker und Führungskraft beim Dresdner Anlagenbauer Von Ardenne.
Die Moderation übernahm der Bamberger Psychologieprofessor Claus-Christian Carbon.
Ein lebendes Labor
Zur Sache also: Die von ökologischen Zwängen befeuerten Umbrüche in der Automobilindustrie trifft die Region Bamberg mit voller Wucht.
Denn etwa 20 000 Arbeitsplätze und mit ihnen Identitäten, Lebensentwürfe, Familienmitglieder und Kaufkraft hängen am Automobil. "Die Menschen in der Automobilindustrie machen sich völlig zurecht Sorgen um ihre Arbeitsplätze", sagte Fell am Montag.