Druckartikel: Bamberger Gärtner sind "hoch erfreut"

Bamberger Gärtner sind "hoch erfreut"


Autor: Jutta Behr-Groh

Bamberg, Mittwoch, 17. Dezember 2014

Anerkennung Das Kultusministerium hat ein Landesverzeichnis des immateriellen Kulturguts erstellt. Aus Bamberg wurde der urbane Gartenbau aufgenommen, nicht aber die Sandkirchweih.


von unserem Redaktionsmitglied 
Jutta Behr-Groh

Bamberg — Die Gärtnerstadt ist zwar ein ganz zentraler Bestandteil des Weltkulturerbes Bamberg. Aber das Gebiet zwischen Rhein-Main-Donau-Kanal und Bahnlinie steht auch noch gut 20 Jahre nach der Ernennung Bambergs zum Unesco-Welterbe im Schatten der Altstadt. Selbst bei vielen Einheimischen fehle noch das Wissen um die Bedeutung, die die Gärtnerei für Bambergs Entwicklung hatte, sagt Pankraz Deuber. Der Gärtner-Sprecher im Stadtrat ist deshalb "hoch erfreut", dass die Gärtnerstadt nun auch im neuen Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes steht.
"Der urbane Erwerbsgartenbau in der fruchtbaren Bamberger Regnitz-Aue entstand im 14. Jahrhundert und konzentrierte sich bis ins 19. Jahrhundert auf die Produktion von Gemüsesaatgut und Süßholz. Noch heute produzieren die Gärtner nach bewährter Tradition und vermarkten ihre Waren hauptsächlich auf dem Grünen Markt, in Hofläden und Restaurants." Das ist der Wortlaut des Eintrags in der ersten Liste ihrer Art. Sie umfasst 13 Bräuche, Feste und Handwerkstechniken, von der bayerischen Brautradition nach dem Reinheitsgebot über historische Festspiele wie dem "Meistertrunk" zu Rothenburg ob der Tauber bis zur Tradition der hochalpinen Alpwirtschaft im Allgäu.
Ziel des neuen Verzeichnisses ist es einer Pressemitteilung aus dem bayerischen Kultusministerium zufolge, "das Bewusstsein der Menschen für unsere großartigen und vielfältigen Traditionen zu schärfen". Kultusminister Ludwig Spaenle wird mit den Worten zitiert: "Diese tragen vor Ort in besonderer Weise dazu bei, Identität zu stiften. Sie tragen das Alltagsleben mit."
Die Sandkirchweih hat diesen Status - noch - nicht geschafft. Obwohl nicht nur für viele Bamberger das Ereignis schlechthin erfüllt sie die Kriterien nicht. Die Jury legt laut Kultusministerium ähnliche Maßstäbe an wie die Unesco, schaut auf Alter, Wandel und Tradition, Inhalt und Bedeutung, Erhalt und Gefährdung. Die Sandkirchweih gibt es erst seit 1951. Von einer Weitergabe des kulturellen Erbes über mehrere Generationen könne noch nicht gesprochen werden, heißt es in dem Brief, mit dem der ausrichtende Bürgerverein IV. Distrikt über die Nichtaufnahme der Kerwa informiert wurde. Im Vorstand nehme man die Absage sportlich, sagt Vorstandsmitglied Ulrike Heucken auf Anfrage. Zumal das Kultusministerium die Leistungen der Sandkerwa-Macher durchaus würdigte. Heucken weiter: "Wir freuen uns für die Gärtner."
Diese würden sich laut Pankraz Deuber wünschen, dass die erneute Würdigung ihrer Bedeutung und Tradition einerseits bei den Einheimischen ankommt und andererseits den eigenen Nachwuchs motiviert.
Eine Hoffnung, die auch die Leiterin des Weltererbezentrums Bamberg, Patricia Alberth, hegt. Die Gärtner seien "wertvolle Wissensträger" nicht nur in fachlicher Hinsicht. Auch ihre Sprache, Bekleidung, religiösen Bräuche und mehr seien wichtige Teile des Welterbes Bamberg.